Pern 10 - Die Renegaten von Pern
Schreibtisch und starrte sie an. Piemur nahm ein Stück Kohle und zeichnete ein paar Änderungen auf eine Ecke eines alten Blattes.
»Hmm, mehr als ein Stockwerk?« murmelte Robinton.
»Es liegt etwa auf halber Höhe des Gitterstreifens, auf dem die Flugschiffe landeten«, sagte Piemur.
»Wir könnten es uns ansehen«, schlug der Meisterharfner vor.
»Ich würde gern ganz allein etwas finden!
Du nicht auch?«
»Nicht, wenn ich es selbst ausgraben muß«, wehrte Piemur ab.
»Habe ich je etwas von dir verlangt, was ich selbst nicht täte?«
Meister Robinton sah mit überzeugend unschuldigem Blick zu seinem Gesellen auf.
»Oft genug! Zum Glück gibt es da oben auf dem Plateau genü-
gend fleißige Hände, und ich werde schon dafür sorgen, daß ich Hilfe bekomme.«
Als P'ratan erst am späten Nachmittag vom Paradiesfluß zurückkam, entschuldigte er sich, daß er für einen so einfachen Auftrag so lange gebraucht hatte. »Da unten in Ihrem Paradies ist inzwischen einiges los«, erklärte er den Harfnern, während sie an den Strand gingen, um Poranth zu wecken. Das alte Drachenweibchen nickte 382
jedesmal ein, wenn es zur Ruhe kam.
»Temma, Nazer und ihr Kleiner sind eingetroffen, und der junge Grundbesitzer hat Meister Garm ein paar Dinge aus seinem Lager gegeben, damit er ihm heimatlose Handwerker bringt. Jetzt planen sie, eine Meeresburg zu errichten. Ich habe ihnen geraten, sich mit den Gildehallen in Verbindung zu setzen. Dort warten fast immer paar Gesellen auf eine Gelegenheit, in der Welt herumzukommen und Erfahrungen zu sammeln. Wenn man den Betrieb da unten sieht, hat man seine helle Freude.«
Zum Glück war es Poranth egal, wo sie ihr Nickerchen machte, und sie brachte die drei bereitwillig zum Hochplateau. Während sie in gemächlichen Spiralen zur Landung ansetzte, konnte Piemur beobachten, daß die Arbeit systematisch voranging: Bergwerksmeister Esselin, der die Ausgrabungen leitete, verwendete das größere Gebäude, das F'lar entdeckt hatte, zur Aufbewahrung aller bisherigen Funde, Lessas Hügel diente ihm als Büro. In diesem Abschnitt waren noch weitere Bauten freigelegt worden, in denen nun die Gräber und Sondierer wohnten. Bei mindestens einem Gebäude in jedem der unmittelbar angrenzenden Abschnitte waren die Arbeiten so weit gediehen, daß man ins Innere gelangen konnte.
Meister Robinton und Piemur fanden Meister Esselin in seinem Büro und erbaten sich leihweise einige Arbeiter. Breide, Torics allgegenwärtiger Vertreter, eilte sofort herbei, um sich ja nichts entgehen zu lassen.
»Der Berg, meinen Sie?« Meister Esselin sah auf seine Karte.
»Welcher Berg? Was für ein Berg? Auf meiner Liste steht kein Berg, der zur Ausgrabung vorgesehen wäre. Ich kann jetzt wirklich keine Leute von den planmäßigen Arbeiten abziehen, um einen Berg abzutragen.«
»Welcher Berg?« fragte auch Breide. Das Verhältnis zwischen den beiden Männern war gespannt.
Breide besaß ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis und hatte 383
stets parat, wie viele Mannschaften man für welchen Hügel brauchte, wie viel Wasser und wie viele Mahlzeiten sie benötigten und was genau in jedem Gebäude gefunden worden war. Er wußte, welche Gildehalle und welche Burg Männer und Vorräte geschickt und wie viele Stunden die jeweiligen Leute gearbeitet hatten. Er war tüchtig, und er war lästig.
Schweigend entrollte Meister Robinton Perschars Zeichnung und zeigte sie den beiden.
»Dieser Berg?«
Meister Esselin wirkte nicht sehr zuversichtlich.
»Er steht nicht einmal auf der Liste.«
Aber er sah Breide fragend an.
»Ein paar Probelöcher, dazu der Hin-und Rückweg!« sagte Breide mit der hohlen Stimme eines Schwerhörigen. »Insgesamt etwa eine Stunde.«
Achselzuckend wartete er auf Esselins Entscheidung.
»Ich habe so eine Ahnung.« Meister Robinton strahlte so viel bestrickenden Optimismus aus, daß Breide ihm einen mißtrauischen Blick zuwarf.
»Zwei Männer mit Sondierstäben, für eine Stunde«, gestand Meister Esselin zu, verneigte sich respektvoll vor dem Harfner und verließ sein Büro, um die notwendigen Anweisungen zu erteilen.
»Ich bin der Meinung, die Flugschiffe sollten Vorrang haben, Meister Robinton«, bemerkte Breide, als er den beiden Harfnern folgte. Die Männer mit den Stäben trotteten brav hinter ihnen her.
»Nun, dafür ist eindeutig Meister Fandarel zuständig.«
Meister Robinton wollte nichts zu tun haben mit dem chronischen Streit, auf den Breide anspielte.
»Er ist wirklich
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