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Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Titel: Pern 10 - Die Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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man ein ausgiebiges Frühstück.
    Ein wenig verärgert war sie, als man ihr für einen schlecht geformten Tonbecher für den Klah einen drastisch überhöhten Preis abforderte. Aber es hieß bezahlen oder verzichten, und sie hatte so lange keinen Klah mehr bekommen, daß sie dem Geruch nicht widerstehen konnte. Bisher hatte sie auf einem Fest nie eigenes Geschirr gebraucht, da sie immer im Saal des Burgherrn gespeist hatte, und so hatte sie nicht daran gedacht, etwas dergleichen aus ihrem Reisebündel mitzunehmen. Zum Glück war wenigstens der Klah ganz frisch und hatte nicht die ganze Nacht über auf dem Herd gestanden. In der Nähe waren Köche damit beschäftigt, Fleisch von einem Dutzend Herdentieren auf Spieße zu stecken und über schwelende Feuergruben zu hängen. Bald würde der Duft die Festbesucher daran erinnern, wie ausgezeichnet man auf Igen den Braten zu würzen verstand.
    Gesättigt schlenderte sie auf die großen, farbenprächtigen Festzel-te zu und registrierte mit kritischem Blick jede Knitterfalte und jedes kürzlich verstopfte Tunnelschlangenloch. Ein Fest auf Igen erforderte ungewöhnliche Vorbereitungen. Da die Sonne am Mittag fast so 68
    heiß schien wie am Äquator, hätten die Händler die sengenden Strahlen nicht ertragen, deshalb wurden die Stände unter einem Zeltdach mit Korridoren aus Segeltuch errichtet, deren Seitenwände man aufrollen konnte. Das sorgte für Durchzug und ermöglichte ein schnelles Verlassen des Marktes.
    Thella bemerkte ein paar verhungert aussehende Gören, die ständig hinein-und hinausschlüpften. Am ersten Eingang an der Ecke wurden unter Aufsicht des Festverwalters die Pfosten für einen Baldachin gegen die glühende Mittagssonne in den Boden gerammt. Drinnen war es nach der frostigen Wüstennacht noch kühl. Viele Stände hatten bereits geöffnet, und die Gesellen lockten die vereinzelten Festbesucher an, die auf dem überdachten Platz umherschlenderten.
    Mit einem flüchtigen Blick auf die Gerberbude stellte Thella fest, daß dort eine Werkbank aufgestellt und die verschiedensten Leisten und Werkzeuge zurechtgelegt waren, man würde also auch Schuhe nach Maß anfertigen. Ein paar Lehrlinge waren noch dabei, unter den Augen des Meisters die Reisekörbe auszupacken, während dieser seine Waren gefällig ausbreitete und ein älterer Geselle umständlich die am Zeltpfosten angebrachten Preistafeln zurecht-rückte.
    Im Weitergehen begriff Thella plötzlich die Bedeutung eines Schildes, das verkündete, das Leder des Meisters sei fädensicher.
    Sie schnaubte. Fädensicher, von wegen!
    Die Buden der Weber und Schmiede beachtete sie vorerst nicht, sondern blieb stehen, um sich den verpfuschten Becher mit Fruchtsaft füllen zu lassen. Trotz des Luftzugs erwärmte sich das Zeit allmählich, denn nun drängten zunehmend Leute herein, um ihre Einkäufe zu erledigen, ehe die Hitze zu groß wurde und alle zur Mittagsruhe zwang. Thella ging den ganzen Marktplatz ab, dann hob sie, um ihrem Zorn auf den wucherischen Töpfer Luft zu machen, einen Stein auf, mit dem jemand die Zeltpfosten einge-69
    schlagen hatte, und schleuderte ihn mit einer schnellen Bewegung über die Schulter auf seinen Stand. Als sie ins Zelt zurückhuschte, hörte sie ein befriedigendes Klirren und einen gequälten Aufschrei und lächelte.
    Ihr Groll hatte sich gelegt, und sie war bereit, sich um ihre Stiefel zu kümmern. Als der Gerbermeister sie höflich an seinen Gesellen verwies, um selbst einige besser gekleidete Kunden zu bedienen, schäumte sie wieder und überlegte schon, wie sie ihm diese Taktlosigkeit heimzahlen könne. Der Geselle, ein Mann mit sanfter Stimme und großen Händen voller Narben von Ledermesser und Nadel, zeigte sich jedoch so ehrerbietig und tüchtig, daß sie sich beschwichtigen ließ.
    Er probierte ihr sofort ein Paar derbe, bis zur Wade reichende Fellstiefel und ein Paar knöchelhohe Halbschäfter aus Wherleder an, dann nahm er sorgfältig Maß für lange Reitstiefel und versprach, sie noch vor Mittag fertigzustellen. Sie bezahlte ihm die Fellstiefel, die sie gleich anzog, und die Halbschäfter, die sie an ihren Wasserschlauch band, und entrichtete die Hälfte des Preises für das dritte Paar. Auf diese Weise würde sie nicht allzu viele Marken einbüßen, falls sich ihre Pläne änderten und sie die Stiefel doch nicht abholen konnte.
    Sie wartete noch, während er einem Lehrling auftrug, nach dem eben angefertigten Muster die Sohle zuzuschneiden, dann verließ sie

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