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Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Pern 10 - Die Renegaten von Pern

Titel: Pern 10 - Die Renegaten von Pern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Augenblick lang hoffte Jayge, sein Vater werde empört aus Childons Hof stürmen. Dann mußte Gledia husten und hielt sich die Hand vor den Mund, um das Geräusch zu dämpfen.
    Das war wohl der Augenblick, da sein Vater aufgab, überlegte Jayge später.
    Crenden ließ die breiten Schultern hängen und senkte den Kopf.
    »Ich verstehe Ihre Lage durchaus, Gutsherr Childon.«
    »Nun, solange Sie Einsicht zeigen, werden wir sehen, was sich machen läßt. Sie können im Stall schlafen. Ich habe viel Vieh verloren, das sich sicher nicht so bald ersetzen läßt. Wegen der 60
    Kosten für Ihre Tiere werden wir uns später noch unterhalten, ich kann nämlich kein Futter an unnütze Fresser verschwenden, nicht, wenn Fäden fallen.«
    Eigentlich überraschte es keinen der Lilcamps, als Readis diese Demütigung nicht auf sich nehmen wollte und in der ersten Nacht verschwand. Jayge wurde noch viele Nächte lang von Alpträumen gequält, in denen feurige Lanzen aus Drachenaugen den zuckenden, blutüberströmten Körper seines Onkels durchbohrten. Gegen Ende dieses Frühjahrs trugen Jayges Ersparnisse dazu bei, den Heiler zu bezahlen, der seine Mutter behandelte.
    Aber noch ehe es richtig Sommer wurde, starb Gledia, zu einer Zeit, als alle arbeitsfähigen Männer, darunter auch Jayge, als Bodenmannschaften unterwegs waren.
61
    Siedlung im Norden von Telgar, Burg Igen
     
    12.04.02
     
    Vom Frühlingsfest auf Burg Igen hörte Thella bei einem ihrer nächtlichen Raubzüge in der Siedlung >Ende der Welt<, wo sie sich aus den Anzuchtbeeten Sämlinge für den kleinen Garten holen wollte, den sie gerade anlegte. Sie hatte sich hinter einigen Ballen Trockenfutter versteckt und belauschte ein Gespräch zwischen dem Stallmeister und dem Scheunenverwalter; beide waren trotz der Gefahren in einer Phase der Fädeneinfälle deutlich neidisch auf die Erwählten, die nach Igen reisen durften.
    Die Kunde von einem bevorstehenden Fest war der abtrünnigen Tochter aus dem Telgar-Geschlecht hochwillkommen. Sie konnte nicht damit rechnen, Arbeitskräfte für ihre Bergfestung zu finden, solange die Grundversorgung nicht sichergestellt war, und das mußte auf legale Weise geschehen. Vermutlich brauchte sie nur einmal ein großes Fest zu besuchen, um sich alles Nötige zu beschaffen. Während sie noch wartete, daß die Männer sich entfernten, um dann in die Treibhäuser schleichen und die Sämlinge an sich nehmen zu können, schmiedete sie die ersten Pläne.
    Sie hatte den ganzen ersten Planetenumlauf seit dem Wiedereinsetzen der Fädenfälle gebraucht, um ihre schreckliche Enttäuschung zu überwinden. Mißerfolge machten Thella immer schwer zu schaffen, und nun hatte sie nicht nur zwei von ihren schönen Rennern an diese ekelhaften Sporen verloren - die Tiere waren angesichts der am Himmel fliegenden Drachen in Panik geraten und in einen Abgrund gestürzt - sie hatte auch all ihre sorgfältig geplanten, ehrgeizigen Vorhaben aufgeben müssen.
    Das Scheitern ihrer Hoffnungen hatte sie zutiefst deprimiert. Sie hatte alles so genau berechnet: wenn sich die Fäden nur noch einen 62
    Planetenumlauf Zeit gelassen hätten, könnte sie jetzt sicher in ihrer eigenen Festung sitzen.
    Sie hatte das alte Anwesen auf einem ihrer Streifzüge in den Bergen entdeckt. Vor langer Zeit hatte hier jemand gelebt - und auch den Tod gefunden -, denn sie hatte zwölf Schädel entfernt, die einzigen Leichenteile, die sich für die Bergschlangen als unverdaulich erwiesen hatten. Wodurch die Siedler umgekommen waren, würde immer ein Rätsel bleiben, obwohl Thella natürlich Fälle kannte, in denen ganze Hausgemeinschaften durch ansteckende Krankheiten ausgelöscht worden waren.
    Davon abgesehen war es den früheren Bewohnern offenbar nicht schlecht gegangen. In den Räumen standen immer noch Möbel aus Holz; der Tisch mit der massiven Platte und die Bettgestelle waren zwar ausgetrocknet und verstaubt, aber noch zu verwenden. Alle Beschläge und Werkzeuge aus Metall waren von einer dünnen Rostschicht überzogen, aber die ließ sich abschleifen. Wasserzister-nen und Badebecken waren vorhanden. In den meisten der nach Süden gerichteten, von tiefen Laibungen geschützten Fensteröffnungen war das Glas noch erhalten. Die vier großen Feuerstellen zum Heizen und Kochen brauchten nur gesäubert zu werden.
    Bei ihren ersten Erkundungen - damals, ehe es Sporen regnete, als Thella noch ein junges Mädchen voller Selbstvertrauen und mit hochfliegenden Plänen war - hatte sie in den

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