Pern 11 - Die Weyr von Pern
weiter keine Gedanken gemacht. Jedenfalls ist das Ovoid von mehreren Schichten aus schmutzigem, steinhartem Eis umgeben, in das die verschiedensten Steinchen, Körner und -
und irgendwelcher anderer Plunder eingebettet sind, weißlich, 423
gelb, schwarz, grau ... Ob das Gelbe wohl Helium sein könnte?
Hast du die Vorlesungen über die Verflüssigung von Gasen gehört? Nein, das waren wohl Piemur und Jancis.
Jedenfalls gibt es Ringe, die das Ovoid ganz umschließen.
Diese Ringe lassen sich von den anderen Substanzen lösen.
Außerdem findet man Röhrchen und ganze Trauben blasiger Materie. Akki sagte, es handle sich um eine sehr wirre Lebensform.«
Jaxom lachte überrascht auf.
»Bei uns stiftet sie jedenfalls Verwirrung!«
»Kindskopf! So meint er das nicht. Aber wir sind heute nicht sehr weit gekommen, weil wir für die Arbeit bei drei Grad über dem absoluten Nullpunkt nicht die richtigen Werkzeuge haben.« Sie grinste. »Alle Instrumente, die wir mitgebracht hatten, wurden in der Kälte spröde und zerbröckelten uns unter den Fingern.«
»Metall? Spröde?«
»Dabei war es hochwertiger Schmiedestahl. Akki sagt, wir müssen mit Spezialglas arbeiten.«
»Glas, hm.« Jaxom erinnerte sich an die vielen Stunden, die Akki mit Meister Morilton verbracht hatte, und lachte. »Das war also der Grund. Aber wie konnte Akki schon damals wissen, daß wir ein Fädenei einfangen würden, wenn er nicht einmal ahnte, daß das überhaupt möglich war?«
»Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen, Jaxom.«
»Ich mir selbst wohl auch nicht, Liebste. Wer hier wohl die größeren Überraschungen erlebt? Akki oder wir?«
*
Am nächsten Morgen bat Sharra Jaxom um Erlaubnis, sich von Ruth zu Meister Oldive bringen zu lassen, um mit ihm zu besprechen, wen sie zu ihren Untersuchungen noch hinzuzie-hen sollten. Ruth war Sharra stets gern zu Diensten, und so 424
konnte Jaxom getrost in Ruatha bleiben, um mit Brand eine längst überfällige Gerichtsverhandlung zu leiten.
Er hatte gerade seinen Platz im Großen Saal eingenommen, als er einen kurzen Blick auf Ruth erhaschte, der, mit Sharra auf dem Rücken, eben vom Boden abhob.
Das Geschirr, Ruth! Welches Geschirr hat Sharra genommen?
Von Ruth kam die Antwort: Sie ist nicht in Gefahr , doch in diesem Moment kreischten ihre beiden Feuerechsen so laut, daß Lamoth, der alte Bronzedrache auf Ruathas Höhen, erschrocken zu trompeten begann. Wie gelähmt beobachtete Jaxom, wie Ruth sich langsam herabsinken ließ. Sharra hielt sich krampfhaft an seinem Hals fest, Meer und Talla hatten ihre Krallen in die Schulterpolster ihrer Reitjacke geschlagen.
Der breite Sattelgurt hing lose zwischen Ruths Beinen.
Am ganzen Körper zitternd, rannte Jaxom aus dem Großen Saal. Seine Würde, seine Pflichten waren vergessen. Er hatte seine Gefährtin wegen eines Vorfalls, den er schon fast vergessen hatte, nicht beunruhigen wollen, und das hätte sie um ein Haar das Leben gekostet. Seine Hände bebten noch immer, als Ruth vor ihm aufsetzte. Er half Sharra, den rut-schenden Sattel zu verlassen, und schloß sie stürmisch in die Arme.
Ich hätte fragen sollen, welches Reitgeschirr sie genommen hatte , sagte Ruth zerknirscht, seine Haut war ganz grau vor Entsetzen. Ich hätte ihr sagen können, wo du das Geschirr versteckt hast, das du in letzter Zeit benützt.
»Es ist nicht deine Schuld, Ruth. Alles in Ordnung, Sharra?
Du bist nicht verletzt? Als ich dich da hängen sah ...« Die Stimme brach ihm, er drückte sein Gesicht in ihre Halsgrube und spürte, daß sie kaum weniger zitterte als er.
Sharra ließ sich nur zu gerne trösten, doch sobald ihr zu Bewußtsein kam, daß sie nicht allein waren, lachte sie verlegen und wollte sich aus seinen Armen lösen.
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Er lockerte zwar seinen Griff, ließ sie aber nicht los. Wenn sie nicht so viel Reiterfahrung hätte ... wenn Ruth kein so kluger Drache wäre ...
»Ich dachte, du hast das Geschirr geflickt?« Sie sah ihm angstvoll in die Augen.
»Hatte ich ja!« Er konnte ihr nicht die Wahrheit sagen, nicht vor so vielen Ohren, und so nahe sie sich auch standen, sie merkte offenbar nicht, daß er nicht völlig offen war.
»Ich muß zu Oldive, Jaxom«, sagte sie, schwankend zwischen Pflichtgefühl und Angst. »Glaubst du, Ruth würde mir verzeihen, wenn ich mich von G'lanar auf Lamoth hinbringen ließe?«
»Du willst trotz allem fliegen?« fragte Jaxom erstaunt, doch insgeheim war er stolz auf seine tapfere Gefährtin, die sich nicht
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