Pern 12 - Die Delphine von Pern
reumütig. »Das mag wohl sein.
Aber er ist erst sieben, und je weniger wir darüber reden, desto besser.«
Als Alemi an diesem Abend das Haus verließ waren alle sich einig. Er besprach mit seinem Ersten Maat, daß dieser am nächsten Tag mit der Schaluppe ausfahren würde, um mit dem Schleppnetz nach Rotfischen zu fischen, deren Schwärme noch immer vor Ort standen. Was er nicht frisch verkaufen konnte, würden sie räuchern, er wollte diesen Arbeitstag nicht verlieren, nur weil man ihn gebeten hatte, nach Landing zu kommen.
Kitrin wollte überhaupt nicht, daß er sie verließ.
»Wenn ich mit dem Schiff zum Fischen unterwegs bin, bin ich länger weg, Liebes«, erinnerte er seine Frau sanft. Sie war hochschwanger und neigte zur Zeit dazu, sich Sorgen zu machen. Er nahm sie bei der Hand, zog sie in seine Arme und streichelte ihr feines, dunkles Haar. »Und ich verspreche dir, auf diese kecken Mädchen, die in Landing arbeiten, werfe ich nicht einmal einen Blick.«
Beide fühlten, wie das Baby sie von innen gegen den Bauch trat, und lächelten sich an.
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»Du mußt nur Bitty nach mir schicken«, beruhigte er sie mit einem Nicken zu der kleinen, bronzefarbenen Feuerechse, die zusammengerollt auf einem sonnenbeschienenen Flecken der Veranda lag. »Von Landing kann ich viel schneller zurückkehren als vom Meer.«
»Ich weiß, ich weiß«, antwortete sie und schmiegte sich an ihn.
Wenn Alemi ehrlich war - doch bei Kitrin, die von allein schon so unruhig war, war jetzt nicht die richtige Zeit dazu -
mußte er zugeben, daß er die Möglichkeit, nach Landing zu kommen und selbst mit Akki zu sprechen, auf keinen Fall versäumen wollte, auch wenn er sie lieber ohne alle Einschränkungen mit Readis geteilt hätte. Doch er konnte Araminas Sorge um den Jungen verstehen und wußte sie zu schätzen. Der Junge war so abenteuerlustig und selbstsicher, daß er sich vielleicht auf etwas eingelassen hätte, das seine Kräfte noch überstieg. Alemi hatte vorgehabt, ihm von allem zu erzählen, was er bei seiner letzten Segelfahrt bezüglich der Delphine beobachtet hatte: Wie er einen Aussichtspunkt am Bug des Schiffes eingenommen hatte, um die Geleitfische herbeizuwin-ken und abzuwarten, ob sie wieder mit ihm sprechen würden und um sie mit Fischen zu füttern, die er zum Dank aufgehoben hatte. Das hatte er jeden Morgen und Abend getan. Zu seiner eigenen Verblüffung hatte er allmählich Unterschiede in ihrer Färbung und im Muster der Narben um ihre Schnauze festgestellt, so daß er einen vom anderen unterscheiden konnte. Ihm war klar geworden, daß man Delphine, wie Drachen, identifizieren konnte, wenn man einmal wußte, worauf man achten mußte. Zum Beispiel auf die Unterschiede in Färbung und Musterung.
Alemi freute sich auf die Gelegenheit, einen Drachen zu reiten. So oft war dies noch nicht vorgekommen. Sein erster Ritt im Dazwischen war auf Ersuchen seiner Schwester Menolly erfolgt. Sie hatte von ihrem Meister, dem Harfner 51
Robinton, von der Siedlung am Paradiesfluß gehört und legte Alemi nahe, einmal darüber nachzudenken, ob er nicht im Süden eine eigene Niederlassung gründen wollte. Wie gut doch seine Schwester seine Lage verstanden hatte, erkannt hatte, wie er sich an der konservativen Haltung seines Vaters aufrieb. So war er auf dem Drachenrücken zu seinem ersten Treffen mit dem kürzlich bestätigten Gutsbesitzer Jayge Lilcamp befördert worden, und sie waren sich beide sympathisch genug gewesen, darauf weiter aufzubauen. Seitdem hatte er sich auf diese Weise noch zweimal zu Versammlungen der Fischermeister in der Gildehalle von Tillek befördern lassen.
Menolly hatte ihm zwar wiederholt darauf hingewiesen, daß er als Handwerksmeister das Recht habe, einen Drachen zu seinem Transport herbeizurufen, wann er dies für notwendig halte, doch wollte er dieses Privileg nicht mißbrauchen.
Oft war er zu der heute Monaco-Bucht genannten Stelle gesegelt, um Zehntzahlungen für den Weyr und Vorräte für die wachsende Bevölkerung Landings abzuliefern.
Die Ausgrabungen waren noch nicht abgeschlossen, und von den Catherine-Höhlen hatte er ein, zwei nützliche Dinge erworben, als diese verteilt wurden.
Für den Auftritt in Landing zog er seinen neuen Zeremonialüberwurf an, der in den Farben des Paradiesfluß-Gutes und mit seinem Meisterwappen bestickt und mit den neu geflochtenen Schulterknoten eines Meisters versehen war.
Kitrin wußte geschickt mit der Nadel umzugehen und erledigte viele der feineren
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