Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Titel: Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
schon ein wenig alt!“ setzt sie rasch hinzu.
    Perry lacht breit. „Das wird es sein. Altersschwäche! Sagen Sie, Miß Jennifer, ist Tommy Lenderson eigentlich schon wieder zurück?“
    „Ja, Mister Clifton. Er ist schon gestern abend wieder dagewesen.“ Und mit sehr fröhlicher Stimme berichtet Jennifer noch von einer weiteren Neuigkeit: „Lady Kathrin und Polly sind auch wieder auf Catmoor.“
    „Das wird Sir Douglas ja freuen!“
    „Ja, Sir. Darf ich jetzt gehen?“
    „Natürlich, Jennifer. Und recht herzlichen Dank für das Frühstück.“
    Jennifer wird schnell noch einmal rot, bevor sie mit einem geflüsterten „Bitte“ aus dem Zimmer huscht.

    Es ist 8 Uhr 42, als Perry Clifton die Serviette zurücklegt und zu Dicki sagt: „Hör zu, Dicki, ich möchte mich gern mit dem Chauffeur Lenderson unterhalten. Wie wär’s, wenn du in der Zwischenzeit einen lieben, netten und vor allen Dingen recht langen Brief an deine Eltern schreibst?“ Dicki macht ein enttäuschtes Gesicht. Und mit hängenden Mundwinkeln murrt er: „Ich dachte, daß wir zuerst mit Jamesberry reden!“
    Perry winkt ab. „Das kommt schon. Zuerst muß ich mit Lenderson reden.“
    „Meinetwegen! Schreibe ich eben einen Brief. Was soll ich denn schreiben?“
    „Schreib, daß wir gestern eine aufregende Bootsfahrt unternommen haben!“
    Dicki stutzt. „Bootsfahrt? Wieso Bootsfahrt?“
    „Stimmt, war ja ein Spaziergang!“
    „Das war vorgestern, Mister Clifton!“
    „Na also. Da hast du ja etwas zu schreiben. Also, bis nachher! Und laß dich nicht aus dem Zimmer locken.“
    Dicki nuschelt einige unverständliche Worte und kramt ohne jegliche Begeisterung nach seinem Schreibzeug.

    Zweimal muß Perry Clifton fragen, bis er endlich vor Tom Lendersons Tür steht. Seine Uhr zeigt jetzt 8 Uhr $7. Zweimal klopft er. Er hat seine Hand schon ein drittesmal erhoben, als er von innen ein barsches „Herein“ hört. „Morgen, Mister Lenderson!“ wünscht Perry Clifton und schließt die Tür hinter sich.
    „Guten Morgen, Sir!“ erwidert Lenderson überrascht und wischt sich den Seifenschaum aus dem Gesicht. „Entschuldigen Sie bitte, aber auf Ihren Besuch war ich nicht vorbereitet, Sir.“ Er zeigt auf die herumliegenden Sachen. Während sich Clifton in dem sauberen, mit Geschmack eingerichteten Zimmer umsieht, erwidert er: „Keine Sorge, Mister Lenderson. Ich bin selbst Junggeselle. Sie sollten mal sehen, wie es bei mir manchmal aussieht. Dagegen ist Ihre Ordnung eine Auszeichnung wert. Außerdem weiß ich, daß Sie gestern noch spät unterwegs waren.“
    „So, das wissen Sie?“
    „Ja. Und deswegen bin ich auch gekommen. Mister Lenderson — wohin haben Sie Lady Pamela gebracht?”
    Der Chauffeuer sieht Perry mit einem Blick an, in dem sich Überraschung, Empörung und Ablehnung die Waage halten. Doch der Detektiv lächelt Lenderson gewinnend an: „Ich weiß, was Sie jetzt denken, Tommy. Sie denken, daß mich das, gelinde gesagt, einen Sack Hühnerfedern angeht, stimmt’s?“
    „Verzeihung, Sir. Aber wenn Sie so direkt fragen — ja, genau das denke ich, obgleich Sie Gast von Sir Douglas sind.“
    Perry ist weder gekränkt noch beleidigt. Im Gegenteil. In seiner Stimme schwingt Verständnis mit, als er Lenderson erklärt: „Ich werde Ihnen mein Interesse zu einem späteren Zeitpunkt erläutern. Sie halten wohl viel von Lady Pamela?“
    „Ja, Sir“, gibt Lenderson zu. „Sie ist eine feine Dame — und eine gute. Auch wenn sie ein bißchen durcheinander ist — manchmal.“
    „Nun, das ist wohl erst so, seitdem sie ihren Mann verloren hat.“
    „Ja, stimmt. Manche behaupten, sie würde spinnen, und nur deshalb, weil sie sich die Hütte im Moor bauen ließ. Dabei ist sie seit fast einem Jahr nicht mehr dort gewesen.“
    „Sie sind sehr genau informiert, Mister Lenderson.“
    Tommy Lenderson schweigt ein wenig betroffen. Dann gibt er leise zu: „Sie hat es mir selbst gesagt, gestern.“
    „Was hat sie denn in der Hütte getan?“
    „Gedichte geschrieben.“
    „Gedichte?“
    „Ja. Ich sagte schon, daß sie eine feine Dame ist!“
    „Natürlich“, Perry denkt einige Augenblicke über Lendersons These nach, wonach nur „feine“ Damen Gedichte schreiben.
    Lenderson beobachtet mißtrauisch Perrys Nachdenken. Dann zieht er ärgerlich die Augenbrauen zusammen, als Perry seine Frage wiederholt:
    „Wollen Sie mir nicht sagen, wohin Sie Lady Pamela gebracht haben?“
    „Nach Aberdeen“, gibt er widerwillig zu. „Aber ich weiß

Weitere Kostenlose Bücher