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Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Titel: Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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daran so merkwürdig ist. Es war bisher nie unsere Art, die Gäste des Hauses über unsere Reiseziele oder sonstigen Absichten zu unterrichten.“
    Perry Clifton überhört die deutliche Spitze, die in Henry Everbridges Worten liegt, absichtlich. Ebenso, wie er dessen plötzliches Auftauchen überraschungslos hinnahm. „Immerhin ist Lady Pamela die einzige Person auf Schloß Catmoor, die mir über Spencer Freeman Auskunft geben kann. Haben Sie das bereits vergessen, Sir?“
    „Soweit es sich um diese — Ihre — Ansicht handelt, habe ich es nicht vergessen. Aber vielleicht setzen Sie sich einmal mit Tom Lenderson in Verbindung. Er hat meine Schwester zum Bahnhof gefahren. Ich kann Ihnen allerdings nicht sagen, wann er zurückkommt.“
    „Besten Dank, Sir. Ich werde Ihrem freundlichen Rat gern nachkommen.“
    Perry Clifton versucht diesen Rat auch sofort zu befolgen. Doch Sir Henry hat recht: Tom Lenderson ist nicht in Catmoor.
    Robert Grayn, der Gärtner, dem Perry auf dem Schloßhof begegnet, bestätigt ihm, daß Tommy zusammen mit Lady Pamela fortgefahren sei.
    Als Clifton wieder in seinem Appartement eintrifft, ist auch Dicki mit den Kerzen schon da. Zwölf Stück, ein Dutzend genau, hat ihm Jamesberry mitgegeben.

    Und so geht auch der zweite Tag ihrer Anwesenheit auf Schloß Catmoor zu Ende. Ein Tag, der für Perry Clifton und Dicki Miller vielerlei Ereignisse brachte — jedoch keinen sichtbaren Erfolg.

    Während Perry die zwölf Kerzen gleichmäßig verteilt im Zimmer aufstellt, schleppt Dicki schnaufend sein Bettzeug aus seinem Zimmer herüber und beginnt auf dem Sofa sein Nachtlager herzurichten. Verstohlen schielt er dabei zu seinem großen Freund hin, der so tut, als sähe er nichts. Im Gegenteil: Als sei Dickis Vorgehen selbstverständlich und abgesprochen, setzt er sich jetzt auf das verwandelte Sofa, wippt ein-, zweimal und fragt: „Kann man auf dem Ding überhaupt schlafen?“
    „Prima!“ versichert Dicki sofort voller Eifer und läßt sich ebenfalls auf die Liegestatt fallen.
    „Ein bißchen schmal“, gibt Perry zu bedenken.
    „Ich bin ja dünn“, Dicki hält die Luft an und zieht seinen Bauch ein, „ich brauche nicht viel Platz!“ Und um diese Feststellung mit einem geeigneten Beispiel seiner Schlaf-Bescheidenheit zu unterstreichen, behauptet er mit todernstem Gesicht: „Ich habe sogar schon einmal auf einem Bügelbrett geschlafen!“
    Perry Clifton, in dem diese Vorstellung Heiterkeit erregt, beginnt herzlich zu lachen. Und unter Lachen fragt er: „Und wie lange hast du es auf deinem Bügelbrett ausgehalten?“
    Dicki beschäftigt sich angelegentlich mit einem Knopf seiner Pyjamajacke.
    „Na, wie lange?“
    „Ehrlich?“
    „Ehrlich, Dicki!“
    „Fünf Minuten!“ gesteht Dicki kleinlaut.
    „Hab ich mir’s doch gedacht“, grinst Perry und erhebt sich. „Aber das lag an Mutter, sie wollte bügeln…”
    „Dicki!“ Perry Clifton hebt Stimme und Zeigefinger. „Doch, so war es“, beharrt Dicki auf seiner Version, fügt allerdings hinzu: „Es war ja am Tag, ich wollte es nur mal ausprobieren.“
    „Du bist ein Schlingel, Dicki. Aus dir wird mal ein guter Seemann. Garn kannst du ja schon spinnen!“
    Dicki überlegt, ob er jetzt den Gekränkten spielen oder einfach Perrys letzte Behauptung überhören soll. Er entschließt sich für letzteres.
    Als er sieht, wie sein Freund die Verschlußmöglichkeiten an der Tür untersucht, wird ihm deutlich, daß Perry wieder mit dem Besuch der „Geister“ rechnet. Und mit einem schnellen Ruck schiebt er sein Sofa noch um einige Zentimeter näher an Perrys Bett heran.
    „Wann brennen wir denn die Kerzen an, Mister Clifton?“
    „Kurz vor der Geisterstunde, obgleich in diesem Schloß auf die Geister kein Verlaß ist.“
    „Ob Geister auch Vorschriften haben?“
    „Wie kommst du denn auf diese schnurrige Idee?“
    „Irgend jemand muß aber doch… ich meine… ich dachte…“ Dicki sucht nach passenden Worten. Doch Perry Clifton weiß wohl, was Dicki sagen wollte.
    „Du meinst, irgend jemand müsse ihnen gesagt haben, daß es sich für einen ordentlichen Geist geziemt, von Mitternacht bis i Uhr zu spuken.“
    „Ja, das meine ich“, gibt Dicki zu und rutscht unter seine Decke.
    „Das mag vielleicht für richtige Geister zutreffen, aber unsere scheinen da auch Ausnahmen nicht zu scheuen.“
    „Hoffentlich schlafe ich nicht ein.“
    „Das würde ich mir nicht wünschen an deiner Stelle. Wach wirst du sicher von allein.“

    Schon

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