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Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Titel: Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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versteckt. Mit der Miene eines Geldbriefträgers, der einen unverhofften Lottogewinn auszahlen will, fragt er: „Raten Sie mal, was ich hier auf dem Rücken verstecke!“
    Perry macht ein nachdenkliches Gesicht. „Einen Kirchturm?“
    „Sie verderben mir den ganzen Spaß“, mault Dicki und holt lustlos den Zettel hervor. „Hier!” sagt er und hält Perry das Papier hin.
    „Tut mir leid, Dicki“, sagt Perry begütigend. „Den Spaß wollte ich dir wirklich nicht verderben. Was ist denn mit diesem Wisch?“
    „Ich habe eine Entdeckung gemacht!“
    „Hm… eine wichtige?“
    „Ich glaube.“
    Perry starrt jetzt mit gerunzelter Stirn auf den Zettel und schüttelt dann resigniert den Kopf. „Keine Ahnung, was du meinst, Dicki.“
    „Sie haben doch gesagt, daß der Zettel an der Tür angezweckt gewesen sei, stimmt’s?“
    „Ja. Jamesberry brachte ihn mit herein.“
    Dicki holt tief Luft. „Dann zeigen Sie mir mal das Loch von der Zwecke!“
    Perry Clifton sieht erst Dicki, dann das Papier in seiner Hand an. Zuletzt wandert sein Blick wieder zu Dicki hin. Diesmal steht echte Anerkennung darin, und Dicki fühlt, wie ihm bei diesem Blick die Röte der Freude und der — Verlegenheit in die Wangen steigt.
    „Du bist ein tüchtiger Kerl, Dicki. Was ich alter Esel von einem Detektiv hätte auf den ersten Blick sehen müssen, muß dir auffallen. Meine Anerkennung!“
    „Es war nur Zufall“, weist Dicki bescheiden Perrys Lob zurück. Dabei kann er nicht verbergen, daß es ihn mächtig freut.
    „Damit steht fest“, erkennt Perry Clifton sachlich aus dieser Tatsache, „daß Jamesberry gelogen hat. Dieser alte Bursche weiß mehr von der ganzen Sache, als er zugeben will. Letzten Endes wird er auch noch die Finger mit im Spiel gehabt haben, als man dich im Keller einschloß!“
    „Aber ich habe ihn nicht gesehen!“ betont Dicki, dem die Vorstellung, daß Jamesberry ein Schurke ist, ganz und gar nicht behagt.
    „Nicht die Ausführenden sind immer die Schlimmsten, Dicki. Oftmals oder sogar meistens bleiben die größten Halunken im Hintergrund“, belehrt ihn Perry. „Er muß ja gleich mit dem Frühstück kommen. Ich werde ihn mir vorknöpfen!“
    „Und wenn er es nicht zugibt?“
    „Sicher wird er es erst andersherum versuchen. Aber das fehlende Loch in diesem Zettel ist ein nicht zu widerlegendes Argument. Da werden ihm schon geniale Ausreden einfallen müssen.“
    Dicki seufzt: „Hoffentlich fallen ihm welche ein.“
    Perry Clifton lächelt: „Anscheinend ist dir die Vorstellung, daß Jamesberry ein Halunke ist, nicht sonderlich sympathisch, was?“
    „Er spielt so schön Gitarre — singen kann er auch. Gestern hat er mir das Lied von der Zigeunerin Zohita vorgesungen.“
    „Lassen wir uns überraschen, Dicki. Er muß ja gleich kommen!“

Auf Schleichpfaden durchs Moor

    Perry Clifton hat seinen Satz soeben zu Ende gesprochen, als es zaghaft an die Tür klopft.
    „Dem Klopfen nach hat dein Freund Jamesberry ein reichlich schlechtes Gewissen!“ ruft Perry Dicki zu, während er zur Tür geht, um diese zu entriegeln und aufzuschließen. Und dann bleibt sogar Clifton für einen Augenblick der Mund offenstehen, als statt des erwarteten Jamesberry ein junges, adrettes Mädchen mit einem Tablett über die Schwelle tritt. Sie nickt sehr freundlich und sagt mit leiser, schüchterner Stimme:
    „Guten Morgen, ich bin Jennifer. Ich bringe das Frühstück.“
    Perry hat sich von seiner Überraschung erholt. Er zwinkert Dicki, den das Auftauchen Jennifers ebenso verblüfft hat, ein „da-hast-du-es“ zu. Und laut sagt er: „Na, Dicki, was sagst du zu Jamesberry? Hat er sich nicht sehr verwandelt?“
    Jennifer stellt das Tablett auf den kleinen runden Tisch. Mit einem zurückhaltenden Lächeln fragt sie: „Sie haben sicher Paganini erwartet?“
    „Ehrlich gesagt: ja! Obgleich wir uns natürlich das Frühstück auch gern von einem so hübschen Mädchen, wie Sie es sind, servieren lassen. Nicht wahr, Dicki!“
    Dicki nickt zustimmend, während Jennifer blutrot anläuft und nicht weiß, wohin sie ihre Hände stecken soll. „Jamesberry fühlt sich nicht wohl“, flüstert sie verlegen. „Er hat mich gebeten, Ihnen das Frühstück zu bringen.“ Perry Clifton schüttelt mitleidig den Kopf und tut, als glaube er an Jamesberrys plötzliche Krankheit.
    „Der Ärmste, er wird doch nicht ernstlich krank sein?“
    „O nein”, fällt Jennifer sofort ein. „Ich glaube, er hatte nur keine rechte Lust. Er ist eben

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