Perry Clifton und das ungewöhnliche VErmächtnis
werde sie auch sofort ins Wasser stellen.
Clifton: Daß ich mit so viel Verspätung komme, liegt daran, daß ich Bens Mutter nach Hause gebracht habe. Ihr ist die Krankenhausluft überhaupt nicht bekommen.
Julie: Und wie geht es Ben?
Clifton: Den Umständen nach ganz ordentlich. Der Arzt meinte, daß er das Schlimmste überstanden hätte... (stutzt) Ist was passiert?
Julie: Was meinst du mit passiert?
Clifton: Ihr seht irgendwie betreten aus.
Dicki: Wir hatten Besuch!
Julie: Ein gewisser Mister Cartland hat dir einen Brief gebracht. Einen angeblich angekündigten Brief.
Dicki: Aus dem Gefängnis!
Clifton: (ungläubig) Aus dem Gefängnis? Ihr scherzt! Wer sollte mir aus dem Gefängnis einen Brief schreiben??
Julie: Zum Beispiel einer, den du hineingebracht hast.
Clifton: (kopfschüttelnd) Ich wüßte nicht.
Julie: Denk nach!
Clifton: Das tue ich ja schon... Von wem kommt der Brief, nun sagt es schon!
Julie: Von einem Mann namens David Maxwell. Hat dir die Gefängnisdirektion in Wartworth keinen Brief angekündigt?
Clifton: Ich weiß weder was von einer Gefängnisdirektion noch von einem Brief.
Julie: Und was ist mit David Maxwell?
Clifton: Ich kenne auch keinen David Maxwell. Das muß ein Irrtum sein.
Dickie: Ich habe schon gesagt, daß ich den Namen auch noch nie gehört habe.
Clifton: Moment mal... (breit / versucht sich zu erinnern) David Maxwell... David... David...
Dickie: Er war Seemann!
Clifton: David Maxwell... Irgendwo hier drin beginnt ein Lämpchen zu glühen... Ich habe schon mal eine Karte von einem David bekommen. Von irgendwo in Wales. Das muß mindestens fünf bis sechs Jahre her sein... Ja, der war Seemann... Oh, jetzt klingelt’s ... Jetzt weiß ich, wer David Maxwell ist.
Julie: War!
Dickie: Er ist gestorben!
Julie: Hier ist der Brief!
Clifton: Er ist im Gefängnis gestorben?
Julie: Ja. Friedlich, wie der Briefbote behauptete...
(Brief aufreißen / Stille)
Clifton: Eigenartig... Wir haben uns kaum gekannt...
Dickie: Was schreibt er denn?
Clifton: (liest) Lieber Mister Clifton! Es müssen schon schlimme Dinge geschehen, damit ich wieder mal schreibe. Sie haben lange nichts von mir gehört, aber ich bin im Gefängnis von Wartworth . Jetzt bin ich krank und liege im Zielhafen. Meine letzte große Reise ist zu Ende. Niemand wird darüber traurig sein, wenn ich von dieser Welt gehe. Ich habe keine Verwandten, und die wenigen Freunde, die ich besaß, sind längst tot.
Ich habe kein erfreuliches und kein ehrliches Leben geführt. Immer wieder bin ich der Versuchung erlegen, schnelles Geld zu machen. So habe ich betrogen, gelogen und gestohlen. Sie waren der einzige, der mir in den letzten zwanzig Jahren Gutes getan hat, denn Sie haben mich bei sich aufgenommen. Leben Sie wohl, und nochmals vielen Dank. David Maxwell...
Julie: Eine traurige Geschichte.
Clifton: Ja. Jetzt erinnere ich mich auch wieder ganz genau der Szene, die zu unserem Kennenlernen führte. Hank Murphy erwischte ihn in der Feinkostabteilung, als er gerade einen Schinken unter dem Mantel verschwinden ließ. Er brachte ihn dann zu mir, und ich habe den Mann zum Essen eingeladen... Er scheint aber schon reichlich verwirrt gewesen zu sein.
Julie: Warum? Der Brief hört sich doch sehr klar an.
Clifton: Ja, bis auf den Satz: Sie waren der einzige, der mir in den letzten zwanzig Jahren Gutes getan hat, denn Sie haben mich bei sich aufgenommen...
Dicki: Er meint eben das mit dem Essen.
Julie: Ich habe Mister Cartland gebeten, auf dich zu warten, aber er schien es sehr eilig zu haben.
Clifton: War er auch Sträfling?
Julie: Das habe ich ihn nicht gefragt.
Clifton: Du nickst, Dicki?
Dicki: Großvater hätte gesagt: Der sah so wenig ehrlich aus wie ein Ball eckig.
Julie: Aber Dicki, hier muß ich dir aber widersprechen. Wie ein Gauner sah er nicht aus.
Clifton: Oh, Julie, du wirst es nie lernen. Einem Regenschirm sieht man an, daß er ein Regenschirm ist. Ein wirklicher Gauner sieht nur in den seltensten Fällen wie ein Gauner aus.
Julie: Vielen Dank für den Unterricht.
Clifton: Trotzdem finde ich es eigenartig, daß uns die Gefängnisleitung den Brief nicht mit der Post, sondern mit einem Boten schickt.
Dicki: Aber das hatte Mister Cartland Mister Maxwell doch versprochen.
Clifton: Was hat er versprochen, Dicki?
Dicki: Daß er den Brief persönlich nach London bringt und hier abgibt.
Clifton: Hat Cartland das behauptet?
Dicki: Ja.
Julie: Übrigens, dieser David Maxwell hat dir seine
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