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Perry Rhodan - 2500 - Projekt Saturn

Titel: Perry Rhodan - 2500 - Projekt Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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rief mit einer übertrieben dramatischen Geste ein neues Bild auf. Es war kein Holo, sondern ein einfacher Schnappschuss. Ein pixeliges Standbild. Es zeigte Sinnafoch auf dem Zentralen Verladeplatz. Vor ihm stand ein Darturka, schräg hinter ihm war ein verschwommenes Bündel zu erkennen. Es musste die Kriegsordonnanz sein, die um ihren Herrn herumhuschte.
    Der Darturka trug einen Kampfanzug, der beinahe schwarz war. Mir zog es den Magen zusammen, als ich in ihm die Kreatur erkannte, die vor meinen Augen gestorben war, als ich mit den beiden Laosoor auf dem Weg gewesen war, Sinnafoch und seinen Kettenhund gefangen zu nehmen.
    »Dieses Bild wurde von einer unserer Robotsonden während der Kämpfe aufgenommen«, sagte Orval. »Der Schirm über dem Zentralen Verladeplatz wurde mehrfach so stark erschüttert, dass optische Aufnahmen möglich waren. Ihr seht, das Pigasoshaar des Dürren ist zu diesem Zeitpunkt noch intakt.«
    Er holte das Pigasoshaar näher heran. Es musste über einen halben Meter lang sein. Aus der Nähe betrachtet fand die Ähnlichkeit mit einem Zopf schnell ihre Grenzen. Das Pigasoshaar wirkte fest, hatte eine Spannung, die es selbst trug.
    »Seht ihr die Streifen?«, fragte Orval.
    Wir nickten. Es waren lediglich Nuancen in der Färbung, aber sie waren klar zu erkennen.
    »Jeder Streifen ist sozusagen ein Jahresring. Wir haben aus dem Stumpf Proben entnommen und waren mit ihrer Hilfe in der Lage, die Wachstumsgeschwindigkeit des Pigasoshaars sehr genau zu bestimmen. Wir wissen, wann es zu wachsen angefangen hat. Und jetzt ratet, wann!«
    »Vor zehntausend Jahren?«, riet ich.
    Es war eine kleine Spitze, dazu gedacht, etwas die Luft aus der übertrieben dramatischen Präsentation Orvals zu lassen, aber sie hatte einen ernsten Hintergrund. Ich gestand mir ein, dass mich Sinnafoch beeindruckte. Insbesondere eine Eigenschaft: seine unerschütterliche Gewissheit. Ich kannte Ähnliches nur von Unsterblichen wie Perry. War der Frequenzfolger womöglich ebenfalls unsterblich?
    »Knapp daneben.« Orval lachte. Er nahm mir meine Bemerkung nicht übel. »Nein, das Pigasoshaar des Dürren hat vor 132 Jahren zu wachsen begonnen – im Jahr 1331 NGZ, dem des ...«
    »... Hyperimpedanz-Schocks«, brachte Perry den Satz zu Ende.
    Er hätte ebenso gut sagen können: dem Jahr, in dem alles unwiderruflich anders geworden war, der Himmel über uns eingestürzt und der Boden unter uns weggerutscht war.
    Damals hatten sich unverrückbar gehaltene Naturgesetze des Universums verrückt. Der Hyperphysikalische Widerstand hatte sich ruckartig erhöht. Klingt trocken und allenfalls von Interesse für Physik-Freaks wie Milton DeBeer, hatte aber in kürzester Zeit Millionen das Leben gekostet und den Rücksturz auf Technik längst vergangener Tage bedeutet. Keine Syntroniken mehr, kein schnelles Dahinrauschen von einem Ende der Milchstraße zum anderen mehr, geschweige denn zu anderen Galaxien. Stattdessen langsamer Wiederaufbau oder besser Neuaufbau, denn wir hatten uns unvermittelt mit einem riesigen Haufen in Jahrtausenden aufgebauter und über Nacht nutzlos gewordener Infrastruktur wiedergefunden.
    Und genau in diesem Jahr hatte das Sinnafoch so überaus wichtige Pigasoshaar zu wachsen begonnen – konnte das ein Zufall sein?
    »Das kann Zufall sein«, sagte in dem Moment Perry. Er war ein nüchterner Geist, und die Jahrtausende der Erfahrung hatten diesen Zug in ihm noch verstärkt. »Oder es gibt eine ganz einfache Erklärung dafür. Sinnafoch hat vielleicht sein Haar geschnitten.«
    »Vielleicht«, gestand Orval ein, der sich wohl mehr als unaufgeregte Nüchternheit auf seine Eröffnung erwartet hatte. »Aber auf den Bildern sieht es unversehrt aus ...«
    Wir schwiegen, musterten das Bild vor uns und hingen unseren Gedanken nach. Schließlich sagte Perry: »Arbeitet weiter an dem Miniaturrechner, vielleicht gelingt es euch noch, ihn zu knacken.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Einen Augenblick!«, rief Orval. »Was geschieht jetzt? Was tun wir als Nächstes?«
    »Was geschieht?« Perry lächelte. »Ich fürchte, das liegt nicht in unserer Hand. Etwas anderes schon: Ich werde jetzt schlafen. Wir haben alle Vorbereitungen getroffen, die möglich sind.«
    Und damit verließ Perry das Labor. Zurück blieb ein junger, unverschämt gut aussehender Mediker, dem der Mund weit offen stand.
    Oh, und eine vorwitzige Exartistin, die sich die Bemerkung »Du kannst den Mund wieder zumachen, Orval. Er ist weg!« nicht verkneifen

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