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Perry Rhodan - 2500 - Projekt Saturn

Titel: Perry Rhodan - 2500 - Projekt Saturn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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merkwürdiger Anblick. Sinnafoch hatte Skulptis niemals bluten sehen, hatte niemals diesen Anblick erwartet. Die Kriegsordonnanz war zu flink, als dass eine Verletzung sie hätte ereilen können. Skulptis war wie ein Geist, der nur halb in die materielle Welt gehörte. Unverletzlich.
    Am Anfang, als Skulptis ihm zugeteilt worden war, hatte ein Teil von Sinnafoch immer darauf gewartet, dass die Kriegsordonnanz auslief. Ihr halb transparenter Körper schien zu verletzlich, als dass er die Flüssigkeit, den Grundbaustein des Lebens, würde halten können. Es war selbstverständlich niemals geschehen.
    Bis zu diesem Moment.
    Skulptis blutete, und sein Blut, das klar wie Wasser durch seine Adern rann, war schwarz, als es seinen Körper verließ.
    Die Kriegsordonnanz beachtete es nicht. Ihre Hände huschten über Sinnafochs Körper, forschten nach Knochenbrüchen. Es war das erste Mal, dass Skulptis ihn berührte. Es stand ihm nicht zu, einen Frequenzfolger zu berühren. Sinnafoch registrierte, dass ihn die Übertretung nicht empörte. Die Berührungen taten gut, waren der Ausdruck aufrichtiger Sorge.
    »Nichts gebrochen«, sagte Skulptis schließlich. »Kannst du aufstehen?« Die Kriegsordonnanz blieb sich treu und sprach nur das Wichtigste.
    Sinnafoch versuchte es. Die Kriegsordonnanz hatte ihn auf den Gang hinausgeschleppt. Die Luft war hier besser, der Rauch des Brandes zog durch das zerbrochene Fenster seiner ehemaligen Zelle auf das Transferdeck.
    Der Frequenzfolger schöpfte tief Atem, stemmte sich hoch. Es gelang ihm, doch nur mithilfe der Kriegsordonnanz, die ihn stützte.
    »Einen Moment!«, zischte Skulptis und huschte davon. Sinnafoch schwankte, behielt aber das Gleichgewicht.
    Die Kriegsordonnanz beugte sich über die Leichen von zwei Terranern, die neben dem unregelmäßigen Loch in der Wand lagen, das einmal die Tür zu seiner Zelle gewesen war. Die Glieder der Leichen standen in merkwürdigen Winkeln ab. Die Druckwelle musste außerhalb viel stärker gewesen sein als in der Zelle. Eine Lache hatte sich um den Kopf des einen Toten gebildet, das Blut war beinahe so dunkel wie das der Kriegsordonnanz.
    Die Terraner waren einen Tod gestorben, den sie sich selbst zuzuschreiben hatten. Ein tapferer Darturka war in dem Gang materialisiert und hatte ihnen die verdiente Strafe für ihre Eroberung zuteilwerden lassen. Sinnafoch hätte Triumph empfinden sollen, aber stattdessen war da nur eine Leere in ihm und ein Anflug von Mitleid. Das war nicht die Aufgabe, die er gesucht hatte.
    Mit einem Ruck entwand Skulptis der ersten Leiche den Strahler aus den toten Fingern, huschte weiter zur zweiten Leiche und holte sich ihre Waffe. Sollte der Anblick der Toten Gefühle in der Kriegsordonnanz auslösen, behielt sie sie für sich.
    Skulptis kehrte zurück zu Sinnafoch, gab ihm einen der Strahler. »Wohin?«, fragte er.
    Skulptis wollte loshuschen und den Frequenzfolger wachsam umkreisen, aber Sinnafoch hielt ihn mit einer entschlossenen Handbewegung zurück. Er war zu schwach, er brauchte eine Stütze. Auch wenn das bedeutete, dass er vorerst darauf verzichten musste, seine Gabe als Paraschleicher einzusetzen.
    Sinnafoch rief sich den Aufbau von ITHAFOR ins Gedächtnis und zeigte nach rechts. »Hier entlang«, bestimmte er und sah gleichzeitig ein zweites, kleineres Loch in einer Wand klaffen. Es war klein, und an seinen Rändern klebte eine schwarze Flüssigkeit, die aussah wie das Blut der Kriegsordonnanz. Sie war sein Blut, stellte Sinnafoch fest, als sie das Loch passierten. Skulptis hatte sich durch die zu enge, scharfkantige Öffnung gequetscht, um seinen Herrn zu retten.
    Skulptis fragte nicht nach, wieso der Frequenzfolger sich für diese Richtung entschieden hatte. Er ging los, und Sinnafoch stützte sich auf ihn. Sie kamen nur langsam voran. Sinnafoch fehlte die Kraft, die Beine knickten ihm ständig weg, und immer wieder rissen ihn die Erschütterungen von Explosionen von den Füßen. Sie zeigten an, dass die Darturka sich weiter opferten.
    Skulptis stand fest wie eine Säule. Die Kriegsordonnanz zog eine lange, immer breiter werdende schwarze Spur hinter sich her, doch der Blutverlust schien ihr nichts auszumachen. Sie schwieg und tat, wofür sie existierte: Sie diente dem Frequenzfolger.
    Die Hand der Kriegsordonnanz, die den Strahler hielt, war ständig in Bewegung. Skulptis zielte einen Moment lang nach vorne, dann ruckte sein Arm herum, und er zielte nach hinten, ein weiterer Ruck, und er zielte zur Seite.

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