Perry Rhodan - 2509 - Insel im Nebel
Vojariden-Statue. »Ihr seid nicht die, die erwartet werden.«
»Aber ...!« Maximilian Lexa kam wie aus einer tiefen Trance zu sich. Er wollte protestieren. Die Statue hatte sie ja nicht einmal angehört. Sie waren nicht dazu gekommen, auch nur ein einziges Wort ihres Begehrs zu sagen, geschweige denn zu ihrer Rechtfertigung. Stattdessen waren sie mit Weisheiten über sich selbst überschüttet worden, um die sie überhaupt nicht gebeten hatten. »Du gibst uns keine Chance! Warum hörst du uns nicht erst an, bevor du über uns urteilst?«
Die Statue richtete den »Blick« ihres Multifunktionsorgans auf ihn, aber wahrscheinlich dachten das die anderen drei in diesem Moment auch.
GEHT!
Kälte. Unvorstellbare Kälte. Maximilian Lexa fror und rang nach Luft.
Er taumelte, drehte sich um und rannte auf den einzigen Punkt zu, der ihm ein Halt war – den Gleiter. Drei weitere Gestalten glitten auf ihn zu wie von einem Magneten angezogene Eisenspäne.
Was war das gewesen?
Irgendwann waren sie in der Luft. Nein, er steuerte den Gleiter nicht. Das Fahrzeug hob von der Insel ab, in die sich die Eis- und Methanhölle schnell wieder veränderte, und hielt auf die Nebelwand zu, die das Eiland von der Außenwelt abschirmte.
Lexa hatte das Gefühl, dass jemand sein Innerstes nach außen stülpte, als sie die Wand durchquerten. Er verlor jegliche Orientierung, da war nichts mehr, an das er sich zu klammern vermochte. Wie hinter Schleiern sah er die Anzeigen der Instrumente, die unmögliche Werte zeigten. Keine Information passte zu der anderen, die Positronik und ihre Sensoren schienen im Krieg miteinander zu liegen.
Erst als sie durch den Nebel hindurch waren, hatte der Albtraum ein Ende. Sie flogen wieder über das Meer – nein, der Gleiter zog über ein Meer.
Es war nicht das sturmgepeitschte Wasser von Katarakt und auch die Sonne am Himmel nicht die, wie man sie auf dem sechsten Planeten sah.
Diese hier war viel größer und der Himmel von strahlendem Blau. Es war Mittag, und die Landmassen, auf die der Gleiter in rasendem Flug zuhielt, waren auch definitiv nicht die von Katarakt, sondern gehörten zu einer anderen Welt des Stardust-Systems.
»Aveda«, sagte Duncan Legrange und wirkte kaum beeindruckt. Lexa starrte ihn an.
Hatte die Statue auch etwas über Legrange gesagt?
Er erinnerte sich nicht ...
*
Kurze Zeit später erschien auf einen Funkspruch des Administrators hin ein Leichter Kreuzer, der den Gleiter per Traktorstrahl an Bord holte.
Auf die Frage des Kommandanten, was ihnen widerfahren sei und wo sie überhaupt herkamen, reagierte Corma zunächst verschlossen, bis er den Grund für diese Frage hörte: Ihr Fahrzeug hatte vier Monate lang als verschollen gegolten – zuletzt geortet auf Katarakt, über dem Ozean westlich von Hemontar.
Das aktuelle Datum war der 10. Dezember 1377 Neuer Galaktischer Zeitrechnung.
Was Maximilian Lexa von diesen Minuten am stärksten in Erinnerung blieb, war Duncan Legranges versonnenes Lächeln. Und dass er sich fragte, ob die ganze »Aktion« nicht vielleicht eine verspätete Rache des Whistler-Vertrauten wegen der Wahlniederlage gewesen sein konnte.
6.
Aveda, Stardust City,
18. Dezember 1377 NGZ
Veränderungen
Als Timber F. Whistler wieder zu sich kam, bemerkte er nicht die geringsten Schmerzen, aber sein Körper fühlte sich kräftiger und zugleich behäbiger an als jemals zuvor. Als wäre ich ein Rokinger und kein Mensch. Oder einfach, als wäre ich fett.
Er hielt die Augen geschlossen und wartete auf Empfindungen, ziehende Wunden zumindest.
Als sie nicht kamen, bewegte er probeweise die Finger, erst langsam, dann schneller. Er spürte jeden einzelnen mit einer Bewusstheit wie kaum jemals zuvor. Sein Bewusstsein, seine Wahrnehmung, all das kam ihm vor wie die Sicht in kristallklarem Wasser, während er zuvor in einem schlammigen Teich geschwommen war.
Ein trockenes Lachen ertönte, das er nur zu gut kannte.
Er öffnete die Augen und sein erster Blick fiel auf den Menschen, den er auch zuletzt gesehen hatte, ehe er das Bewusstsein verlor: Duncan Legrange.
»Du hast dir ganz schön Zeit gelassen, mein Freund«, sagte Legrange. Sein Gesicht schwamm in Lachfältchen.
Whistler leckte sich die Lippen. Es fühlte sich merkwürdig an. Sie waren weder trocken noch feucht, sondern … perfekt.
»Wie ... lange ...?«
»Geht so«, wich Legrange aus.
Whistler sah aus dem Fenster links von Duncan. Draußen strahlte die Sonne vom blauen Himmel, und die Blätter der
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