Perry Rhodan - 2518 - Patrouille der Haluter
aus – dank der Farbe ein geradezu unheimlicher Anblick, der etwas in Lingam berührte. »Haben Sie je eine Drangwäsche erlebt? Man will Abenteuer erleben, will sich großen Herausforderungen stellen und höhere Risiken eingehen als sonst ... aber man verliert deswegen nicht den Verstand. Vielleicht haben Sie anderes gehört. Ich könnte mir vorstellen, dass unter den Jungen Gerüchte kursieren, wenn ihre Zahl ungewöhnlich hoch ist, wie es in der Milchstraße der Fall zu sein scheint.«
Krain Denek wandte sich Lingam zu. »Nicht, dass ich Ihnen damit einen Vorwurf machen will. Sie haben ebenso wie alle Haluter in der Heimat zweifellos die richtige Entscheidung getroffen.«
»Ich weiß sehr wohl, was eine Drangwäsche bedeutet«, behauptete Icho.
»So?« Der Sprecher der Haluter in Andromeda gab ein kurzes, dröhnendes Lachen von sich. »Weißt du das, junger Tennaros?«
Lingam war erstaunt über das deutliche Zeichen der Sympathie, das Denek Tennars Nachkommen durch die Nennung der Nachsilbe entgegenbrachte. Gerade ein traditioneller Haluter verwendete die vertraute Anrede sonst nur langjährigen Weggefährten gegenüber.
Zu seiner Erleichterung reagierte Icho höflich und angemessen, indem er sich zurücknahm und dem Älteren Respekt erwies. »Ich danke Ihnen.«
»Wir verlieren während einer Drangwäsche nicht den Verstand«, fuhr Denek fort. »Aber ich weiß, worauf Sie mit Ihrer Frage abzielen. Und ich gebe zu, dass es eine sehr gute Frage ist. Ich werde dir die Koordinaten des Ziels von Sturben Rager geben, der wegen seiner Drangwäsche in Andromeda unterwegs ist. Ob er dort anzutreffen ist, weiß ich allerdings nicht, er ist schon vor Wochen von Halpat aufgebrochen. Es ist möglich, dass er in der Zwischenzeit mit Bewohnern dieser Galaxis Kontakt aufgenommen hat und mehr über die Gesamtlage in Andromeda weiß. Ob er allerdings je von den Polyport-Höfen gehört hat, von denen Ihr Elter gesprochen hat, vermag ich nicht zu sagen.«
»Geht zurück zum Gleiter«, bat Lingam seine Nachkommen. »Wenn Sie erlauben, Krain Denek, möchte ich alleine etwas mit Ihnen besprechen.«
Icho und Fancan zogen sich widerspruchslos zurück und verließen den Empfangssaal.
Gleichzeitig flackerte das Holo am Ende des Saales und zoomte Halut heran, bis die erodierten Berghänge in der oberen Planetenhälfte zu erkennen waren. Es handelte sich wohl um ein Zufallsmuster, das hin und wieder den Bildausschnitt änderte.
»Ich danke Ihnen für die Ehre, die Sie meinen Nachkommen erwiesen haben«, sagte Lingam.
»Sie wundern sich? Nun, ich schulde Ihnen tatsächlich eine Erklärung. Ich wünschte mir ebenfalls einen Nachkommen, um meinen Beitrag zu leisten, die Opfer TRAITORS in Andromeda auszugleichen. Es war mir nicht vergönnt. Dieselbe sonst unbedeutende Mutation, die auch mein mittleres Auge veränderte, verwehrt es mir.«
Denek begann eine langsame Wanderung durch die Halle, in Richtung der Sitzgelegenheiten.
»Aber ich hadere deshalb nicht mit meinem Schicksal, das mich stattdessen zum Sprecher meines Volkes auf Halpat bestimmt hat. Es gibt Makel, die erst die wahre Größe eines Haluters aufzeigen. Sei es ein verändertes Auge und Kinderlosigkeit, oder sei es körperlicher Kleinwuchs.«
Nach diesen Worten schwiegen die beiden Haluter lange Zeit. Krain Denek war für Lingam ein Fremder, doch es kam ihm vor, als seien sie eng miteinander verbunden.
5.
Icho Tennar:
Aufbruch zu neuen Welten
Icho Tennar ließ nachdenklich den Blick über das steppenartige Gelände schweifen. »Kaum zu glauben, dass wir Halpat schon wieder verlassen. Ich wäre gerne auf den Spuren unseres Elters gewandert.«
»Er mag uns für Ignoranten halten«, sagte Fancan, »aber ich hätte gerne die Lebensart und Kultur unseres Volkes in Andromeda kennengelernt.«
Die beiden standen vor dem Eingangsportal der Empfangshalle, wenige Meter von dem Gleiter entfernt, der sie auf den Planeten gebracht hatte. Noch immer trieben feucht glänzende Nebelschwaden über den Boden; nach wie vor drangen aus dem nahen Wald die Geräusche der Tiere. Am Horizont leuchtete der Himmel in einem dunklen Lila, das an den Rändern zerfaserte und unmerklich in das allgegenwärtige Weiß-Grau der Wolken überging.
Von den äußerlichen Bedingungen her hatte sich nichts verändert, seit sie gelandet waren – was Icho wenig überraschte, da sie nur wenige Minuten in der Empfangshalle verbracht hatten. Dem jungen Haluter ging jedoch der Name nicht aus dem Kopf, den
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