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Perry Rhodan - 2522 - Winter auf Wanderer

Titel: Perry Rhodan - 2522 - Winter auf Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Anton
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gegenüber hatte ich auch nur ein Sterbenswörtchen verlauten lassen.
    Nicht, weil ich ihr misstraut hatte, sondern weil ich die Möglichkeit in Betracht ziehen musste, dass KOLTOROC ihre Gedanken lesen oder sie sich unabsichtlich verplappern würde.
    Genau das entsprach der Informationspolitik von ES, die mich seit langer Zeit nervte. Ich fand sie nicht gut, konnte sie aber nachvollziehen. Es war leichter, seit ich ja selbst während des Kampfes gegen KOLTOROC genau dieses Handlungsschema angewendet hatte. Vielleicht war letzten Endes die eigene Erfahrung wirklich durch nichts zu ersetzen ...
    Aber ist das alles? , dachte ich. Wie sehr spielte seinerzeit die »Große Zeitschleife« hinein und begründete ebenfalls viele der Orakelaussagen und unverständlichen Handlungen der Superintelligenz?
    ES lachte humorlos und reagierte auf meine Gedanken.
    »Oft seid ihr Menschen viel kleingeistiger, als es eurer Entwicklungsstufe entspricht. Ihr habt Probleme mit dieser Zeitschleife, wollt aber zugleich die Möglichkeiten von Paralleluniversen, Pararealitäten und all diese Dinge nutzen? Ihr verwendet eure Positroniken und Hyperinpotroniken, um möglichst exakte Simulationen und Prognosen zu erstellen – und wundert euch, dass Vergleichbares höheren Wesenheiten wie Superintelligenzen viel besser und genauer gelingt? Ja, dass in meinem Fall der besondere Blick wegen der Zeitschleife sogar wesentlich exakter war? Ihr wollt wissen – wehrt euch aber gegen die Beschränkung, die dieses Wissen ebenfalls mit sich bringt? Du kannst nicht beides haben.
    Alter Freund, du bist dabei, dich lächerlich zu machen! Nein, ich kann nicht mehr in die Zukunft sehen, dieser Kreis hat sich geschlossen. Wohl aber erfasse ich weiterhin das Spektrum der Alternativ-Zukünfte und unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeiten. Und selbst wenn ich das nicht könnte, wäre meinem kollektiven Bewusstsein immer noch eine grundsätzliche Prognosefähigkeit zu eigen, die deine um ein Vielfaches übersteigt. Wenn du etwas planst und es von einer Positronik ausarbeiten und überprüfen lässt, ist das Ergebnis ähnlich, nur bin ich deutlich besser! Beschwerst du dich beim Vogel, weil du keine Flügel hast wie er?«
    Über 18 Millionen Jahre hatte ES die Zukunft gekannt. ES hatte um das Ergebnis unserer Aktivitäten immer schon im Voraus gewusst. Dennoch hatten wir uns stets frei entschieden. Genau wie meine gestrigen Handlungen, die im Rückblick festgefügt als Erinnerung vorhanden waren, im Augenblick der Entscheidung in die eine wie auch die andere Richtung hätten ausfallen können. Denn genau darauf lief es im Kern hinaus – was war »Vorherbestimmung«, was war »freier Wille« ...
    Obwohl die Große Zeitschleife mittlerweile aufgehoben und Vergangenheit war, mussten wir mit ihr leben. Wir Menschen versuchen ständig, die Geheimnisse übergeordneter Wesenheiten zu ergründen, von ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten zu partizipieren, doch sobald wir erfuhren, dass sie die Zukunft kannten und so gesehen wirklich übergeordnet waren, passte uns diese Enthüllung nicht, weil wir uns dadurch kleiner und unbedeutender vorkamen, und wir ärgerten uns darüber.
    Damit nicht genug – mit der Zeitreise der JULES VERNE in die Vergangenheit ARCHETIMS war die Große Zeitschleife in einen weitaus größeren Rahmen eingebettet worden. Denn damals hatte ES zwangsläufig von den darüber hinausgehenden Dingen erfahren: ES hatte Androiden an die Friedensfahrer geliefert – zu jenem Zeitpunkt, als Kamuko dort aktiv war. Eine einfache »Durchleuchtung« musste ES aufgezeigt haben, dass die Generalin mir in tiefster Vergangenheit begegnet war. Und vor allem wussten wir absolut nicht, ob es nicht in Zukunft weitere Zeitreisen von ähnlichem Ausmaß geben würde, von denen ES schon jetzt zwangsläufig wissen musste.
    Ich beschloss, es dabei bewenden zu lassen und nicht zu sehr ins Detail zu gehen. Mir lag an einer vernünftigen Zusammenarbeit mit der Superintelligenz.
    Mir war klar, dass ES mich in diesen Sekunden bis in die Tiefe meines Bewusstseins erfasste. Ich suchte nach einer Möglichkeit, das Thema zu wechseln. Wir Menschen konnten – mehr noch: wollten – dieses Wissen nicht verkraften. Wir mussten froh und glücklich sein, die Zukunft nicht zu kennen.
    Und doch war es bitter, nicht als Partner auf gleicher Augenhöhe behandelt zu werden, sondern eher wie ... wie die Ameisen im Wald vom Förster? Eigentlich hatte ich es vermeiden wollen, doch nun war dieser

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