Perry Rhodan - 2522 - Winter auf Wanderer
überdies seit fast zwei Jahrhunderten quälen.
»Es tut mir sehr leid«, lehnte Homunk ab. »Der Chronist der Superintelligenz ist zurzeit nicht abkömmlich. Ich würde euch gern helfen und eine bessere Nachricht überbringen, aber es ist, wie es ist.«
Ich sah, wie Mondra Tränen in die Augen schossen. Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, zumindest mir gegenüber nicht, aber es gelang ihr nicht, auch nicht, als sie schließlich den Kopf abwandte.
Ich konnte ihre Enttäuschung nachvollziehen. Meine war nicht geringer.
»Aber ich kann euch mit dem Gedanken trösten«, Homunks Lächeln wurde eine Spur breiter, »dass jeder Chronist ein Teil von ES ist und hier auf Wanderer seine Erfüllung gefunden hat. Ein Chronist hat Dinge geschaut, die kaum ein anderer Mensch je gesehen hat oder sehen wird – und das gilt auch für dich, Perry Rhodan. Ein Chronist weiß, was den Kosmos ausmacht. Sein Amt ist eine erfüllende, eine lohnende Aufgabe.«
Ich stutzte. Mir kamen Homunks Formulierungen seltsam vor. Unbeholfen, gezwungen. Als wolle er um den heißen Brei reden. Mein Instinkt riet mir, hier nachzuhaken.
Aber nicht jetzt. Später. Alles zu seiner Zeit. Das Gespräch mit der Superintelligenz war vordringlich.
»Ich werde euch nun zu ES führen«, kündigte Homunk an.
Ich nickte wie betäubt.
5.
Ich folgte ihm mit Mondra, Ramoz und Ras Tschubai über den nun wieder völlig leeren Platz. Nichts wies darauf hin, dass er gerade eben noch von zahlreichen Mutanten bevölkert gewesen war.
Ich fror erbärmlich. Es schien auf Wanderer immer kälter zu werden. So kalt, dass wahrscheinlich sogar ES fror. Falls die Superintelligenz überhaupt frieren konnte.
Ich mahnte mich zur Vorsicht.
Wir hatten Wanderer schon als runde Scheibe mit einem Durchmesser von 8000 Kilometern und einer Dicke von 600 Kilometern gesehen, deren Bewegung einer lang gestreckten Ellipsenbahn folgte. Einer der Ellipsenbrennpunkte war das Solsystem gewesen, und die Umlaufdauer hatten wir damals mit etwa zwei Millionen Jahre berechnet.
2326 hatte die Kunstwelt durch Verdichtung die Gestalt eines hausgroßen, unregelmäßig geformten Asteroiden-Brockens angenommen, dessen Masse der Wanderers entsprach und sich weiterhin auf der Ellipsenbahn bewegte, sich aber, von einem »Zeitfeld« umhüllt, jeder Anmessung entzogen hatte.
Während der Verdummung durch den Schwarm war die Heimat der Superintelligenz, als Wanderer-Beta umschrieben, eine Scheibe von 12.000 Kilometern Durchmesser und 2500 Kilometern Dicke gewesen, deren rötlichblaue Energiekuppel im Zenit eine Höhe von 6000 Kilometern erreichte.
In den Jahren 1169 bis 1174 NGZ wurde im Zusammenhang mit dem Verwirrungszustand der Superintelligenz an diversen Orten Wanderer II beobachtet. Und im Kessel von Da-Glausch erreichte eine weitere Version nur einen Durchmesser von 4800 Kilometern – also deutlich weniger als bei früheren Manifestationen ...
Mittlerweile hatten wir ein wesentlich besseres Verständnis hyperphysikalischer Prozesse und Gesetze entwickelt als bei unserem ersten Kontakt mit dem Unsterblichen und erkannt, dass es sich bei der Kunstwelt in erster Linie um eine Kommunikationsplattform und »Kontaktstelle« handelte, deren eigentliche Struktur weniger im Standarduniversum als vielmehr im übergeordneten Kontinuum angesiedelt und dabei eng an die der Superintelligenz geknüpft war. Der in vierdimensionaler Raumzeit manifestierte Planet Wanderer war eher Ausdruck einer Projektion als ein Stück natürlicher Materie. Einer Projektion ihres Beherrschers – eben der Superintelligenz ES.
Wenn sich also in Gebäuden auf der Kunstwelt die Größe von Räumen spontan änderte, dann, weil ES es so wollte. Senkte sich jedoch Winter auf Wanderer, dann wahrscheinlich als Ausdruck des Zustands der Superintelligenz – weil ES es nicht verhindern wollte oder konnte .
Was war los mit dem Unsterblichen?
Homunk führte uns zu dem hohen Turm. Während wir uns langsam näherten, legte sich ein grauer Schleier über das spiralförmige, in allen Farben des Spektrums schimmernde Gebilde hinter dem bogenförmigen Durchgang. Im nächsten Augenblick löste er sich wieder auf.
Eine Gestalt stand vor der leuchten-den Spirale, ein alter Mann mit weißem Bart, bekleidet mit einer Toga, die im klassischen griechischen Stil geschnitten, gewickelt und so weiß wie sein Haar war.
ES.
Der Unsterbliche von Wanderer.
Die Superintelligenz.
Genauer: eine ihrer Projektionsgestalten oder Avatare.
*
Ich
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