Perry Rhodan - 2522 - Winter auf Wanderer
wartete auf sein typisches homerisches Gelächter, doch es blieb aus. Offensichtlich stand mir eine ernste Unterhaltung bevor, bei der Humor nichts verloren hatte.
Langsam kam mir der alte Mann entgegen, etwas gebeugt, wie mir schien, mit steifen Bewegungen, als plage ihn die Gicht oder eine andere Beschwernis des Alters. Nein, es schien ES in der Tat nicht besonders gut zu gehen.
Sein Körper ist nur eine Projektion , dachte ich. Und wenn diese Projektion schon dermaßen unzulänglich wirkt ... Ich mochte den Gedankengang nicht fortsetzen.
Während ich versuchte, die Fragen zu ordnen, die mir auf der Zunge brannten, richtete ES das Wort an mich. » Der Terraner . Du hast es weit gebracht, Perry Rhodan.«
»Auch wenn sich unsere Wege in letzter Zeit etwas getrennt haben«, sagte ich und bedauerte es im nächsten Augenblick schon wieder. Ich wollte ein Gespräch führen und keine Konfrontation einleiten oder austragen. Wenngleich das manchmal ein und dasselbe war und sich einfach nicht vermeiden ließ.
Der Unsterbliche lachte leise auf. »Du hast dich sehr verändert, alter Freund. In mehr als einer Hinsicht.«
Diesmal hielt ich mich im Zaum. »Wie meinst du das?«
Die Superintelligenz neigte den Kopf. »Zum einen fehlt dir etwas. Du hast noch nicht bemerkt, wie schwer dieser Verlust wiegen wird, hattest noch keine Gelegenheit, es festzustellen.«
Ich konnte mir denken, worauf ES anspielte. »Meine Ritteraura.« Sie war mir im Dom Kesdschan verliehen worden, und ich hatte sie beim Kampf gegen die negative Superintelligenz KOLTOROC opfern müssen, um Terra zu retten.
Der alte Mann nickte schwach. »Du wirst dich auf eine Reaktion der Kosmokraten gefasst machen müssen. Sie wird kommen. Irgendwann. Nicht unbedingt morgen, nicht im nächsten Jahr, aber sie wird kommen.«
»Wie soll ich mich dann verhalten?«
ES zögerte. »Du hast deine Aura aus einem guten Grund aufgegeben. TRAITOR ist auch für die Kosmokraten kein kleines Kaliber. Bring sie dazu, das zu berücksichtigen.«
»Du meinst also, mir droht Ungemach?«
»Selbst für Wesen wie mich sind die Gedankengänge der Kosmokraten unergründlich, wenn sie sich mir nicht öffnen.« Ein leises Lächeln legte sich auf sein Gesicht. »Ihre Wege sind unergründlich. Aber wir sind nicht hier, um über Kosmokraten zu sprechen, nicht wahr? Du möchtest über uns sprechen. Ich sehe dir an, dass du ungehalten bist.«
»Die letzten Jahrhunderte ...« Ich hielt inne, wollte nichts Unbedachtes sagen. Mir war klar, dass hier vielleicht unser gesamtes Verhältnis zu ES auf dem Spiel stand.
Und damit die Zukunft der Menschheit. Wenn wir die Gunst der Superintelligenz verloren ...
Doch wollten wir nicht genau das? Wollten wir nicht endlich unseren eigenen Weg gehen, ohne die Einmischung Höherer oder der Hohen Mächte? Ohne Superintelligenzen, Kosmokraten und Chaotarchen?
Aber es gab sie nun einmal, diese Hohen Mächte. Wir konnten nicht den Kopf in den Sand stecken und so tun, als existierten sie nicht.
Allmählich wurde mir klar, wie schwierig es werden würde, dieses Gespräch in vernünftigen Bahnen zu halten. Es war mehr als nur eine Herausforderung.
Allerdings konnte ich nicht tun, als sei zwischen ES und der Menschheit alles in Ordnung. Zu viel war passiert. Ich musste die Superintelligenz auf die Fragen der Vergangenheit ansprechen, auf ihr Verhalten gegenüber uns Terranern. Ich brauchte Klarheit und musste Klartext sprechen.
»... waren wirklich nicht sehr erfreulich für unser Verhältnis«, fuhr ich schließlich fort. »Weißt du, mir ist aufgefallen, dass ich dich niemals deutlich mit dem konfrontiert habe, was die Menschheit und ich selbst durch dich erlitten haben. Delorian ... die ganze Thoregon-Geschichte, dein Doppelagenten-Dasein, Millionen Tote ... ich bin sogar mit Lotho Keraete in den Sternenozean gegangen, weil er uns dazu aufgefordert hat.«
»Ich habe befürchtet, dass ich mit dir darüber sprechen muss. Ich bin gern bereit dazu, allerdings erst, wenn ich gesagt habe, was zu sagen die schlichte Notwendigkeit gebietet. Denn wichtiger als die Aufarbeitung der Vergangenheit ist mein zukünftiges Schicksal, nicht nur für mich, sondern auch für euch Terraner, selbst wenn du das im Augenblick nicht einsehen magst. Es ist etwas passiert. Ich muss mich in einer Position an dich wenden, die mir nicht sehr behagt. Ich liege, wenn du es so ausdrücken möchtest ... im Sterben.«
*
Ich schreckte zurück, suchte nach Worten. Mit Vielem hatte ich
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