Perry Rhodan - 2528 - Transmitter-Roulette
mir eine falsche Identität vorgespielt zu haben. Was hatte ihn an Bord unseres Tenders getrieben? Welchem Geheimnis war er auf der Spur? Was spielte sich vor meinen Augen ab, ohne dass ich es als verantwortlicher Sicherheitschef wahrgenommen hatte?
Mein MultiKom schlug an und riss mich aus den Gedanken. Beiläufig las ich den Text der Nachricht.
Und konnte nicht glauben, welche Botschaft mir übermittelt wurde.
Für einen kurzen Moment zögerte ich.
Tu es! sagte die lauteste Stimme in meinen Gedanken. Ich stand auf.
»Begleite mich!«, forderte ich Egrega auf.
»Wohin gehen wir?«
»Das wirst du früher sehen, als dir lieb ist.«
*
Um zu den Zellen zu gelangen, in denen ich die beiden überlebenden Attentäter vorerst hatte unterbringen lassen, mussten wir den Hauptkorridor durchqueren. Dort herrschte – gelinde gesagt – geschäftige Betriebsamkeit.
Dutzende, womöglich Hunderte von AU-Mitarbeitern und geladenen Gästen aus zahlreichen Regierungen der Welten ringsum eilten ihren Terminen hinterher oder strebten dem großen Zentralplatz in den Gärten entgegen, wo die eigentliche Präsentation der neuen Kokon-Technologie bevorstand.
Kaum zu glauben, dass es mir noch vor einem Tag als gewaltige Aufgabe erschienen war, diese Veranstaltung vor Zwischenfällen zu bewahren. Inzwischen kämpfte ich mit ganz anderen Problemen. Probleme, in deren Zentrum der Fremde stand, der mich begleitete. Probleme, die nicht gerade geringer geworden waren, seit ich die fatale Botschaft erhalten hatte.
Doch damit nicht genug – jemand versuchte mich zu erreichen, noch während wir unterwegs waren. Ich entschuldigte mich kurz bei Egrega, hielt Abstand und nahm das Gespräch an. Der alte Bordmediker, dem ich insgeheim eine besondere Aufgabe übertragen hatte, kontaktierte mich.
Ich hoffte, dadurch ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Mich hatte von Anfang an gewundert, dass Egrega so großen Wert darauf gelegt hatte, sich selbst zu verarzten. Er hatte etwas zu verbergen, das stand fest – etwas, das dem Medorobot automatisch aufgefallen wäre, sodass er es zu Protokoll gegeben hätte?
»Was hat die Analyse der Blutprobe ergeben?«, fragte ich, als ich sicher war, dass mein Begleiter mich nicht hören konnte.
»Dieser Egrega behauptet, von Neann Ocis zu stammen und Tefroder zu sein?« Der Mediker lachte spöttisch. »Er ist so wenig ein Tefroder wie du ein Blue.«
So etwas hatte ich mir bereits gedacht. »Sondern?«
»Seine DNS ist terranisch.«
»Irrtum ausgeschlossen?«
»Wie lange kennst du mich?« Der Alte wirkte verärgert. »Du kommst vor einigen Tagen in meine Station und musst nicht einmal sagen, dass du unter Stress-Symptomen leidest. Ich habe es dir sofort angesehen. Wir arbeiten seit Jahren zusammen, und da glaubst du, ich melde mich in einer wichtigen Angelegenheit bei dir, ohne mich abgesichert zu haben?«
Dem konnte ich nicht widersprechen. »Was hast du noch herausgefunden?«
»Er ist zwischen 40 und 50 Jahre alt, wobei es einige Schwierigkeiten gibt, sein Alter genauer zu bestimmen. So etwas kommt vor. Ich kann dir seine Blutgruppe nennen und dir – wenn du mir noch einige Stunden Zeit gibst, um Untersuchungen vorzunehmen – zudem einige Krankheiten aufzählen, die er durchlitten hat.«
»Nicht nötig.« Das würde auch nicht weiterhelfen. Ich kappte die Funkverbindung. Wer bist du, Aerga Egrega?
»Weitere schlechte Neuigkeiten?«, fragte der Terraner, der vorgab, ein Tefroder zu sein.
Wir erreichten einen weniger dicht bevölkerten Bereich. »Wie man’s nimmt.«
»Du hast mir immer noch nicht gesagt, wohin wir gehen.«
»Zu den beiden Akonen, denen du kein Messer in den Hals geschleudert hast.«
Er hob abwehrend die Arme und zuckte kurz zusammen, wohl weil seine Wunde schmerzte. Er schwitzte noch stärker als zuvor. »Es war Notwehr.«
»Wenn ich daran zweifeln würde, hätte ich dich schon längst mit ihnen in eine Zelle gesteckt. Und genau da liegt das Problem. Sie befinden sich nicht mehr in ihrer Zelle.«
»Sind sie geflohen?«
»Ganz und gar nicht. Jemand hat zu Ende geführt, was dir nicht gelungen ist. Man hat sie ermordet.«
*
»Erhöhen wir den Einsatz, Tekener?«
Größeres Risiko bringt mehr Nervenkitzel mit sich. Nicht mehr nur Geld steht auf dem Spiel, sondern die Wahl zwischen Leben und Tod.
Noch einmal wird das Roulette-Rad stehen bleiben, ein letztes Mal, und das Ergebnis wird die Entscheidung bringen. Aber noch rollt die Kugel mit ihrer unerbittlichen, gnadenlosen
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