Perry Rhodan - 2528 - Transmitter-Roulette
Abgesehen davon schien er ganz der Alte zu sein.
Zu seinem Glück, wie er betonte, war die Wunde nicht sonderlich tief gewesen. Nur durch die starke Blutung habe es übler ausgesehen, als es tatsächlich war. Angeblich hätte er schon ganz anderes überstanden. Wenn ich daran dachte, wie effizient er sich zur Wehr gesetzt hatte, bezweifelte ich das nicht.
Bislang hatte ich Egrega mit keinem Wort vorgeworfen, dass er ein Verbrechen gegen AU begangen hatte; sein Eindringen in die Laborsektion kam einem Einbruch gleich. Einen solchen Vorstoß hatte ich allerdings erwartet – Egrega war genau der Typ, der Regeln brach, wenn es ihm nötig erschien.
Ich hätte ihn anklagen oder in Sicherheitsgewahrsam nehmen können, aber danach stand mir nicht der Sinn. Diesen Mann umgab ein Geheimnis, und offensichtlich rührte er an Dingen, die sich im Verborgenen in der LEMCHA OVIR abspielten, ohne dass ich auch nur das Geringste davon ahnte.
Gerade die Tatsache, dass erst ein Fremder auftauchen musste, um mir zu zeigen, was in meinem eigenen Schiff vorging, gefiel mir bei alldem am allerwenigsten. Ich war der Sicherheitschef dieses Tenders und musste mich nun fragen, ob tatsächlich mein oberster Vorgesetzter Simul tan Harol ein Killerkommando losgeschickt hatte.
»Wer bist du wirklich?«, fragte ich mein Gegenüber.
Egrega sah sich im Raum um, als suche er etwas.
Es war nicht nötig, dass er mir erklärte, woran er dachte.
»Niemand hört mit. Ich zeichne das Gespräch nicht auf, es gibt keine Zeugen.«
»Wie kommst du darauf, dass ich nicht Aerga ...«
»Du schmuggelst dich in die LEMCHA OVIR ein, und mein Gefühl sagt mir, dass es dabei um wesentlich mehr als nur einen Mord geht, der sich vor einem halben Jahr auf einem unbedeutenden Planeten ereignet hat. Kaum bist du hier, verschaffst du dir Zutritt zu verbotenen Sektionen, und wie aus dem Nichts tauchen drei Leute auf, die ich nie zuvor gesehen habe und die dich beschatten.«
»Übrigens sehr laienhaft. Ich habe sie schon bemerkt, als ich noch in euren Gärten war.«
Egrega grinste.
»Deine Überwachung hingegen ist mir entgangen. Kompliment.«
Lass die Schmeichelei und sag mir lieber, wer du wirklich bist!
»Sie greifen dich an und wollen dich töten, und du setzt dich im Nahkampf gegen alle erfolgreich zur Wehr, obwohl du unbewaffnet warst. Vielleicht wäre es dir tatsächlich gelungen, alle drei auszuschalten.«
»Nicht nur vielleicht. Als ich sagte, dass du ihnen das Leben gerettet hast, meinte ich das durchaus ernst.«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Beide mussten am Arm operiert werden. Das Handgelenk war vierfach gebrochen, dem zweiten hast du den Unterarm zerschmettert. Außerdem habe ich einen Toten, und das ausgerechnet heute. Der Betrieb in der LEMCHA OVIR läuft auf Hochtouren, und in weniger als drei Stunden startet die Präsentation des Kokon-Transmitters, das wohl wichtigste Ereignis in der jüngeren Geschichte unserer Firma.«
»Kokon-Transmitter«, wiederholte Egrega beiläufig ... falls das überhaupt sein Name war, was ich zunehmend bezweifelte. Vielleicht würde ich schon bald eine Antwort wenigstens auf diese Frage erhalten; ich hatte gewisse Vorbereitungen getroffen.
»Ich sehe keinen Sinn darin, dir diese Bezeichnung zu verschweigen. In zwei Stunden kennt sie ohnehin die gesamte Galaxis. Du kannst mit mir der Präsentationsveranstaltung beiwohnen.«
Ich unterbreitete ihm dieses Angebot aus einem spontanen Gefühl heraus. Ging es ihm darum? Um diesen Quantensprung in der Transmittertechnologie? Um Industriespionage? Wollte er mehr als nur die Daten, die wir offiziell bekannt geben würden?
Er ging nicht darauf ein, sondern griff meine ursprüngliche Frage auf. »Du glaubst also, dass ich mehr bin als der Sonderbeauftragte der planetaren Regierung?«
»Irgendetwas ist an dir«, sagte ich trocken. »Das beweist wohl schon die Tatsache, dass man versucht hat, dich zu töten. Allerdings passt nichts richtig zusammen. Ein Tefroder ...«
»Du hast Recht mit deiner Vermutung«, gab Egrega zu, was mich durchaus überraschte. »Aber vor allem bin ich nicht dein Feind.«
Das hoffe ich. Denn wenn er es doch sein sollte, stand ich kurz davor, den größten und wahrscheinlich letzten Fehler meiner Laufbahn zu begehen, indem ich diesem Fremden Vertrauen schenkte und tatsächlich mit ihm zusammenarbeitete.
Allerdings würde er mir entgegenkommen müssen, noch deutlich weiter als durch das allgemeine Eingeständnis, mich belogen und
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