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Perry Rhodan - 2529 - Der Weg des Vatrox

Titel: Perry Rhodan - 2529 - Der Weg des Vatrox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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von dem Anblick täuschen«, sagte der Hartok. »Niemand hier ist ein Wilder. Wir sind ausnahmslos die Kinder hochtechnisierter Zivilisationen. Was du hier siehst, ist keine Degeneration, sondern freiwilliger, kluger Verzicht.«
    »Klug? Wie kann Verzicht klug sein?«
    »Suchst du den Kern einer Sache, musst du alles Störende entfernen, Schicht um Schicht von Nebensächlichkeiten abtragen, bist du zur Wahrheit vordringst. Deshwan Jankoff hat es vorgelebt. Er hat ein ganzes Leben gebraucht, um zum Kern des Daseins vorzudringen.«
    »Was geschah dann?«
    »Oh, er starb. Aber er starb als erfüllter Mann, eins mit sich selbst. Wir wollen es ihm nachtun – nur wollen wir die Erfüllung nicht dem Zufall überlassen. Und ich für meinen Teil«, der Oxtorner zeigte Sinnafoch wieder die Zähne in einem Menschenlächeln, »wünsche mir die Erfüllung noch einige Jahre zu genießen. Man lebt nur einmal.«
    Der Frequenzfolger wusste es besser, zumindest, was sein eigenes Dasein anging, aber er widersprach nicht. »Und ihr sucht die Erfüllung, indem ihr wie Wilde lebt?«
    »Nicht ganz.« Der Oxtorner zeigte auf seine Kleidung, klopfte mit einer Hand auf den Rucksack, den er am Rücken trug. »Wir akzeptieren Proviant. Und die Hilfsmittel der Zivilisation sind uns willkommen, solange sie uns nicht ablenken.«
    »Wie stellt ihr fest, was ablenkt und was nicht?«
    »Dafür gibt eine einfache Regel. Du musst den Weg aus eigener Kraft gehen.
    Motoren, Antriebe in jeder Form sind uns verpönt. Natürlich auch elektrische Energie, Schirme und Vergleichbares.«
    »Wenn das so ist, scheint mir, gebe ich einen denkbar schlechten Pilger ab.« Es war eine Bemerkung, die Sinnafoch sich hätte sparen sollen, aber er vermochte es nicht. Die Prägung von Dutzenden von Leben, in denen sein scharfer Verstand in jeder Minute gefragt war, ließ sich nicht einfach abschütteln.
    Hartok musterte ihn einige Augenblicke lang. Dann sagte er: »Du bist ein kluger Kopf, Sinnafoch. Sind alle Vatrox wie du?«
    »Das ... das kann ich nicht sagen.«
    »Nun, kluger Sinnafoch, merk dir eines: Wir sind Pilger, wir suchen Erfüllung. Aber wir sind nicht verblendet, wir sind keine Ideologen, keine Gläubigen, die vor Eifer die Welt nicht mehr sehen können, wie sie ist. Und die Welt, das Leben, ist ein Kompromiss.« Er zeigte auf den Frequenzfolger. »Dein Ambientalanzug ist ein Kompromiss, deine Krücke, auf die gestützt du dich zur Erfüllung arbeiten kannst, wenn du es willst. Lerne, mit ihr zu humpeln, dann mag sie dich zum Ziel führen.«
    »Und wo ist das Ziel?«
    Diesmal schüttelte der Oxtorner den Kopf, während er ihn musterte. »Du bist ein merkwürdiges Wesen, Sinnafoch. So klug – und so unwissend. Das ›Wo?‹ ist nebensächlich. Der Weg ist das Ziel. Die Erkenntnis.«
    Hartok beugte sich vor, holte einen Rucksack aus einer Spalte zwischen zwei Felsen. Neben dem des Oxtorners wirkte er wie ein Spielzeug.
    »Zieh ihn auf. Du wirst sehen, sein Gewicht wird dir rasch auf die Sprünge helfen.« Er warf ihn Sinnafoch vor die Füße. »Du entschuldigst mich? Wir brechen in einigen Minuten auf, und ich habe noch meinen eigenen Rucksack zu packen.«
    Hartok winkte ihm zu und rannte los. Philip, sein Okrill, rannte in großen Sprüngen neben ihm her.
    Sinnafoch sah ihnen nach, bis sie zwischen den Felsen verschwunden waren.
    Nein! , forderte die Induktivzelle. Stirb!
    Er wuchtete den Rucksack über die Schultern.

    Das Goldene Zeitalter brach an.
    Die Triarchie sorgte für das Wohl der Vatrox.
    VATROX-VAMU war der Erste Triumvir.
    VATROX-CUUR war der Zweite Triumvir.
    VATROX-DAAG war der Dritte Triumvir.
    Sie waren uns gütige Eltern. Sie kannten nur unser Wohl. Niemals wurden sie müde, für uns zu sorgen. Niemals gaben sie sich mit dem zufrieden, was sie für uns erreicht hatten.
    Sie gingen daran, aus dem gesammelten Vamu unseres Volkes ein neues Geisteswesen zu erschaffen.
    Ein Wesen sollte es sein, bar ihrer Schwächen und Grenzen.
    Es gelang ihnen.
    Und damit begann unser Unglück.
    Aus der Kosmogonie der Vatrox

3.
    Es ist eine Falle! Tu deine Pflicht!
    Die Induktivzelle peinigte Sinnafoch in Gedanken, während der Marsch der Pilger seinen Körper quälte.
    Die Stärke des Frequenzfolgers war eine geistige. Sein scharfer Verstand zeichnete ihn aus, sein Pflichtbewusstsein, sein Willen, stets das Notwendige im Sinn der Frequenz-Monarchie zu tun, ganz gleich, wie hoch der Preis, wie viele Leben es kosten mochte – selbst wenn es sich um sein

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