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Perry Rhodan - 2529 - Der Weg des Vatrox

Titel: Perry Rhodan - 2529 - Der Weg des Vatrox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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eigenes handeln sollte.
    Es war dieser Wille, der Sinnafoch auf den Beinen hielt.
    Wenn Oxtorne eine Hölle war, so eine, die aus Berghängen zu bestehen schien. Für die Pilger gab es nur ein endloses Auf und Ab. Schmale Pfade, die man eher erahnte, als mit den Augen erkannte, Felsen und Geröll. Auf den Gipfeln lagen Schnee und Eis, in den Tälern, zumeist tiefe Schluchten, deren Wände nahezu senkrecht abfielen, strömten reißende Flüsse. Ein ebenes Stück Boden, auf dem genug Platz für beide Füße und den Rucksack war, stellte eine seltene, freudige Überraschung dar.
    Sinnafoch schleppte sich dahin und erfuhr, was Hartok mit »gefühlsecht« gemeint hatte.
    Auf den Gipfeln stach die Kälte mit unzähligen heißen Nadeln in seine Fußsohlen, machte sich der Wind daran, das letzte Quäntchen Wärme aus seinem Körper davonzutragen, ja seinen Körper selbst.
    Bei den Abstiegen wärmte ihn die Sonne, aber jeder Schritt war eine Qual, fuhr ihm das ungewohnte Gewicht des Rucksacks in den Rücken, die Oberschenkel, die Knie. In den Tälern drohten ihn die Flüsse davonzutragen, sog das kalte Wasser die wenige Wärme, die er von Neuem gehortet hatte, aus seinen Knochen.
    Bei den Aufstiegen trocknete ihn die Sonne, und für kurze Zeit verspürte er Freiheit von der Pein, bis die Anstrengung zu groß wurde, der Schweiß ihm aus allen Poren brach und die rote Riesensonne ihm wie ein Feuer erschien, das ihn bei lebendigem Leib auszudörren drohte.
    Der Rucksack zog ihn mit übermächtiger Gewalt nach unten. Im Sack befanden sich zusätzliche Kleidung, ein Schlafsack, diverse Ausrüstungsgegenstände, Proviant für einen Tag oder zwei und Wasser.
    Wasser war schwer, höllisch schwer, stellte er am ersten Tag fest.
    Wasser war unersetzlich, stellte er am zweiten Tag fest, als er im Glauben, er könne ohne auskommen, darauf verzichtete, die Trinkblase seines Rucksacks bei jeder Gelegenheit zu füllen. Sein Irrtum holte ihn bereits nach einer Stunde des Aufstiegs ein, der fünf weitere folgen sollten. Andere Pilger halfen ihm aus, doch sie taten es eher widerwillig, und Sinnafoch spürte den Tadel in ihren Stimmen und Gesten.
    Der Frequenzfolger schämte sich. Es war eine Emotion, von der er geglaubt hatte, er hätte sie vor drei Dutzend Leben hinter sich gelassen.
    Seine Oberschenkel schmerzten, als wollten sie platzen.
    Die Haut an seinen Sohlen warf Blasen, brannte höllisch. Sinnafoch wusste nicht, wie ihm geschah. Hartok sagte ihm, Blasen seien normal, sie würden sich geben, und hielt ihm eine bestialisch nach Mensch stinkende Salbe hin.
    Jeder Schritt war eine Qual.
    Sinnafoch quälte sich. Er lernte rasch. Bald füllte er die Wasserblase bei jeder Gelegenheit. Er verzichtete auf Pausen, als er bemerkte, dass eine Rast es ihm nur noch schwerer machte, im Anschluss daran weiterzumarschieren. Er warf die durchlöcherten Socken weg, trug die stinkende Salbe, die ihm Hartok gegeben hatte, auf die Blasen auf.
    Sinnafoch hielt durch, schleppte sich die Berge Oxtornes hinauf und hinunter. Er zitterte sich durch die klirrend kalten Nächte, schwitzte durch die brütend heißen Tage. Er klammerte sich mit bloßen Händen an Felsen fest, drohten Windböen ihn wegzuwehen.
    Er schlief kaum, und wenn er es tat, eingelullt von den Liedern, die ihm sein Armreif sang, träumte er stets davon, in einem neuen Körper auf einer Hibernationswelt der Frequenz-Monarchie zu erwachen. In der Wärme, auf einer weichen Liege, behütet von einem Diener, der nur sein Wohlbehagen im Sinn hatte.
    Das geschundene Etwas, in dem er hauste, würde zurückbleiben. Eine ferne Erinnerung, die ihn ab und an erschauern lassen würde und ihm klarmachte, wie gut es ihm eigentlich ging.
    Es war ganz einfach. Er musste nur aufhören, sich gegen die Räuber aufzubäumen. Sie würden ihn töten, und sein Vamu würde diesen Körper verlassen und ein neues Zuhause finden.
    Ein einfacher Weg ...
    Sinnafoch ging ihn nicht.
    Da war sein Wille. Er war Frequenzfolger Sinnafoch. Er gab nicht auf. Niemals. Er würde auch in dieser Situation nicht aufgeben. Er hätte sich eine Schwäche eingestanden, und das war unmöglich.
    Dennoch, die Zweifel blieben. Sie plagten ihn, wenn er nachts zu den mitleidlos funkelnden Sternen blickte. Wenn sein Puls raste. Wenn ihm schwarz vor Augen wurde, sein suchender Fuß vergeblich nach Halt fasste und er um ein Haar den Steinen hinterherstürzte, die sich überschlagend Hunderte Meter tiefer in dem von Gischt aufgewühlten Wasser

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