Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perry Rhodan - 2549 - Feueraugen

Perry Rhodan - 2549 - Feueraugen

Titel: Perry Rhodan - 2549 - Feueraugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
köstliches Menü zu zaubern. Mit frischen,

butterweichen Zuckermöhren und exotischen Gewürzen.
    »Du kannst diese Möhren mit der Zunge am Zahn zerdrücken. Das ist wie eine himmlische

Erleuchtung, mein weißpelziger Freund.« RourSi sah den Ilt geradezu vor sich, wie er mit

beiden Händen genüsslich eine Mohrrübe nachgeformt hatte. Das Wasser war ihm dabei im Mund

zusammengelaufen. Erst recht, als Gucky von einem verborgenen Gewächshaus an Bord gesprochen

hatte.
    Dort, wohin sich angeblich nie ein Mensch verirrte, gediehen Möhren in richtiger Erde.
    »Es sind nur wenige Quadratmeter in einem stillgelegten Wartungsschacht, den nicht einmal

die Metaläufer mit ihren Neuerungen vollgestopft haben.« Guckys wohliges Lachen klang in

RourSi nach. »Die Neuerungen habe ich ausgesät. Ist halt zur Abwechslung nichts

Technisches.«
    RourSi schüttelte die letzte Benommenheit von sich ab. Er schwitzte stark, die Furcht vor dem

Fremden steckte nach wie vor in seinen Knochen. Für kurze Zeit, das gestand er sich ein, hatte er

um sein Leben gefürchtet.
    In der Gestalt eines Okrivar war er bei der Frequenz-Monarchie sicherer gewesen als nun bei

den Terranern.
    Ich habe den Gelben Meister überstanden und die Terminale Kolonne TRAITOR in

Hathorjan und unzählige Gefahren vorher - ich will nicht an Bord eines terranischen Schiffes

sterben!
    Nässe stand in seinen Augenwinkeln. Es waren Tränen der Angst.
    Nie zuvor hatte er den Tod so nahe wahrgenommen, es hatte stets einen Ausweg gegeben.
    Diesmal nicht ...
    Seine Kabine war nicht zu geräumig. RourSi tappte hinüber in die Schlafecke und ließ sich

fallen. Das Energiefeld fing ihn sanft auf. Als er sich herumwälzte, glich es sich jeder Bewegung

an.
    Ihr Luxus war das Einzige, was der Atto momentan an den Terranern schätzte. Bei der

Frequenz-Monarchie hatte er zeitweise zwischen stinkenden Darturka am Boden gelegen. Selbst wenn

er versuchte, ruhig darüber nachzudenken: Die Todesfurcht, die er momentan empfand, hatte er

nicht einmal zwischen den Klonsoldaten gespürt. »Uralte Gräber aus vergess'ner Zeit, hier

schläft ein Volk den Schlaf der Ewigkeit ... «
    RourSi hörte auf, sich herumzuwälzen. Sekundenlang lag er halb benommen auf dem Rücken. Hatte

er die Stimme wirklich gehört?
    »... kein Hass lebt unter ihnen, keine Eifersucht,
    nicht Liebe und nicht nachbarlicher Streit ... «
    Das war Guckys Stimme. Kein Zweifel! RourSi stockte der Atem. Zögernd stemmte er sich auf den

Unterarmen in die Höhe.
    Er entsann sich. Gestern hatte der Mausbiber ihm diese Legende vorgetragen. Sie war schön und

ergreifend - und von den uralten Gräbern hatten sie den Bogen zu den Mohrrüben gefunden.

Eigentlich hatte Gucky zuerst von Radieschen gesprochen. RourSi wusste nach wie vor nicht, was

Radieschen waren, die man von unten anschauen konnte.
    Seine Furcht wich einer seltsamen Anspannung. Er bewegte sich nicht mehr, lauschte, wartete

darauf, dass er den Ilt noch einmal reden hörte.
    »... vergeblich schweift mein Blick umher und sucht den Unterschied von Knecht und

Obrigkeit.« Schön.
    Ergreifend schön.
    Mit solchen Legenden, dachte der Atto sehnsüchtig, erwecken wir die Toten aus dem

Schlaf der Ewigkeit. Dann werden vergessene Epochen und ihre Heldenepen endlich wieder lebendige

Gegenwart.
    Ein Blick auf die Zeitanzeige.
    Schrecklich banal erschienen ihm die projizierten Ziffern. Sie waren kalt und ungnädig - Zeit

eben, die sogar den erhabenen Geschichten die Existenz streitig machte. Dagegen kämpfte er an,

deshalb war er der Legendensammler. Sein Leben galt dem Kampf gegen das Vergessen.
    RourSi fröstelte. Er war selbst vergesslich geworden, hatte er doch nicht einmal darauf

geachtet, von wo die Stimme des Mausbibers erklang, sondern sich von den Sätzen mitreißen

lassen.
    Und nun?
    Seit Guckys Teleportation waren etwa dreißig Minuten vergangen. Er wartete darauf, dass der

Ilt zurückkam.
    Er würde heute warten und nächste Woche. Vielleicht noch in einem Jahr.
    Die Zeit war gnadenlos. Sie ließ Legenden entstehen, aber sie begrub diese Legenden ebenso

schnell wieder unter dem Mantel des Vergessens.
    Vielleicht war es sogar besser, wenn Gucky nicht wiederkam, denn der Mausbiber hatte gesehen,

was niemand sehen durfte: einen Atto, der seinen Körper umformte.
    Es tat immer noch weh.
    Außerdem hatte Gucky ihm nicht verraten, wo die Möhren wuchsen.
    *
    Aus weit aufgerissenen Augen blickte Atlan

Weitere Kostenlose Bücher