Perry Rhodan - 2549 - Feueraugen
noch ihre Legenden, wieder
andere haben ihre Herkunft vergessen. Aber alle leben hier seit ungezählten Planetenumläufen
gemeinsam, mal mehr, mal weniger gut.«
RourSi legte eine kurze Pause ein. Zeit genug, um die Einleitung setzen zu lassen.
»Ich spreche zu euch, weil ihr zu mir gesprochen habt. Ich war in vielen Gestalten bei euch
und habe euch zugehört. Ich habe eure alten Geschichten gesammelt und zugleich eure Erfahrungen,
damit andere sie eines Tags hören und verstehen können.
Jetzt befinde ich mich in der JULES VERNE aus der Milchstraße, deren Völker wie wir von der
Frequenz-Monarchie bedroht werden. Ich spreche nicht von philosophischen Ideen und auch nicht von
politischen Programmen - ich spreche aus meiner eigenen Geschichte und aus meinen Erfahrungen als
der Legendensammler Hathorjans.
Würde ich zu euch in meiner Sprache reden, keiner würde mich verstehen - meine Sprache ist
neben Hathorianisch vermutlich das seltenste Idiom, das in diesem Spiralnebel auf mehr als
zwei Planeten gesprochen wurde. Ich hätte in meiner Sprache als Kind nicht einmal einen Namen
dafür gehabt - Hathorjan war schlicht mein >Sternenhimmel<. Aber schon als Kind lernte ich
die Sprachen und Dialekte eines anderen Volkes, der Tefroder. Die Tefroder gehören zu uns wie
alle anderen auch.
Vielen ist bekannt, dass wir Atto eine besondere Art haben, Sprachen und Verhalten anderer
Völker sehr schnell zu lernen - oftmals zum Leidwesen unserer Lehrer. Und die Tefroder hatten
Worte und Erklärungen für viele Dinge, die ich nicht kannte.
Irgendwann fiel mir auf, dass nicht alle ihre Worte und Erklärungen von den Tefrodern selbst
erfunden waren, sondern dass sie diese von anderen übernommen haben, teils von älteren Völkern,
aber auch von Feinden und von Zuwanderern - und oftmals kannten sie die Herkunft ihrer Worte
nicht.
Wenn ihr alle von einem großen Kampf als Wazalakampf sprecht, benutzt ihr ein Kraahmak-Wort,
das die Forrils geprägt haben. Niemand in Andromeda kann etwas erzählen, ohne dabei auf die Worte
der anderen zurückzugreifen. Schon unsere Sprachen verraten also, wie eng wir miteinander
verbunden sind.
Die Sagen und Legenden, die ich seit meiner Jugend bei euren Völkern sammelte, geben mir den
nächsten Hinweis auf diese Verbundenheit. Wir sind keine Gemeinschaft, wir sind nicht aus einem
Gelege und sehen die Dinge nicht einmal mit demselben Auge, um einige bekannte Sprichwörter zu
zitieren - aber uns muss klar sein, dass wir auf derselben Scheibe kreisen. Wir sollten dafür
gen, dass auf dieser Scheibe unser
Die zweite Pause.
Atlan hatte Holoübertragungen aus mehreren Schiffszentralen zur JULES VERNE-1 schalten lassen.
Deutlich registrierte er die Anspannung, mit der die Angehörigen der verschiedenen Völker RourSis
Worten lauschten.
»Seit Monaten herrscht Krieg in Hathorjan«, fuhr der Atto bedeutungsschwer fort. »Die
Geschichte unserer Sterneninsel war oft eine Geschichte des Krieges. Aber diesmal ist der Krieg
anders. Bei Kriegen weiß jeder, worum es geht, wer in wessen Interessen handelt, wer woran
profitiert und welche Verluste er fürchtet. Die Legenden aller Völker sind voll von solchen
Kriegen, von Siegen und Niederlagen.
Unser Krieg ist anders, weil der Feind anders ist. Dieser Feind erobert nicht, erbeutet nicht,
verhandelt nicht - anscheinend interessieren wir ihn nicht einmal. Trotzdem verjagt er uns und
vernichtet uns, obwohl er uns nicht einmal kennt - wir stören ihn offenbar nur. Die
Frequenz-Monarchie behandelt uns wie ungebetene Eindringlinge, wir werden davongejagt.
Ich habe erfahren, dass die Vatrox vor urlanger Zeit in Hathorjan geherrscht haben sollen. Das
mag sein, doch es liegt so lange zurück, dass sich niemand erinnern kann. Wir kennen von den
Vatrox keine Geschichten, haben von ihnen keine Erfahrungen oder Worte geerbt. Wir haben unseren
Sternennebel mit unserer Anwesenheit, mit unseren Sagen, Mythen und Legenden geprägt.
Welches Recht hätten die Vatrox, an die sich niemand erinnert, unsere Galaxis als ihr
Herrschaftsgebiet zu beanspruchen? Es gibt kein solches Recht - und sie berufen sich auch nicht
auf ein Recht, sondern sie handeln. Sie nehmen sich, was sie haben wollen.
Also handeln auch wir! Wir kämpfen um unsere Galaxis! Ich weiß, dass wir eine Chance haben,
eine gute Chance sogar.
Wir werden die Vatrox dauerhaft besiegen, denn gemeinsam sind wir unüberwindbar ...
Die
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