Perry Rhodan - 2551 - Das Wunder von Anthuresta
geschlossenen Tür des Aufenthaltsbereichs des Shifts ein Fauchen zu hören.
Es waren gerade mal fünf Minuten vergangen, seitdem wir den Raum verlassen hatten. Meine Begegnung mit Thora an diesem undefinierbaren Ort konnte bloß wenige Momente in Anspruch genommen haben - auch wenn ich gemeint hatte, eine halbe Stunde oder mehr in Mikrus Gedankenwelt verbracht zu haben.
»Was erwartet uns, sobald wir Ramoz gegenübertreten?«, fragte ich die Schiffsseele.
»Versprichst du, dass du meine Hand hältst?«
»Ja. Ich verspreche es.«
»Ich vermute, dass du die Psi-Folie des Tieres sehen und erkennen wirst. Solange wir in Körperkontakt bleiben, hast du die Möglichkeit, einige Aspekte des Kampfes zu erleben. Sie werden in einer ähnlichen Umgebung wie während deines Treffens mit Thora stattfinden - aber auch in völlig fremden Begriffswelten. Solche, die dein Geist nicht zuordnen kann, weil dir die Rezeptoren fehlen. Schließlich geht es darum, Erinnerungen eines anderen auszuschalten. Meist handelt es sich um bloße Schnipsel. Um kurze, kaum wahrnehmbare Reflektionen, die irgendwie im ursprünglichen Träger verhaftet geblieben sind und Form angenommen haben.« Mikru wirkte zusehends ungeduldig. »Bist du bereit?«
»Ja.«
»Dann los!«
Sie öffnete die Tür.
Wir sahen uns Mondra und Ramoz gegenüber. Meine Gefährtin saß am Tisch und schlürfte Kaffee, das Tier ruhte zu ihren Beinen, mit seitlich weggestreckten Pfoten.
Als Ramoz uns bemerkte, sprang er auf die Beine. Sein Nackenfell sträubte sich, er entblößte seine langen Fangzähne.
»Ruhig, Ramoz.« Mondra streichelte ihm über den Rücken. »Was habt ihr vor?«
Mikru achtete nicht auf die Frage. Sie riss mich mit einer unvermuteten Bewegung mit sich, auf das Tier zu, nun ganz fokussiert auf ihre Aufgabe.
Sie ist nicht real!, musste ich mir immer wieder sagen, wie auch die Psi-Folien keinerlei Körpersubstanz haben!
Mikrus Rechte prallte auf Widerstand. Auf unsichtbaren Widerstand. Sie versuchte, einen unförmigen Körper zu umgreifen. Ihre Arme wurden lang und länger, jeder Eindruck von Menschlichkeit verschwand aus ihrem Gesicht.
Ich wollte mich zurückziehen, erschrocken von der Wandlung, die Mikru durchmachte - doch ich konnte nicht. Es war zu spät! Ich wurde in einen Wirbel aus Farbe und Energieflüssen und Gedankenbildern gezogen, verlor die Realität der Umgebung aus den Augen - und fand mich auf einer wie eingefroren wirkenden Wasserfläche wieder.
Kaum wurde mir bewusst, dass ich über Wasser wandelte, brach die Illusion zusammen. Ich plumpste ins salzige Nass und ging unter, von einem unwiderstehlichen Sog in die Tiefe gezogen.
Es ist eine Illusion!, sagte ich mir. Du kannst keinesfalls ertrinken.
Doch eine innere Stimme sagte mir, dass ich sehr wohl in Lebensgefahr schwebte.
*
Ich trieb durch zähe, sirupähnliche Flüssigkeit. Etwas knabberte an meinen Beinen, im Dämmerlicht meiner Umgebung nicht sichtbar. Es schmerzte.
Ein riesiger, muschelbewachsener Raubfisch kam aus der Dunkelheit auf mich zu. Er öffnete das Maul und zeigte mehrere hintereinander gestellte Zahnreihen, die nur wenige Zentimeter vor meinem Gesicht aufeinanderklappten.
Mikru tauchte neben mir auf. Ihr Unterkörper verwandelte sich in grün glänzendes Flüssigmetall, das sie dem Raubfisch entgegenhielt. Der Räuber versuchte, sich daran festzubeißen - und verhakte sein Gebiss unverrückbar in ihrem Körper. Er schrie schrill und ängstlich, wedelte mit aller Kraft seiner Flossen, um sich von der Schiffsseele zu lösen - vergeblich.
Szenenwechsel.
Wir fielen. Auf einen Planeten zu, dessen graublaue Oberfläche sich mindestens zwanzig Kilometer unter uns befand. Ich wollte nach Luft schnappen und kräftig durchatmen - und bereute augenblicklich meine Dummheit. Die Atmosphäre war zu dünn, grässliche Kälte drang in meine sich zusammen- krampfenden Lungenflügel.
Mikru schwebte neben mir. Sie hielt vier Armflügel weit ausgebreitet und versuchte, den wenigen Widerstand, den die Luft bot, mit ihren Federn zu erspüren.
Ein von tranigem Öl überzogener Rochen stürzte sich von oben auf uns herab. Sein Schwanz peitschte mir ins Gesicht, hinterließ eine tiefe Wunde. Meine Zähne wurden in den Kiefer gedrückt,
Knochen knirschten. Der Schmerz überschwappte mich.
Mikrus Gesicht zerfaserte und bildete eine Art Fanghandschuh aus, der sich immer wieder schloss und öffnete. Der Kopf schnellte auf den Schweif des Flugrochens zu, von Stahlfedern angetrieben,
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