Perry Rhodan - 2551 - Das Wunder von Anthuresta
eine frühere, bessere Zeit meines Volkes. Ein Schatten, der aus der Vergangenheit in meine Gegenwart gelangt war.«
»Hast du jemals etwas für ihn empfunden, Thora?«
»Diese Frage solltest du dir selbst beantworten.« Thora lächelte müde. »Immerhin wurde ich aus deinen Erinnerungen geboren. - Doch lassen wir das. Meine Bezwingerin hat dich aus einem ganz bestimmten Grund hierher geschickt, nicht wahr?«
Ich fühlte starken Druck auf meinem Kopf. Irgendjemand - Mikru? - teilte mir mit, dass ich mich beeilen musste.
»Du weißt, was vor sich geht, Thora. Mikru möchte, dass du jeden Widerstand gegen sie aufgibst und mit ihr gemeinsam gegen die Psi-Folie Ramoz' ankämpfst.«
»Warum sollte ich sie unterstützen? Immerhin ist Drrdin etwas Ähnliches wie ich selbst. Und er ist nicht der unangenehmste Geselle.«
»Was weißt du über ihn?«
»In meiner Existenzebene gäbe es mehrere tausend Arten, um Drrdins Sein zu beschreiben.«
»Versuch es für mich verständlich auszudrücken, bitte. Mir zuliebe!«
»Du kannst mich nicht bezirzen. Nicht mehr.«
Neuerlich fühlte ich, wie Mikru Druck auf mich ausübte. Aus irgendeinem Grund hatte sie es eilig. Stellte sich Ramoz' Psi-Folie denn bereits zum Kampf?
»Aber ich kann dafür sorgen, dass du in Mikru weiterlebst.«
»Wie meinst du das?«
Thora trat näher zu mir. Täuschte ich mich, oder glättete sich ihr Haar? Wirkte ihre Haut nun rosiger, der Busen gestrafft?
Ich improvisierte. »Mikru meinte, dass sie dich irgendwann vollends assimilieren könnte und die Erinnerung an dich verblassen würde. Was, wenn ich diesen Vorgang verhinderte?«
»Wie? Sag schon!«
Ich hatte Thora am Haken. Sie gab sich gar keine Mühe mehr, ihr Interesse an meinem Vorschlag zu verbergen.
»Es ist doch ganz einfach. Ich lasse Mikru mit allen möglichen Informationen über dich füttern. Es ist viel mehr über dich in Datenträgern abgespeichert, als ich mir jemals in Erinnerung behalten konnte. Es gibt Zeitzeugenberichte. Nüchterne Analysen. Romantisch verklärte Romane über die Liebe zwischen der stolzen Arkonidin und dem jungen, aufstrebenden Erdabkömmling. Kritische Betrachtungen. Essays in Journals über die Mode, die du jahrzehntelang auf der Erde geprägt hattest. Aufsätze über dein strategisches Genie. Feministisch angehauchte Kritiken deiner Rolle während der ersten großen Expansionsepoche der Terraner. Kurzum: tausend und mehr Perspektiven, die deine Persönlichkeit formen und festigen würden. Mikru könnte dich niemals wieder vergessen - und dir damit so etwas wie Unsterblichkeit schenken.«
Thora tat, als würde sie zögern. »Du hast die ganz besondere Gabe, die kleinsten Brotkrümel groß zu reden.«
Ich schwieg und ignorierte das immer heftiger werdende Drängen Mikrus.
»Also schön«, sagte die Arkonidin und seufzte. »Du hast gewonnen. Wie immer.«
»Ich erinnere mich, dass du in unseren Diskussionen, öfter als mir lieb war, die Oberhand behalten hast.«
Thora trat nahe an mich heran. Zu nahe. Sie war nun wieder diese betörende Schönheit, als die ich sie kennengelernt hatte, damals, 1971 alter Zeitrechnung. Von kühlem Sex-Appeal, von fordernder Eindringlichkeit. Eine Persönlichkeit, deren Faszination man sich kaum entziehen konnte - oder wollte.
»Küss mich«, forderte sie.
»Mondra würde das nicht gefallen.«
»Mondra ist ein Leben weit weg von hier. Und ich war deine erste große Liebe, nicht wahr? Ich habe die weitaus älteren Rechte als sie.«
Ich fühlte Thora mit all meinen Sinnen. Mir war heiß und kalt zugleich, die Verwirrung in mir nahm überhand.
»Küss mich!«, verlangte die Arkonidin neuerlich und leckte sich über die halb geöffneten Lippen.
Ich schloss die Augen. Dachte nach.
Und gehorchte meinen Instinkten.
*
Ich blinzelte - und fand mich unversehens in der Realität wieder. Mikru, nun wieder ganz sie selbst, sah mich mit träumerischen Blicken an.
»Du hast Thora überzeugt«, sagte sie.
»Du weißt, welche Form von Belohnung sie erwartet, sobald dieses Abenteuer ausgestanden ist?«
»Ja, Perry. Ehrlich gesagt, freue ich mich darauf, noch mehr über die Arkonidin zu erfahren.« Sie schloss die Augen. Für einen Moment wirkte sie, als wäre sie in ein inneres Zwiegespräch vertieft, wie ich es bei Atlan so oft beobachtet hatte.
Ich wartete. Als ich meinte, meine Ungeduld nicht mehr zügeln zu können, wandte sie sich mir unverwandt zu. »Ich bin jetzt bereit.«
Ich meinte, hinter der nach wie vor
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