Perry Rhodan - 2552- Totenspiel
Kluge Wesen, die die Zeichen des neuen Zeitalters erkannt und sich
vorausschauend auf die Seite der Sieger gestellt hatten.
Und zwischen den Vatrox und ihren Helfern stach hin und wieder die rosige
Haut eines Referrors heraus. Meist stand ein solcher Referror nur da, an Straßenecken oder auch
mitten im Strom des Verkehrs, und sah sich um, Wächter und besorgtes Elternteil zugleich.
Sinnafoch zwang sich, die Wesen nicht zu beachten. Mehrmals passierte er
einen Referror in wenigen Schritten Abstand. Innerlich zitterte Sinnafoch vor Aufregung, aber es
war eine süße Aufregung, eine Würze. Er wollte sie auskosten, solange er konnte. Irgendwann
würden die Referror-Wesen ihn stellen. Aber was machte das schon? Er war unsterblich. Nicht tot
zu bekommen.
Sinnafoch lebte.
Sein Körper meldete sich. Durst und Hunger regten sich in ihm. Sie taten es
mit derselben Wucht, die allen Empfindungen des Wiedergeborenen zu eigen war.
Sinnafoch sah sich um. Wo konnte er zu essen und trinken bekommen? Er stellte
rasch fest, dass überall in den Straßen Stände aufgebaut waren. Es waren einfache, auf vier
Rädern montierte Karren. Sie wurden von fünfbeinigen Wesen geschoben. Vatrox gingen zu den
Ständen, deuteten auf das, was sie wollten, und die fünfbeinigen Wesen gaben es ihnen.
Das war alles, so schien es.
Erwarteten die Fünfbeiner keine Gegenleistung? Sinnafoch ging näher an einen
Karren, verfolgte ein Dutzend Transaktionen. Er konnte keine Bezahlung erkennen.
Ein System auf Funkbasis? Gut möglich, aber es gab nur eine Möglichkeit, es
herauszufinden: es auszuprobieren.
Sinnafoch trat an den Stand und zeigte auf eine Papiertüte und eine Flasche.
Das fünfbeinige Wesen zirpte, entblößte eine gespaltene Zunge wie die einer Schlange und reichte
ihm das Verlangte. Das Wesen ähnelte den Pflanzenfressern, die vor Sinnafochs erstem Tod die
Ebene bevölkert hatten. Handelte es sich um einen Nachkommen dieser Tiere? Der Gedanke war
schwindelerregend, aber plausibel. Anderthalb Millionen Jahre waren eine lange Zeit. Genug, damit
aus Tieren Intelligenzen wurden.
Sinnafoch nahm Tüte und Flasche an sich und war eben im Begriff, es wie die
Einwohner der Stadt im Gehen zu essen, als er einen grünen Fleck zwischen den Türmen
bemerkte.
Ein Park.
Wieso eigentlich nicht? Dort konnte er sich ausruhen, während er aß.
Der Park war rund. Knöchelhohe Farne wuchsen in seiner Mitte, über-ragt von
einem Dutzend Bäumen, von denen Blätter wie nasse Lappen hingen.
Ein kreisförmiger Kieselweg erschloss den Park, gesäumt von einfachen Bänken
aus Formenergie. Sie waren belegt. Unschlüssig ging Sinnafoch weiter. Er wollte für sich sein,
aber auf der Farnwiese wäre er der Einzige gewesen, exponiert.
Auf halbem Weg um den Park passierte er eine Bank, auf der ein Vatrox
merkwürdig schräg kauerte. Sinnafoch warf - neugierig geworden - einen verstohlenen Blick zu dem
Mann, und noch bevor er seinen Blick abwenden konnte, sah der Mann auf.
»Einen guten Abend, Bruder«, sagte er. »Bist du gekommen, um die D'Tar singen
zu hören?«
Darauf gab es nur eine Antwort. »So ist es«, antwortete Sinnafoch und ließ
sich auf der Bank nieder.
*
Der Mann stank nach altem Urin. Es war der erste üble Geruch, dem Sinnafoch
seit seiner Wiedergeburt begegnete. Sinnafoch rückte ganz an den Rand der Bank.
»Ich bin Kathern«, sagte der Mann. Sein linkes Auge war erloschen. Sein
Orange war fahl, wie von der Sonne gebleichter, abblätternder Lack.
Aus seinem Nacken wuchs das längste Pigasoshaar, das Sinnafoch je gesehen
hatte. Es hätte ihm Respekt vor seinem Gegenüber gebieten sollen, aber es steigerte nur seinen
Widerwillen. Das Pigasoshaar stand diesem Krüppel nicht zu,
»Sinnafoch.«
Der Mann zeigte auf Sinnafochs Tüte. »Was hast du da zu essen?«
»Ich weiß es nicht.« Sinnafoch hatte bislang nicht nachgesehen; er hatte am
Stand einfach nach Belieben auf eine Tüte gezeigt, um nicht durch Unkenntnis aufzufallen.
»Möchtest du etwas?«, fragte er und hielt dem Mann die Tüte hin. Der Gestank seines Gegenübers
hatte seinen Hunger vertrieben.
Der Mann riss sie ihm aus der Hand. Wie ein Tier, dem man durch die
Strukturlücke im Schirm seines Käfigs Futter zuschob. Seine Hand war eine Klaue, sie bestand nur
noch aus Daumen und Mittelfinger. Die übrigen Finger waren Stümpfe. Sie endeten in Hautlappen,
die wie Fransen herabhingen.
Kathern riss die Tüte
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