Perry Rhodan- 2556 - Im Innern des Wunders
beachtliche Menge
Psi-Materie ist daraus verschwunden ... «
8.
Mondra Diamond: Willkommen auf Wanderer
»Willkommen auf Wanderer«, sagte Homunk. Der Bote der Superintelligenz ES
zeigte sein stereotypes Lächeln.
Mondra Diamond schaute sich verwirrt um. Die Schwärze rund um sie wich und
schuf Raum für ein idyllisches Bild. Stück für Stück schälte es sich aus der Dunkelheit, und bald
erkannte sie, wo sie sich befand.
In einer nicht allzu dichten Reihe standen Bäume mit großen grünen Kronen in
vollem Laub. Leiser Wind fuhr hindurch; es raschelte. Kleine Pelztiere sprangen von Ast zu Ast.
Ein Fußweg verlief hinter den Bäumen, ehe eine Wiese begann, deren Gras kniehoch aufragte. Diese
wiederum wurde von einer steinernen Mauer begrenzt, die aus Natursteinen in unterschiedlichen
sanften Beigetönen errichtet war. Dahinter begann eine Beerdigungsstätte, das wusste Mondra; eine
altertümliche Kirche ragte zwischen dunklen Tannen auf. Es war eines der ältesten Gebäude weit
und breit.
Unwillkürlich lächelte Mondra, als sie die sanften, weiten Hügel in der Ferne
betrachtete. Sie konnte den Gleiterverkehr leise surren hören. Der Himmel war strahlend blau, nur
eine winzige, zerfaserte Schleierwolke trübte ihn. Die Sonne stand als glühender Ball am
Himmel.
»Willkommen auf Wanderer, Agi.«
Sie sah an sich hinab. Ein leichtes Sommerkleid flatterte um ihre dürren
Glieder. Arme und Beine waren knochig und staksig, die des kleinen Mädchens, das sie einst
gewesen war, vor vielen Jahren. Die Haut war von der Sonne tief gebräunt und am Fußknöchel
gerötet.
»Agi?«, fragte Mondra. »So hat mich schon ewig niemand mehr genannt.« Sie
lauschte ihren eigenen Worten nach und musste lachen; ein hohes, fast schrilles Kichern. Das
Lachen eines unbekümmerten achtjährigen Mädchens. Eine Böe ließ lange schwarze Haare vor ihrem
Gesicht flattern. Einige kitzelten sie in der Nase. Sie musste niesen und bemerkte danach, dass
es in ihrem Magen grummelte. Sie hatte Hunger.
»Agi. Oder Agalija Teekate«, bestätigte Homunk in einem seltsamen Singsang -
wohl ein Versuch, sich auf die Ebene des Kindes zu begeben. Ein rundum misslungener Versuch. »Das
war doch dein Name, nicht wahr? Auf Horrikos, deinem Heimatplaneten. Ehe die Abenteuer deines
Lebens begannen und du auf den Spuren deiner kosmischen Bestimmung wandeltest. In einer
unbeschwerten, unbekümmerten Zeit. Keine Höheren Mächte, deren Ziele dich bedrücken. Keine
Pflichten und Verpflichtungen, die dich hin und her reißen.«
Sie kratzte sich am Bein; ein alter Mückenstich juckte. Die Bremsen auf
Horrikos waren elende Viecher, die man nur schwer loswurde. Es gab nicht viele davon, aber wenn
man einmal erwischt wurde, dauerte es oft Monate, bis das Jucken nachließ. Es sei denn, man war
imstande, sich Medizin zu leisten. Das konnten die Teekates nicht. Oder sie wollten es nicht. Auf
dem Land war schwer daranzukommen. Manchmal sehnte sich Agalija nach der Stadt zurück.
Homunk nahm ihre Hand. Seine Haut fühlte sich kühl an, seltsam hart und doch
geschmeidig. Er führte Mondra/Agalija auf den gepflasterten Weg, am Rand der Wiese entlang. Sein
ganzer Körper steckte in einem Anzug; nur Kopf und Hände lagen frei. Die Farbe des Materials war
unbestimmbar, sie veränderte sich chamäleonartig - je nach der Umgebung.
»Wie wohltuend es sich unter den Füßen anfühlt«, sagte der Bote von ES. »So
ganz anders als all die technisierte Umgebung.« Er ließ ihre Hand los, bückte sich und riss mit
der freien Hand einen besonders hohen, buschigen Stängel vom blühenden Gras ab.
»Was bedeutet das?«, fragte er, zog mit einer
geschmeidigen Bewegung die verästelte Krone vom Stängel und warf die Samen in Mondras
Gesicht.
Sofort musste sie niesen. »Wie kommst du auf eine solche Idee?«
»Ich habe es in deinen Erinnerungen gelesen. Honari hat das oft getan.«
Honari. Ihr spezieller Freund, der schon seit ihrem fünften Geburtstag immer
wieder betonte, dass er sie einmal heiraten würde.
Seit einer schieren Ewigkeit hatte sie nicht mehr an ihn gedacht.
Unwillkürlich musste sie lachen; es klang glockenhell über die Wiese und in
den Friedhof hinein. Doch niemand war dort, der sich daran stören konnte.
Sie sind alle tot, dachte sie und erschauerte, ehe
sie den beängstigenden Gedanken von sich schob.
Sie lauschte dem Lachen nach. So konnten nur Kinder lachen. Unbekümmert
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