Perry Rhodan- 2556 - Im Innern des Wunders
- so
hatte Homunk es bezeichnet. Und er hatte recht.
Ein wenig wurde Mondras Herz schwer, als sie an ihre verlorene Kindheit
dachte. Denn sie wusste, dass Agi ihre Vergangenheit bildete.
»Warum bin ich hier?«, fragte sie. »Du hast mich auf Wanderer willkommen
geheißen! Das ist aber nicht Wanderer!«
Homunk lief in die Wiese hinein.
Die Farbe seines eng anliegenden Anzugs passte sich an das Grün der Gräser
an, bis er fast nicht mehr zu sehen war. Er schien mit der Natur zu verschmelzen. Nur sein
Gesicht tanzte zwischen den Gräsern. »Wie kannst du dir da so sicher sein? Wanderer ist groß,
Agi! Glaubst du etwa, du wärst schon an jedem Ort gewesen?«
Selbstverständlich nicht. Aber dies war Horrikos, genauer gesagt: die Wiese
direkt hinter dem Haus ihrer Familie. Wegen dieser Beerdigungsstätte hatten die anderen Kinder
sie gehänselt; sie sagten immer wieder, Agis alte Großeltern müssten ja nicht weit umziehen, wenn
sie starben - sie würden einfach von der neuen Wohnung auf ihr altes Haus schauen statt
umgekehrt. Wie gehässig sie waren. Kinder konnten so grausam sein.
Es ist lange her, rief sich Mondra zur Ordnung. So lange her!
»Noch einmal, Homunk. Warum bin ich hier?« Sie versuchte, sich ihren
aufsteigenden Ärger nicht anmerken zu lassen.
»Ich habe diesen Ort aus deinen Gedanken genommen und ihn für dich in deinem
Geist gebildet. Du bist tatsächlich auf Wanderer ... irgendwie. Ich will dir lediglich zeigen,
dass es auch angenehme Erinnerungen gibt. Entspann dich. Die Lösung liegt in deinen
Erinnerungen.«
»In diesen?« Sie hob die dünnen Streichholzarme. Die Ellenbogen standen
knöchrig heraus. Als Kind war sie so dürr gewesen, dass man jede Rippe einzeln gesehen hatte.
Dabei hatte sie Unmengen essen können.
»Ich bin entspannt«, behauptete sie, als Homunk nicht antwortete.
Ihr Begleiter trat aus der Wiese auf den Spazierweg. »Dann hab keine Angst
vor dem, was dich erwartet.« Er wollte erneut ihre Hand nehmen, wie man es bei einem kleinen
Mädchen gerne tat.
Mondra zog sie zurück. »Ich bin nicht mehr Agi.«
Ihre Umgebung verblasste und machte einem wesenlosen Nichts Platz. Homunk und
sie schwebten in einem gräulich weißen Wolkenfeld.
»Ist das besser?«, fragte er.
Mondra schaute an sich hinab. Sie trug wieder ihren SERUN, ihr Körper war der
einer reifen Frau. Keine Spur mehr von dem knochigen Kind, das aussah, als könne es der erste
Windstoß davontreiben. Der Eindruck hatte ohnehin getäuscht; sie war schon immer zäh gewesen.
»Besser? Ich weiß nicht«, musste sie zugeben. Weil der ES-Bote schwieg,
dachte sie kurz nach. »Besser«, sagte sie dann entschieden.
»Noch einmal, Mondra: willkommen auf Wanderer.«
»Das Wanderer meiner Erinnerung?«
Homunk antwortete nicht. Stattdessen tauchten der Turm, der Bunker und die
Kuppel auf. Mondra konnte nicht sagen, um welche Gebäude es sich handelte - diejenigen im
Handelsstern oder diejenigen auf Wanderer.
Homunks Anzugkombination war längst nicht mehr grasgrün. »Du hast also eine
Maschinenstadt erreicht, die dich an Ambur-Karbush erinnert. Damit hast du einen wichtigen
Schritt getan.«
»Einen wichtigen Schritt?« Während sie Homunks Worten lauschte, fühlte sich
Mondra völlig desorientiert.
Wo war sie?
In der Welt der 20.000 Welten? Dem Wunder von Anthuresta? Nein ... sie hatte
den Handelsstern verlassen. Er lag längst hinter ihr. Oder doch nicht? Was war danach
geschehen?
»Wo bin ich?«, fragte sie.
Homunks Lächeln verbreiterte sich. »Ich sagte es doch: auf Wanderer. In
deiner Erinnerung.«
»In meiner Erinnerung«, wiederholte sie. Und obwohl sie wusste, dass es nicht
real war, verdrängte diese Wanderer-Wirklichkeit alles andere mit Macht. Gleichzeitig verblasste
die Erinnerung an die Welt der 20.000 Welten, an den Streifzug, dessen Führung Ramoz übernommen
hatte und der sie überhaupt erst in diese Maschinenstadt geführt hatte.
In diese Maschinenstadt?
Wie kam sie hierher?
Sie befand sich wieder auf Wanderer, kein Zweifel, auf der Welt der
Superintelligenz ES.
Dort, wo sie wochenlang auf Perry Rhodan gewartet hatte.
Wo sie seit Wochen auf Perry Rhodan wartete.
Seit Wochen.
Und niemand fragte sie, was sie tat. Niemand würde sie später fragen, was sie
getan hatte.
»Alle werden sich auf Perry Rhodan konzentrieren«, sagte sie leise. Woher
wusste sie so genau, was die Zukunft bringen würde?
Homunk nickte. »Man
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