Perry Rhodan - 2562 - Die Tryonische Allianz
Zeit verging, sie konnte sie nur an dem Wechsel von Tag- und Nachtlicht messen. Es war eine weite, sehr weite Reise. Ihre Freunde auf Ganroj würden ihr das niemals glauben, dort gab es keine Raumschiffe, niemand verließ je den Planeten. Wohin sollte sie gebracht werden? Der Vatrox hatte von »Prüfungen« gesprochen. Und von Genproben.
Kurzerhand aktivierte sie den Sprachmodus von Doso-Doso, der sie stets durch allerlei Faxen aufzuheitern versuchte, was ihm jedoch nie gelang. Nicht einmal die Tatsache, dass er dabei Schrauben verlor und ungeschickt auch noch über seine Beine stolperte, konnte Sichu aufheitern.
»Uff!«, machte er. »Was für eine Erleichterung!«
Bevor er seinen Wortschwall fortsetzen konnte, sagte Sichu: »Du redest nur, wenn du gefragt wirst, verstanden? Andernfalls bist du gleich wieder stumm.«
»Pfuuuuhhhh ... also gut. Aber welchen Sinn hat dein bester Freund, wenn er dich nicht unterhalten darf, das frage ich mich ... «
»Doso!«
»Hmpf.«
Sichu trat ans Fenster und sah hinaus, zählte zum tausendsten Mal die Sterne, versuchte einen Anhaltspunkt festzustellen. Nichts, was ihr vertraut war, was sie aus den Sternenkarten der Schule kannte. Die waren wohl nicht sehr ausführlich gewesen.
»Ich habe eine Frage an dich ... oder auch ein paar mehr.«
Doso-Doso schlug scheppernd die klobigen Hände gegeneinander. »Oh, ich liebe, liebe, liiiiiebe Fragen! Stell sie mir, ja, jetzt gleich! Bitte, bitte!«
Sichu verdrehte die Augen. Vielleicht war das doch keine so gute Idee. Andererseits war der Dogo eine Spezialanfertigung mit erweiterter Programmierung. In ihm steckte wahrscheinlich mehr Hightech, als es den Anschein hatte.
»Weißt du, woher ich stamme?«
»Von Ganroj, dem vierten ...«
»Ich meine das Elternhaus auf meiner Welt.«
»Einem ... äh ... agrarökonomischen Ertragshof?«
»Ganz genau. Unter anderem züchten und verkaufen wir dort Nutztiere. Sie sind stets das Ergebnis geplanter Zucht nach genauen genetischen Abgleichungen. Nichts wird dem Zufall überlassen, und ständig wird an der Verbesserung gearbeitet, um eines Tages die Krönung zu erreichen, das beste aller Ergebnisse.«
»Ja, so gehört sich das auch. Sieh mich an! Ich bin die Krone der Schöpfung!«
Sichu ging nicht darauf ein. »Mein Dadje Fardwas sagte einmal zu mir: Großes erwartet dich, denn du bist die Letzte der Dorksteiger, die Krönung unserer Dynastie. In dir sind die Gene der Besten der Familie vereint.«
»Du bist auch eine Krönung? Ach, darum passen wir so gut zusammen!«, kreischte Doso-Doso begeistert.
»Geht es darum?«, fragte Sichu. »Mein genetisches Erbe ... die Genproben, von denen der Vatrox sprach ... bin ich also nichts weiter als ein gutes Zuchtergebnis? Hat Dadje Fardwas mir das zu erklären versucht in jener Nacht, als er ging?«
»Ich finde, das klingt logisch«, meinte Doso-Doso.
»Meine Eltern sind entfernt miteinander verwandt«, fuhr Sichu fort und lehnte die heiße Stirn ans Fenster. »Beide entstammen der Dorksteiger-Dynastie - von verschiedenen Zweigen. Wenn das stimmt ... hat auch mein Vater mir das zu erklären versucht. Meine Eltern haben es die ganze Zeit gewusst, dass die Frequenz-Monarchie uns im Auge hat. Gibt es überhaupt jemanden, der nicht unter ihrer Beobachtung steht?«
»Oh! Aber natürlich nicht!«, erklärte Doso-Doso nachdrücklich. »Sie wahren die Ordnung und schützen die Freiheit. Und sie verhelfen Hochbegabten, wie du eine bist, zur wahren Größe! Ohne sie würden deine Talente auf dem Misthaufen verrotten, wenn du verstehst, was ich meine. Es ist eine große Ehre, ausgewählt zu werden!«
»Und was erwartet man von mir?«
»Keine Ahnung. Aber weißt du was? Ich hab da so ein paar Datenspeicher voller Informationen. Willst du nicht mal reingucken? Dir ist doch sowieso langweilig, das merke ich schon die ganze Zeit.«
Sichu musterte den Dogo-Zwerg misstrauisch. »Du willst mir doch nicht etwa Lernsachen reindrücken?«
»Ach, schau doch einfach mal«, wiegelte Doso-Doso eilig ab. »Du kannst ja gleich wieder abschalten, wenn es dir nicht gefällt.«
*
Das Problem war: Es gefiel Sichu Dorksteiger.
Sie hatte nun einmal nichts zu tun, und die Tränen waren alle geweint. Sie musste weiterleben und sie konnte nicht den ganzen Tag am Fenster stehen und hinausstarren. Sie war einsam und sie war zu Tode gelangweilt. Sie durfte niemals aus ihrer Zelle, es gab keine Abwechslung. Sosehr Sichu früher davon geträumt haben mochte, einmal wirklich gar
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