Perry Rhodan - 2566 - Oase der Wissenden
verklang, verstand der Vatrox: Was er hörte, waren keine akustischen
Töne, sondern eine mentale Botschaft. Es war, als wäre seine Induktivzelle wieder zum Leben
erwacht, nur dass diese Stimme um ein Vielfaches voller, ja gebietender war.
Ein inneres Feuer erfasste Sinnafoch. Es nahm seinen Ausgang in den Spitzen seiner Finger und
Zehen, griff auf seine Hände und Füße über, breitete sich entlang der Glieder aus, überflutete
seinen Körper.
Der Vatrox stöhnte.
Die Flammen in seinem Innern loderten hoch, erstickten sein Bewusstsein ... und in dem Moment,
in dem die Hitze ihn auszulöschen drohte, setzte sie aus.
»Sinnafoch!«, hörte er. »Was los ist?«
Kruuper stand neben ihm. Der Okrivar hatte die improvisierte Klinge fallen lassen und streckte
ihm die Hände entgegen. Als wolle er ihn stützen, ihn, der jeden Augenblick das Gleichgewicht
verlieren musste, auffangen. Aber gleichzeitig lag Furcht in der Haltung Kruupers. Der Okrivar
war erstarrt, wagte es nicht, den Frequenzfolger zu berühren, der im Rang unendlich weit über ihm
stand.
Es erfüllte Sinnafoch mit Trauer und Stolz zugleich. Sinnafoch wollte Gefährten, aber er
wollte nicht Gleicher unter Gleichen sein, sondern überragen.
Der Vatrox schüttelte den Gedanken ab. Kruuper war in diesem Moment unwichtig. Eine Nebenfigur
bestenfalls. Im Gegensatz zu Philip. Der Okrill war aufgestanden. Er sah Sinnafoch aus seinen
ausdruckslosen Facettenaugen an. Sie glühten rot, als brenne auch in Philip ein inneres Feuer,
als hätten sich die Energien der uralten Darturka-Strahler in ihm gesammelt und brächten sie zum
Leuchten.
Die Augen machten Sinnafoch Angst.
»Es ist genug, Sinnafoch!«, wiederholte die Stimme. »Du hast die Prüfung
bestanden.«
Das Maul des Okrills bewegte sich nicht. Es war halb geöffnet. Sinnafoch konnte die
eingerollte Zunge sehen. Grasreste und Asche hingen an dem Muskelstrang, belegten, dass Philip
eben noch ohne Bewusstsein gewesen war, seine Zunge schlaff und ausgerollt dagelegen hatte. Eben
noch hatte der Okrill am Rande des Todes gestanden.
Jetzt ... Philip sprach zu ihm. Mental. Wenn es Philip war, der sprach.
»Du bist ein unabhängiger Geist, Sinnafoch«, fuhr die Stimme fort. »Du bist zäh,
du gibst niemals auf. Du lässt dich nicht in Schablonen pressen. Du hast einen Weg gefunden, das
lächerliche Duell zu umgehen, das dir Demeiro hat aufzwingen wollen. Die Frequenz-Monarchie
braucht Diener wie dich, Sinnafoch. Diener, die sich nicht mit dem sturen Abgehen von
ausgetretenen Pfaden zufriedengeben.«Wer bist du?, fragte der Vatrox. Seine Lippen formten die
Laute, ohne sie auszusprechen. Er versuchte in den glühenden Augen des Okrills zu lesen. Es war
zwecklos. Philips Augen waren so ausdruckslos wie eh und je. »Du ... du bist nicht Philip.«
»Nein, ich bin nicht Philip.« Die Stimme schwieg einen Augenblick lang. »Aber du
weißt, wer ich bin, Sinnafoch. Spürst du es nicht?«
Die Worte waren noch nicht verklungen, als ein mentaler Druck sich auf Sinnafochs Geist legte.
Der Vatrox fühlte sich bloßgestellt, hilflos. Wie ein Insekt, das sich unvermittelt im
grellen
Tageslicht wiederfindet, als ein Riese den Stein aufhebt, unter dem es sich verborgen hielt.
Und wie dieses Insekt wollte Sinnafoch verzweifelt davonkrabbeln, einen neuen Stein suchen, neuen
Schutz. Einfach nur weg, dem Blick dieses Riesen entfliehen, der nichts Gutes bedeuten konnte.
Nur: Sinnafoch vermochte es nicht. Der mächtige Geist, der seinen eigenen, minderen Geist mühelos
sezierte, hielt ihn fest.
Du... du bist VATROX-DAAG, brachte der Vatrox hervor.
»So ist es.«
VATROX-DAAG. Der Dritte Triumvir. Das Vamu-Kollektiv, das die Geschicke der Vatrox seit Äonen,
seit dem Zeitalter der Ersten Hyperdepression lenkte. Der »Bruder« von VATROX-CUUR, jenem Wesen,
das die Terraner in Hathorjan ausgelöscht hatten.
VATROX-DAAG. Unsterblich. Ein Wesen, das für Sinnafoch in diesem Augenblick einem Gott
gleichkam. Ein Gott, der zu Sinnafoch sprach.
»Ich habe dieses Geschöpf, das du erschaffen hast, übernommen«, sagte
VATROX-DAAG. »Philip ist mein Gefäß. Mein Gefäß ist heilig. Du darfst ihm unter keinen Umständen
Schaden zufügen oder zulassen, dass ihm Schaden zugefügt wird. Hast du verstanden,
Sinnafoch?«
Ja. Ja, das habe ich!
»Das hoffe ich. Die Lage ist ernst. Niemals in der Geschichte der Vatrox ist sie
so ernst gewesen. Ich werde deshalb selbst
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