Perry Rhodan - 2570 - Die Falle von MASSOGYV
der mittlerweile auf die Größe eines putzigen Haustiers
geschrumpft ist.
»Dein Ziel«, sagt der Kosmokrat mit piepsiger Stimme.
»Soll ich mit ihm reden?«
Taurec lacht. »Als ob du das nicht ohnehin die ganze Zeit tätest!«
Ich nehme die kleine Treppe an der nächstgelegenen Ecke und ziehe mich an den Seilen hoch.
Schlüpfe zwischen ihnen hindurch und trete ins Innere des Boxrings. Ich sehe unendlich viele und
hauchdünne Schnüre, die den Boden bedecken. Das Wesen vor mir, etwa so groß wie ich, hält sie in
den Händen, obwohl dies unmöglich erscheint. Doch was an einem Traum ist schon »unmöglich«?
Kopf und Oberkörper meines Gegenübers werden von einem wallenden Umhang bedeckt. Die Beine
wirken seltsam verdreht. Wie von mehreren Gelenken durchbrochen.
Ich fühle Enttäuschung. Ich hatte erwartet, mir selbst zu begegnen, wie das in letzter Zeit
irgendwie Mode geworden ist. Einem Spiegelbild meines Seins, das mich hier erwarten und mir
Aufklärung über dieses seltsame Schauspiel geben würde.
Oder mir Absolution erteilen würde.
Nein. Dieser da ist fremd. Fremdartig. So absurd anders, dass mir jegliche
Vergleichsmöglichkeit fehlt. Kein Porleyter, kein Nakk, kein Zwotter, kein Arcoana könnte jemals
eine derartige Andersartigkeit ausstrahlen.
Noch während ich diesen Gedanken formuliere, rasen semitransparente Gestalten an mir vorbei.
Porleyter, Nakken, Zwotter, Arcoana. Gestalten, die ich eben erst herbeigedacht habe. Sie werden
ins Innere des Unbekannten gesogen und verschwinden dort, ohne einen Laut von sich zu geben.
Der Unbekannte labt sich an meinen Gedanken. Er frisst sie.
Ich stehe dem Netzweber gegenüber. Beziehungsweise seinem Avatar. Einer Gestalt, die ihr
Erscheinen meinen Vorstellungen anpasst - oder?
Ich bin ratlos. Ich möchte Fragen stellen. Wissen, wohin all die Ideen und Gedanken
verschwinden, die der Netzweber aus mir zieht.
Ich drehe mich im Kreis und erkenne all die Netzstrukturen, die mich die ganze Zeit umgeben
haben. Selbst der Verlauf der Straßen ähnelt einem Spinnengewebe. Und hier, im Zentrum, wartet er auf mich.
Ist er meine Nemesis? Wird er mich nun vernichten, da er so viele meiner Träume und
Erinnerungen in sich aufgesogen hat?
Er atmet ein und aus, es ist wie der Herzschlag eines Schwarzen Lochs. Rotierende Masse und
Energie. Ich werde auf den Netzweber zugezogen, taumle immer näher, fühle seine Neugierde, sein
Interesse an all dem, was noch immer in meinem Kopf begraben ist und nicht freigegeben wurde.
Sein Gesicht ist wunderschön. Es ist dunkel, wie aus schwarzem Elfenbein gemeißelt. Eine
Maske, starr, ätherisch, mit einem Ausdruck von Güte und Interesse.
Ich betrachte den Netzweber und höre einen Namen. Einen Begriff, der in mir nachschwingt und
mich glücklich macht. Er möchte nicht, dass ich traurig sterbe.
Falsch.
Er möchte ganz und gar nicht, dass ich sterbe.
»Danke«, flüstert er mir zu und tritt einen Schritt zurück, »danke für all die schönen
Träume!«
Die Stimme verhallt, die Buchstaben erstarren zu Zuckermasse und stürzen einer nach dem
anderen zu Boden, um dort in winzige Krümel zu zerbrechen.
Ich fühle Schwäche und Müdigkeit. Der Netzweber möchte, dass ich schlafe. Dass ich in meinem
Traum traumlos schlafe. Um den Übergang in die Realität möglichst schmerzfrei absolvieren zu
können.
Ich drehe mich ein letztes Mal im Kreis. Der Boxring ist leer. All die Fäden, die den Boden
bedecken, verschwinden nun im Nichts. Die daran hängenden Gestalten werden in Windeseile
herangezogen. Sie schweben auf dieses Nichts zu und vergehen, unbeachtet vom Netzweber, der sich
bereits ausreichend an mir gelabt hat. Er hat sich die Prämie für seine Hilfestellung geholt und
nimmt nicht mehr, als ihm zusteht.
Ich versuche mich zu erinnern, und es gelingt augenblicklich. Nichts ist verloren gegangen.
Dieser - wie nannte er sich nochmals? - Radyl-im-Abstrakten knabberte ein wenig an den
Dingen, die ich mir über die Jahrtausende in meinem Kopf bewahrt habe; aber er stahl mir
nichts.
Geht er auch mit anderen Wesen derart pfleglich um, oder machte er angesichts des
reichhaltigen Angebots bei mir eine Ausnahme?
Ich fühle unendliche Müdigkeit. Ich setze mich auf den nachfedernden Boden. Selbst nun, da
alles verschwimmt und weniger wird, bleibt die Illusion eines Boxrings erhalten. Wahrscheinlich
wird er zuletzt verschwinden. Nachdem die Sandwüste ins Nichts geweht
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