Perry Rhodan - Jupiter
Sonntag, da sag ich nie nein.«
4.
Morgennebel zog auf. Terrania City badete in künstlicher Helligkeit, im Osten regierte noch die Nacht. Nur ein schmaler Silberstreif ließ den heraufziehenden Tag erahnen. Der ferne Horizont mutete an wie ein ausgefranster Scherenschnitt.
Zaghaft stachen erste Sonnenstrahlen in die Höhe, als der Transportgleiter mit dem LFT-Emblem auf den Goshun Space Port einschwenkte.
Ein leichter Wind wehte den Nebel über die Landefelder hinweg. Es schien, als krieche ein grauer Moloch der Stadt entgegen. Einzelne Bodenfahrzeuge, mit dem bloßen Auge aus der Distanz kaum auszumachen, quälten sich durch den Dunst.
Im stadtnahen Bereich des Hafenareals standen fünf Kugelraumer – Einhundert-Meter-Kreuzer, die sich angesichts des vor wenigen Stunden gelandeten Raumriesen wie Spielzeuge ausnahmen.
Langsamer werdend überflog der Gleiter die Kreuzer.
Wie ein stählernes Gebirge ragte der ENTDECKER voraus auf. Der Kugelraumer der SATURN-Klasse durchmaß 1800 Meter, die untere Polschleuse lag bei voll ausgefahrenen Landebeinen zudem beachtliche vierundsechzig Meter über dem Boden. Irgendwo über dem wuchtigen Äquatorringwulst, der vor allem geräumige Kreuzerhangars enthielt, entdeckte Perry Rhodan den fahlen Schimmer eines geöffneten Hangars.
CHARLES DARWIN II.
Der Schiffsname prangte in riesigen leuchtenden Lettern auf dem Rumpf.
Langsam stieg der Gleiter höher.
Leise Stimmen erklangen aus der Pilotenkanzel. Die Abstimmung mit der Anflugkontrolle erfolgte manuell. Goshun Space Port war mit seiner Gesamtfläche von achtzig Quadratkilometern lediglich als Zivilhafen für Privatraumer ausgewiesen. Obwohl sogar die großen Fernraumschiffe der Flotte hier landen konnten, geschah dies höchst selten.
Ein Hauch von Ruhe und Gelassenheit hing in der Luft. Der kleine Raumhafen machte einen verschlafenen Eindruck – Provinzflair trotz der nahen Metropole, eine Gemütlichkeit, die Perry Rhodan und vor allem Reginald Bull durchaus zu schätzen wussten. Mancher Gast in den Raumfahrerkneipen hatte schon an seinen Sinnen gezweifelt, wenn er Bull am Tresen sitzen sah und hörte, dass der Verteidigungsminister der Liga Freier Terraner Geschichten aus seinem langen Leben zum Besten gab. Die Betreffenden hatten sich zumeist ungläubig nach Sicherheitspersonal und Robotern umgesehen und noch verwirrter gewirkt, weil alles wie immer gewesen war.
Rhodan bemerkte, dass der Freund sinnend zu den Hafengebäuden hinabschaute und sich gedankenverloren das Kinn massierte. Im nächsten Moment richtete Bull sich ruckartig auf. Er hatte den Blick des Residenten bemerkt und nickte zögernd.
Rhodan lachte leise.
»Alles in Ordnung?«, fragte Dion Matthau, den seine Kollegen meist »Buster« nannten. Seine eben noch angespannte Aufmerksamkeit wich wieder legerer Haltung, als Perry Rhodan ein »Okay« murmelte.
Matthau war einer der TLD-Agenten, die Rhodan, Mondra und Bull begleiteten. Drei Personen – ein Minimum an Sicherheitsanforderung. Rhodan hätte am liebsten ganz darauf verzichtet.
Der Gleiter stieg bis auf tausendzweihundert Meter.
Die beiden zur Delegation gehörenden Journalisten erweckten den Eindruck, als dösten sie. Dass sie gerade in diesem Zustand auf jede Regung achteten, war dem Residenten klar. Allerdings schätzte er Don Toman als eloquent und absolut zuverlässig ein. Der Zweiundsechzigjährige arbeitete für Solvision, einen erst seit knapp fünfzig Jahren bestehenden Ableger des First Terrestrian Network. Er verfügte über ein feines Gespür für solide Berichterstattung, seine Sendungen galten stets als perfekt recherchiert.
Der zweite Mann hieß Jahn Saito. Dass ihn das Büro des Residenten ebenfalls akkreditiert hatte, verdankte der Junge seinem Chef und Mentor Toman. Andererseits war der Name Saito seit Wochen in vieler Munde, seit sein Meisterwerk »Freunde« die höchste Medienauszeichnung errungen hatte. Die Holografie in Sepia und Grau war derzeit in der Begegnungsstätte Berlin-Mitte ausgestellt, dem musealen Zentrum extraterrestrischer Kulturen auf Terra.
Saitos Bild zeigte einen verkrümmt auf felsigem Boden liegenden Menschen. Der Mann war tot. Neben ihm kniete ein Jülziish, die Hände verschränkt wie in betender Haltung, die Arme leicht ausgestreckt und den Tellerkopf in Ehrfurcht geneigt. Der Blue weinte. Wie erstarrt hingen die Tränen seiner vier Augen am Rand der Kopfscheibe. Zudem hatte der Blitz zwei fallende Tränen eingefroren – strahlende
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