Perry Rhodan - Jupiter
Rest Wasser.
»Du hast nicht essen wollen«, erinnerte ihn Phalguwan, als missdeutete er Rhodans Blick.
»Ja«, sagte der Terraner. Er schaute dem Phausha in die Bernsteinaugen. Die Gier darin schien erloschen – oder doch sehr weit ins Innere zurückgezogen. Langsam trieben die spinnenförmigen schwarzen Konstrukte durch die Augen. Rhodan fragte sich, ob es Maschinen waren oder Symbionten.
»Du bist satt?«, fragte Rhodan.
»Ich bin satt«, antwortete Phalguwan. Er schien in sich zu lauschen. »Soweit ich satt sein kann.« Er stand auf und trat auf Rhodan zu. Dann streckte er seine Hand aus, lang und schmal.
Rhodan hielt ihm die Hand mit den Messingkugeln entgegen, direkt über der des Phausha. Dann kippte sie. Drei der vier Kügelchen rollten oder perlten hinunter in die Handmulde des Phausha. Eine behielt Rhodan und nahm sie zwischen Daumen und Zeigefinger.
»Ich weiß, dass diese Psionen-Urnen eine entscheidende Rolle spielen. Aber welche? Ich möchte gerne wissen, wozu du diese Psionen brauchst. Wozu sie überhaupt jemand braucht.«
»Oh, sie sind von vielfältigem Nutzen. Sie hellen den Geist auf. Wer sie zu sich nimmt und verträgt, findet sich voller Pläne. Sie verleihen fantastische Gaben. Hast du schon erprobt, welche Wirkung die Psionen auf dich haben?«
Rhodan antwortete nicht.
»Versuch eine«, sagte Phalguwan. Die Konstrukte in den Bernsteinaugen rückten zusammen. Es sah erneut aus, als bildeten sie eine Pupille. Rhodan fühlte sich von den Augen des Phausha fixiert. Belauert. »Koste sie. Iss sie.«
Rhodan hob die Hand und legte sich das Messingkügelchen auf die Zunge. Es schmeckte eigenartig, unvergleichlich. Da war ein Hauch einer unbekannten Frucht, eine Mischung aus Apfel und Limette und Pfefferminz; zugleich aber das abschreckend bittere Aroma von angebrannter Milch. Blut. Eisen.
Dann entfalteten sich völlig andere Geschmäcker. Rhodan schmeckte schiere Mathematik, algebraische Zahlen und das Mehr von Transzendenten Zahlen, fremdartig-einsichtig sortierte Zahlenräume, er sah Hilberts 24. Problem – und eine Lösung, auf die weder NATHAN noch der arkonidische Mathemasoph Practal da Vantiem gekommen waren. Er schmeckte hyperphysikalische Formeln, metatonale Kompositionsprinzipien und den Vorschein unerhörter Harmonien, fünfdimensionale Arrangements des Goldenen Schnitts.
Er spuckte das Messingkügelchen wieder aus, zurück in seine Hand. Es glitzerte fremd von seinem Speichel. »Wirkungslos. Ich bin mentalstabilisiert«, sagte er. »Es kann keine Wirkung bei mir haben.«
»Du bist mentalstabilisiert«, murmelte Phalguwan wie in Gedanken. »Außerdem trägst du eine Vitalenergiebatterie.« Phalguwan wies auf Rhodans Schulter, dorthin, wo der Zellaktivatorchip implantiert war. »Eine Batterie zwar unbekannter Bauart, aber ihre Funktionssignatur ist unverkennbar.«
Rhodan lächelte. »So wie du.«
Phalguwan lachte. »Durchaus nicht.«
Rhodan dachte an die Zeiträume, die Ileschqas Aufzeichnungen umfasste. Jahrzehntausende ... und Phalguwan trug keinen Zellaktivator?
So langlebig sind Lebewesen von Natur aus nicht, dachte er. Er stutzte. Die Alternative wäre ...
»Wie lange lebst du schon?«, fragte er den Phausha.
»Diese Vitalenergiebatterie ist ein eigentümlich Ding«, sinnierte Phalguwan, ohne auf die Frage einzugehen. Er hatte die Augen geschlossen. Seine Lider waren weiß wie Papier. Er stand so in sich gekehrt, dass selbst Rhodan die Anwesenheit der anderen beinahe vergaß.
Der Phausha fragte: »Weißt du, was das größte Problem dieser entseelten Maschine mit einer Kreatur ist?«
Rhodan war nie der Gedanke gekommen, dass er – oder eine andere Kreatur – dem Zellaktivator ein Problem bereiten könnte.
Und wieso entseelte Maschine?
Phalguwan fuhr fort: »Die Batterie konserviert nicht nur die genetische Struktur deiner Zellen. Sie alliiert sich mit deinem Immunsystem. Sie feit dich gegen Krankheiten, nicht wahr. Sie wehrt schädliche Substanzen ab. Gifte. Viren. Bakterien.«
Rhodan bejahte. Er gab damit wohl kein Geheimnis preis.
»Aber«, sagte der Phausha, »wie erkennt deine Batterie, ob die fragliche Substanz dir nutzt oder schadet? Ist nicht jedes fremde Fleisch für dein Fleisch toxisch? Dennoch verzehrst du Fleisch – und die Batterie muss entscheiden, ob sie die Annahme dieses fremden Fleisches durch Verdauung zulässt. Ob das Bakterium, das du im Zuge des Verzehrs aufnimmst, Freund oder Feind ist, aufgenommen werden sollte in die bunte bakterielle
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