Perry Rhodan - Jupiter
Schulter. »Es ist in Ordnung«, sagte er. »Bleib hier.«
Rhodan hatte sich in die Nähe der Erdhöhle auf den Boden gehockt, die Beine untereinandergeschlagen. Er wartete über zwei Stunden. Ein safrangelber Mond war am Himmel erschienen, und Rhodan ertappte sich dabei, wie er das Firmament nach einem Fragment der Sternenstadt absuchte.
Keine Spur.
Einmal zog in einiger Entfernung eine Herde der riesenhaften Tiere vorbei, und Rhodan meinte, etwas wie ein verwackeltes, windschiefes Haus zu sehen, das ihnen auf einigen Stelzenbeinen folgte.
Vielleicht das Wanderhaus der Wittib Aoghidin, dachte er.
Als Phalguwan aus seiner Residenz stieg, blickte Rhodan auf sein Komarmband. Es war der 14. Februar 1461 NGZ, 20.45 Uhr.
Alle Unruhe, alle Ungeduld war von ihm abgefallen. Es gab nichts mehr für ihn zu tun.
Der Phausha wirkte äußerlich unverändert. »Es ist gelungen«, sagte er. In seine Stimme war ein neues Timbre getreten.
»Wie soll ich dich anreden? Ist noch ein Teil Firmion Guidry in dir?«
»Ich bin hier, und ich bin ich, mehr ich, als ich je war«, antwortete Phalguwan mit seiner leicht verwandelten Stimme. »Ich werde jetzt in den Born gehen und den Fluktuationstransmitter desaktivieren. Ich vermute, du möchtest zurück in dein System?«
Rhodan nickte. Er fuhr mit der Hand in die Anzugtasche und holte zwei Gegenstände hervor. »Dein Messer«, sagte er. »Es ist schwer, damit nicht zu treffen, nicht wahr?«
»Es ist gut ausbalanciert«, wich Phalguwan der Frage aus.
»Und das?«, fragte Rhodan und hielt ihm Ileschqas Zellaktivator hin.
»Ich weiß nicht, ob ich Verwendung dafür habe«, überlegte Phalguwan. »Möglicherweise werde ich in meinem neuen Dasein einem Alterungsprozess unterliegen. Wenn dir an der Batterie liegt, nimm sie mit.«
Der Terraner wog den fremdartigen Aktivator in der Hand. »Nein«, sagte er schließlich. »Behalte sie!«
Phalguwan nahm das Gerät entgegen. »Gehen wir.«
Rhodan konnte nicht erkennen, was Phalguwan im Dunst innerhalb des Psionen-Borns tat. Der Phausha war in den körperlosen Schattenspielen untergetaucht.
Die Rede erklang nicht wieder, oder sie richtete sich nicht mehr an Rhodans Ohr.
Die Zeit verstrich. Endlich entdeckte er Phalguwan. Der nunmehr beseelte Phausha kam näher, ganz nah, und legte dann seine Stirn an Rhodans Stirn und umfasste seinen Kopf mit beiden Händen. Rhodan roch seinen Atem: ein wenig wie nasses Holz, nicht unangenehm, nicht menschlich. Phalguwan sagte: »Ich versiegele dich.«
Er trat einen Schritt von Rhodan zurück; die Gebilde in seinen Bernsteinaugen hielten still, als wäre Phalguwan zur Ruhe gekommen. »Würdest du mir einen Gefallen tun?«
Rhodan nickte.
»Ich brauche jemanden, der auf MERLIN meine Schaben versorgt. Sie sind noch ein wenig unselbstständig.«
»Ich kümmere mich darum«, versprach er.
Phalguwan nickte: »Es wäre gut, wenn du dich nicht allzu lange auf der NAPHAUT DOSCHUR aufhalten würdest. Die Rückführung von allem hat bereits begonnen. Gute Reise.«
»Danke«, sagte Rhodan. »Was muss ich tun, um diese Reise zu beginnen?«
»Nichts.«
Die Umrisse der Halle, des Borns lösten sich in rotes Wabern auf.
Rhodan war unterwegs.
Der Rückweg war anders als der Hinweg. Der Terraner spürte sein Herz schlagen, er dachte seine Gedanken, dennoch konnte er sich nicht gegen das Gefühl wehren, es sei eine zeitlose Fahrt.
Wie reiste er? Da war kein Fahrzeug, kein Gerät, nichts Wahrnehmbares, das ihn barg und transportierte.
Er war hellwach, schaute in die rote Landschaft, die ihn umgab und von der er annahm, dass es eine besondere Sequenz des Hyperraums sein müsste. Aber seine Gedanken entglitten ihm, trudelten ab zu absoluten Belanglosigkeiten: zu den prähistorischen Registrierkassen, die Homer G. Adams hütete wie Dagobert Duck seinen ersten Taler und von der er während des Fluges durch die Jupiteratmosphäre geträumt hatte, zu einem Mädchen, mit dem er vor Äonen getanzt hatte, während aus der Juke-Box ein Song von Bill Haley und seinen Comets dröhnte. Er dachte an Pao Ghyss und meinte, ihr Lachen zu hören, und es kam aus einer schier endlosen, völlig entrückten Ferne, und er dachte: Nun ist sie dort angekommen, wo ihr Lachen immer schon war. Er sah Firmion Guidry, aber seine Augen hatten sich verändert. Sie waren bernsteinfarben, und winzige Messingkugeln schwammen darin.
Bald hatte er die NAPHAUT DOSCHUR erreicht. Er blickte auf den Chronometer. Der »Flug« hatte beinahe
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