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Perry Rhodan - Jupiter

Perry Rhodan - Jupiter

Titel: Perry Rhodan - Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: div.
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rinnt, vorbei an der Nase, streckt Deshum rasch die Zunge heraus und fängt den Tropfen auf.
    Das Auge selbst resorbiert längst den Tau, und er beginnt zu wirken. Das Zittern seiner Muskeln verschwindet. Die Gedanken klären sich. Der Geschmackssinn intensiviert sich. Die Träne schmeckt herb und bitter, doch als er sie schluckt, ist sie unendlich süß in seinem Magen.
    Wärme breitet sich aus.
    Er vermag klarer zu denken. Er hört das Verrinnen der Zeit. Sein Atem trägt Leben und verbreitet ihn.
    Dass er nun allein ist, verleiht allem einen schalen Beigeschmack. Wenn Errinna nur wieder da wäre. Vielleicht, nur vielleicht, kann er ja eine andere Paragabe in sich wecken als das vermaledeite Gehen durch die Wände. Wie nutzlos diese Gabe ist. Ärgerlich und nutzlos.
    Die Gabe.
    Der Fluch.
    Deshum lacht. Fluch? So beurteilt er es vielleicht, wenn er schwach ist, doch nun ist er stark. Er hat den Fehler begangen, die Droge wieder viel zu spät ...
    Seine Gedanken erstarren, als er zu schweben beginnt.
    Nein, zu stürzen. Erst als er einen Schrei hört und eine Gestalt an sich vorüberziehen sieht, begreift er, dass er wieder fällt.
    Seinen Fluch hat er nicht unter Kontrolle. Wieder einmal nicht. Feste Materie leistet ihm keinen Widerstand mehr. Er kann durch Wände gehen. Aber ebenso kann er nicht mehr auf dem Boden stehen, denn auch dieser bietet keinen Halt mehr.
    Deshum lacht, als er stürzt. Er ist stark. Er kann ganz MERLIN aus den Angeln heben, wenn es sein muss, und mehr noch.
    Er ist Honovin!
    Er ist Teil der Vision.
    Er ist einer der Auserwählten.
    Der Sturz wird schneller und schneller. Ein Deck, noch ein Deck, eine riesige Maschine, energetisches Blitzen. Eine Umgebung, die er nie zuvor gesehen hat.
    Ein vielstimmiger Aufschrei folgt, als er ausgerechnet durch das Kasino stürzt. Welche Ironie. Hände strecken sich ihm entgegen, Augen werden weit und entsetzt aufgerissen.
    Doch Deshum Hiacu lacht.
    Schließlich passiert er die Außenhülle der Faktorei MERLIN. Im freien Weltraum verstummt sein Lachen.
    Es ist kalt. Kälter als je zuvor. Es gibt keinen Sauerstoff mehr. Die Flüssigkeit seiner Augen verdampft in der Kälte sofort, die Hornhaut bricht auf. Die Lippen spannen sich vor dem geöffneten Mund, sie platzen. Blutstropfen quellen hervor und fallen langsamer als er – sie tanzen als gefrorene Kugeln in einer Reihe über ihm. Unter der Hautoberfläche platzen kleine Gefäße wegen des plötzlichen Druckabfalls. Auf seinem Körper bilden sich hässliche blaue und rote Flecken. Ein Knacken, das ihm überlaut erscheint, aber niemand sonst hätte hören können: Seine Trommelfelle reißen.
    Nach zehn Sekunden verliert Deshum Hiacu das Bewusstsein, während er immer weiter stürzt.
    Gerade als er erstickt, durchquert er den Schutzschild um MERLIN. Die höherdimensionale Energie lässt während der Passage sämtliche Flüssigkeit seines Körpers blitzartig verdampfen. Als Mumie treibt er durch die Atmosphäre des Gasplaneten Jupiter, die von Sekunde zu Sekunde in größere Unruhe gerät.
    Etwas hat seinen Anfang genommen.
    Etwas, das nicht mehr zu stoppen ist.
    Irgendwann erreicht Deshum Hiacus toter Leib den Bereich, in dem sich die Atmosphäre unter dem hohen Druck verflüssigt. Die Mumie zerbricht, die organischen Bestandteile vermischen sich mit ihrer Umgebung. Knochenstaub weht davon. Das Tau-acht kehrt in den Kreislauf zurück. Welche Ironie: Ein wenig davon wird sogar von MERLINS Erntemaschinen wieder aufgenommen, während Jupiters Countdown des Todes weiterläuft.
    Deshum Hiacu konsumierte Tau-acht.
    Für ihn ist die Party an Bord der Faktorei MERLIN endgültig vorüber.

MERLIN, alles andere als freundlich
     
     
    Die Interkosmo-Buchstaben verschlangen sich derart ineinander, dass sie kaum noch lesbar waren. Auf den ersten Blick schien es sich bei dem Graffito um einen dreidimensionalen Farbenrausch zu handeln, den man in einer Nische der Wand installiert hatte.
    Erst bei genauerem Hinsehen erkannte Rhodan den Schriftzug. »Honovin«, las er und blieb stehen. »Was bedeutet dieses Wort?«
    Onezime Breaux führte die fünf Gefangenen aus dem Schleusenraum. Er fühlte sich offenbar nicht sogleich angesprochen. Die Nische öffnete sich direkt nach dem Schott in der Wand und war damit das Erste, was Rhodan und seine Begleiter vom Inneren der Faktorei MERLINS zu sehen bekamen. Seelenruhig und ohne sich umzudrehen sagte der Chef der SteDat schließlich: »Wir erreichen euer Gewahrsamsareal in wenigen

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