Perry Rhodan Neo 003 - Der Teleporter
konnte, und arretierte die Steuerung. »Da sind wir.«
»Zu spät«, sagte sein Passagier anklagend.
»Nicht mein Problem, Chef. Ich habe aus dieser lendenlahmen Hummel das Letzte herausgeholt. Wir sind unter dem mexikanischen Sombrero durchgetaucht, ohne dass auch nur irgendein Ohr geschlackert hätte. Ziel erreicht, sogar vor der vereinbarten Zeit. Also, was willst du?«
»Er ist weg«, klagte der Auftraggeber. »Tot, betäubt, abgeschirmt, was weiß ich! Dabei hatte ich ihn zum Greifen nahe!«
»Das kenne ich. Du baggerst stundenlang eine Tussi an, investierst Unsummen in ihre sinnlosen Fruchtcocktails, und dann haucht sie dir ein Küsschen auf die Wange und ist dahin, tschüss und ade, winke, winke. Trag's mit Fassung, Chef. So sind die Weiber, so ist das Leben. Falls du deine Ausgaben wieder reinholen willst, wüsste ich eine gute Adresse für wirklich heißen Stoff, den du auf der anderen Seite der Grenze um ein Vielfaches verschleudern kannst. Da wir gerade von Schadensminimierung reden – wir hatten ausgemacht, dass wir über den Preis für den Rückflug getrennt verhandeln, je nachdem, wie es die Lage erfordert. Na?«
»Gern«, sagte der Mann im Passagiersitz, immer noch nach vorn glotzend, als gäbe es da irgendetwas Lohnendes zu entdecken. Er hatte ein markantes, edel geformtes Profil, glatt und makellos, zugleich kantig und signifikant, wie der klassische Held eines Online-Computerspiels. Dann drehte er den Hals um neunzig Grad. Die andere Gesichtshälfte war entstellt, ein Bombenkrater aus Narben. Sie leuchtete von innen heraus, als würde eine kristalline Oberfläche von einer dahinter liegenden, punktförmigen Lichtquelle erhellt.
Der Hubschrauberpilot hieß Juan Fernandez Gruber. Er hatte sich aus der Gosse nach oben gekämpft, zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern. Die Tochter pubertierte gerade, sie ging ihm täglich mehr auf die Nerven. Aber egal, sie würde ihren Herrn und Meister finden. Beim Gedanken daran, welches Vermögen die Feier zu ihrem fünfzehnten Geburtstag verschlingen würde, lief es Juan kalt über den Rücken. Sein Söhnchen, Manolito, benannt nach dem Großvater, war dafür der reinste Sonnenschein. Ein Charmeur, wie er im Buche stand, der jedermann einwickelte mit einem einzigen, scheinbar unschuldigen Klimpern seiner langen Wimpern. Das würde eine Kanaille werden, frag nicht! Juan freute sich diebisch darauf, mit seinem Stammhalter die Hörner zu wetzen.
»Und was«, schnarrte der Doppelgesichtige, »hast du sonst noch vor, zur Weiterentwicklung der Menschheit beizutragen?«
»Hä?«
»Sind wir ehrlich, Gruber, in Wahrheit braucht dich niemand mehr. Ich bitte dich, du weißt ebenso gut wie ich, dass du deinen Zenit überschritten hast. Aus deinem Leben wird nicht mehr viel werden.
Deine Frau ödet dich an, dein Job ist längst nur noch Routine. Die missratenen Bälger gehen sowieso ihren Weg, ohne dich. Wie oft hast du dir schon gedacht, du würdest lieber alles hinschmeißen? Zehnmal, zwanzigmal an jedem Tag der Woche. Habe ich nicht recht?«
Juan stimmte zu. Obgleich er sich momentan schlecht konzentrieren konnte. Er sah undeutlich, als hätte ihm plötzlich jemand einen Prügel über den Schädel gehauen. Sein Gegenüber verschwamm, aufgelöst in einem Wirbelsturm aus Pixeln. Schade eigentlich, denn der Typ war ihm immens sympathisch gewesen.
Umso intensiver vernahm er die samtweiche Stimme: »Ich an deiner Stelle, ich wäre sehr enttäuscht. Von meinen Verwandten und Bekannten, von den erbärmlichen Zukunftsaussichten und der unüberschaubaren, globalen Lage ... Nichts als Stress, von vorn bis hinten, gell? Aber wir wissen, dass es einen Ausweg gibt. Du kannst ihn sehen, den Weg, diesen Hügel hinauf. Erlösung winkt.
Deine Bitten wurden erhört. Du brauchst nur emporzusteigen, bis zu diesem Felsvorsprung, dich auf die Kante zu stellen und alles fallen zu lassen, was dich bedrückt, dich selbst eingeschlossen. Kümmere dich nicht um mich. Da ich deine Dienste nicht länger benötige und du bereits zu viel gesehen hast, ziehe ich es vor, allein zurückzufliegen. Das ist dir doch recht, nicht wahr?«
Dankbar befolgte Juan Fernandez Gruber die freundliche Anregung. Er erklomm den Hügel, während das vertraute Knattern seines Helikopters in der Ferne verklang. Oben angelangt breitete er die Arme aus wie Flügel und stieß sich ab, glücklicher denn je.
Es war ein kurzer Flug, aber der schönste seines ganzen, jäh verwehenden Lebens.
15.
Die
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