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Perry Rhodan Neo 009 - Rhodans Hoffnung

Perry Rhodan Neo 009 - Rhodans Hoffnung

Titel: Perry Rhodan Neo 009 - Rhodans Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
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Bai Jun hat während der Belagerung die Besten der Besten in die Gobi geholt.«
    Bull wünschte sich, er wäre so zuversichtlich, wie er sich gab. Ricos Verschwinden war unerklärlich. Unmöglich. Eigentlich.
    »Aber natürlich wäre ich erfreut, wenn wir die Angelegenheit abkürzen könnten. Miss Michalowna?« Er wandte sich der Russin zu. »Wo ist der Roboter? Was haben Sie mit ihm angestellt?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nichts mit seinem Verschwinden zu tun!«
    »Ja? Darf ich Sie erinnern, was sich in der letzten Stunde zugetragen hat?« Bull stemmte die Hände in die Hüften, baute sich breitbeinig vor der Telepathin auf. »Die Überreste des Roboters Rico treffen in Terrania ein, getarnt als medizinische Versorgungsartikel. Nur Dr. Manoli und Dr. Haggard wissen darum sowie den Ort, an dem die Untersuchung stattfindet. Und eine halbe Stunde später spazieren Sie hinein – die Gedankenleserin! –, locken Crest unter einem Vorwand hinaus und veranlassen uns, die Überreste allein zu lassen ... und schwupp! Eine weitere halbe Stunde später hat sich der Roboter in Luft aufgelöst! Wie erklären Sie das?«
    »D... das kann ich nicht.« Tatjana Michalowna schwankte. »Ich wusste nichts von einem Roboter. Ich wollte nur mit Crest sprechen. Es war nicht meine Idee, dass Sie, Manoli und Haggard den Raum verlassen!«
    Das war richtig, musste sich Bull eingestehen. Manoli hatte den Vorschlag gemacht, eine Pause an der frischen Luft einzulegen. Aber, ermahnte Bull sich, er hatte keinen gewöhnlichen Menschen vor sich.
    »Und worüber haben Crest und Sie geplauscht? Den Wetterbericht?«
    »Das geht Sie nichts an!«
    Bull sah auffordernd zu Crest. Der Arkonide blinzelte und wandte den Kopf ab. Er sagte nichts.
    Was ging hier vor?
    »Glauben Sie mir doch, Mister Bull«, beteuerte die Russin. »Die Angelegenheit ist privat.«
    Reginald Bull schnaubte. »Für wie dumm halten Sie mich eigentlich? Privat! Sie kennen Crest nicht! Das Einzige, was Sie ...«
    Er zwang sich, nicht weiterzureden. Michalowna war dem Suggestor Clifford Monterny eine loyale Helferin gewesen. Aber nicht, weil er sie mit seiner Suggestivgabe dazu gezwungen hätte. Die Telepathin war immun gegen Monternys Psi-Kräfte gewesen. Sie hatte ihm aus freien Stücken gedient. Sie hatte Crest verhört.
    Bull trat auf die Telepathin zu, um ihr aus nächster Nähe, von Angesicht zu Angesicht, zuzureden. Auf halbem Weg hielt er an. Ihr Atem stank nach Schnaps. Bull verharrte. Die Russin war angetrunken! Im selben Moment, als er es erkannte, zerbrach das Bild, das er sich von ihr gemacht hatte. Tatjana Michalowna war kein finsterer Übermensch, der mittels seiner telepathischen Gabe gewöhnliche Menschen manipulierte, sie wie ein Marionettenspieler an unsichtbaren Fäden führte.
    Tatjana Michalowna war ein gewöhnlicher Mensch.
    Ein schwacher, verzweifelter Mensch.
    »Miss Michalowna«, sagte er leise. »Bitte helfen Sie uns! Ich haben Ihnen eben die Umstände erklärt – wie soll ich Ihnen vertrauen?«
    Sie senkte den Kopf, hob ihn wieder. »Ich ... ich habe einen Vorschlag. Ich bin bereit, mich John Marshall zu öffnen. Unter der Bedingung, dass er für sich behält, was er in meinen Gedanken liest. Er wird Ihnen sagen, dass ich nichts mit der Sache zu tun habe. John vertrauen Sie doch, oder?«
    »Das tue ich. Aber John ist nicht in Terrania, das wissen Sie.«
    »Das wusste ich nicht. Sie überschätzen mich.«
    Tat er das? Er versuchte, die Frau, die vor ihm stand, mit anderen Augen zu sehen. Tatjana Michalowna war Mitte zwanzig. Ein zierliche Frau mit vollen, für seinen Geschmack zu grell geschminkten Lippen. Sie kam aus Petersburg. Er versuchte, sie sich in ihrer Heimat vorzustellen. Bull hatte vor einigen Jahren einige Tage in der großrussischen Hauptstadt verbracht, auf einer Goodwilltour, zu der NASA-Flight-Director Pounder ihn gezwungen hatte. Bull hatte sich gesträubt, hatte Kälte und Dunkelheit und düstere Menschen erwartet. Aber Petersburg im Juni war ein warmer, lebendiger Ort gewesen. Mit langen Tagen, die nicht zu Ende hatten gehen wollen, und mit jungen Leuten, die überall auf den Plätzen der Stadt feierten.
    Tatjana Michalowna war jung – aber sie gehörte nicht in diese Welt der Leichtigkeit. Ihre Lippen waren aufgeplatzt, Schweiß verklebte ihre Haare, und in den Augenwinkeln hatten sich vor der Zeit Krähenfüße in die Haut gegraben. Ihre Gabe, verstand Bull, war eine Last, die die Russin niederdrückte, sie zu ersticken

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