Perry Rhodan Neo 009 - Rhodans Hoffnung
Tränen in ihren Augen sah. Der leere Tank traf sie. Arkonidische Technik, die versagte. Es war diese märchenhafte Technologie, auf der ihr Anspruch der Überlegenheit beruhte – und es war dieselbe Technologie, von der ihr Überleben abhing.
Thora machte eine Geste. Ein zweites Holo entstand. Es schwebte in Kopfhöhe und mutete wie ein Fenster an. Es blickte auf die Zentrale des Schiffs. Sie war voller Menschen. Soldaten in Uniformen, Dutzende Männer und Frauen in Overalls. Techniker, Wissenschaftler, Spezialisten. Menschen, denen es gelungen war, diesem Schiff, das jenseits ihrer Vorstellungskraft lag, zumindest in Teilen ihren Willen aufzuzwingen – der Energieschirm, der nach wie vor aktiviert war, belegte es.
In der Mitte der Zentrale stand de Soto. Der wuchtige General war über ein primitives irdisches Computer-Tablet gebeugt, las eine Nachricht oder einen Bericht in einer Seelenruhe, als hätte er nicht rätselhafte Eindringlinge an Bord. Er erinnerte Thora an ihren Onkel Charron da Gonozal. Der unerschütterliche Charron hatte die Expedition der AETRON erst möglich gemacht, gegen den ausdrücklichen Willen des Regenten. Thora fragte sich, was aus ihm geworden war. Der Regent vergaß nie eine Niederlage. Charron würde für sein Vorgehen bezahlen, früher oder später. Wenn er es nicht bereits getan hatte.
»De Soto hat die Ruhe weg.« Rhodan war neben sie getreten. »Kein Wunder. Er weiß, dass er nur warten muss. Der Schirm verhindert, dass wir Hilfe von außen bekommen. Und hier im Schiff hat er eine erdrückende Übermacht ...«
»Ja. Aber de Soto ahnt nichts von der Notzentrale.«
»Dabei soll es auch bleiben. Vorerst. In welchem Zustand ist das Schiff? Ist es startbereit?«
Thora schob das Holo beiseite, ging durch die Statusmeldungen des Schiffs. Es sah übel aus. Einen Augenblick fühlte sie sich in ihre Jugend zurückversetzt, an die Akademie auf Arkon. Die Ausbilder hatten einen geradezu sadistischen Hang besessen, die Kadetten mit unmöglich zu bewältigenden Simulationen zu konfrontieren. Zumindest waren sich die Kadetten, von denen nur jeder zehnte zur Flotte zugelassen wurde, darin einig gewesen. Jetzt erkannte Thora, dass sie sich geirrt hatten: Die Ausbilder hatten lediglich die Realität abgebildet. Ihre Härte war tatsächlich Güte gewesen.
»Was ist, Thora?«, drängte Rhodan. »Sieht es so schlimm aus?«
Thora gab sich einen Ruck. »Es sieht zumindest nicht gut aus. Vier der 16 Impulstriebwerke sind ausgefallen, drei weitere erbringen nur noch zwischen 21 und 46 Prozent der Soll-Leistung. Einer der beiden Fusionsreaktoren ist einsatzbereit, der zweite wird es in voraussichtlich vierzehn Stunden sein, prognostiziert die Autoreparatur-Routine. Die Andruckabsorber und der Antigrav in ungefähr siebzehn Stunden.«
»Die Andruckabsorber – das sind die Geräte, die die g-Beschleunigung neutralisieren?«
»Ja. Jedes arkonidische Raumschiff ist mit ihnen ausgestattet. Ohne Andruckabsorber könnten wir nur einen Bruchteil der Triebwerksleistung ausnutzen.«
»Bis nach Terrania kommen wir ohne sie aus«, sagte Rhodan.
»Ich denke, ja.« Thora rief weitere Statusmeldungen auf. »Aber der Ausfall des Antigravs ist gravierender. Ohne Antigrav ist die TOSOMA IX nur über die Impulstriebwerke in der Luft zu halten. Die Serie von Explosionen, die Iwan Goratschin ausgelöst hat, hat die Masseverteilung des Schiffs verändert. Dazu kommen die ausgefallenen und angeschlagenen Impulstriebwerke.«
»Ihre Positroniken sollten das spielend ausgleichen. Die Bordcomputer der STARDUST ...«
»Wir haben keine Positronik zur Verfügung.«
»Was?«
»Die Explosionen haben Teile der Positronik und der Redundanzrechner zerstört. Was übrig war, hat sich nach dem Absturz selbst blockiert, um dem Gegner keine Informationen in die Hand fallen zu lassen. De Sotos Leute waren klug genug, die Positronik bisher nicht anzufassen. Sonst hätte sie sich selbst vernichtet.«
Rhodan musterte sie skeptisch. »Und das Schiff selbst. Etwas zu drastisch, wenn Sie mich fragen.«
»Nein«, widersprach Thora. »Die einzige Möglichkeit. Es ist das Erste, was Kadetten auf Arkon lernen. Keine Daten an den Gegner. Insbesondere nicht die Position der eigenen Welten und Stützpunkte. Andernfalls beschwört man unvorstellbare Gefahren herauf.«
»Ich werde es mir merken. Aber Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet: Können Sie das Schiff in die Luft bringen oder nicht?«
»Ich kann es. Aber was wäre damit
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