Perry Rhodan Neo 010 - Im Licht der Wega
ist vollständig defekt durch einen Verschleißfehler im Antrieb. Als Alternative steht nur ein Einmannboot ohne automatische Steuerung zur Verfügung. Stufe vier erforderlich.«
Mehr musste er nicht sagen, Skelir verstand auch so. »Da du nur über Stufe drei verfügst ...«
»... verzichte ich auf meinen Platz und übernehme die Stallwache. Du stehst nun in meiner Schuld.«
Das beurteilte Skelir zwar anders, aber das behielt er für sich. Mit Rokarn ließ sich nicht diskutieren. Außerdem wusste er nicht, ob er es als Glücksfall sehen sollte, denn sofort kehrte die Angst zurück. Dennoch musste er keinen Augenblick nachdenken und zögerte nicht mit der Antwort. »Ich nehme dein Angebot an. Von nun an teilst du dir mit Jenves die Verantwortung für die Sicherheit der Besun-Besucher .«
»Von Sicherheit war nie die Rede.«
Skelir dachte an das Mädchen Sue und ihren Armstumpf. »Neue Anweisung«, behauptete er.
Rokarn fragte nicht weiter nach, sondern unterbrach die Verbindung. Für ihn war es einfach. Seine Weltsicht lief in klaren, geordneten Bahnen ab. Er wusste nicht, was es bedeutete, verstümmelt zu werden und Besun ebenso zu fürchten wie zu achten und zu begehren. Skelir ließ zu, dass Jenves an ihm vorüberging und wie die vier Menschen die Halle betrat. Er hingegen blieb zunächst stehen.
Es galt, alles genau abzuwägen. Wie sollte es weitergehen? Mit dieser Situation, mit dem Mädchen Sue Mirafiore? Er legte sich einen Plan zurecht und trat entschlossen vor die Besucher. »Die Bedingungen der Stallwache haben sich geändert. Ich werde kurz die SREGAR-NAKUT verlassen. Jenves, mein Stellvertreter steht fest. Rokarn wird meinen Platz übernehmen, bis ich zurück bin.«
Der Mensch namens Reginald Bull stand mit ausgebreiteten Armen vor den ersten Vitrinen. »Was soll das alles hier? Und wie kommen Sie dazu, Beiboote auszuschicken? Was planen Ihre Leute? Ich will eine Antwort!«
»Sie vergessen, wer und was Sie sind!«, rügte Skelirs Stallwache-Partner.
»So? Wer und was bin ich denn?« Er blickte seine Begleiter an. »Vielleicht sollten wir das Schiff verlassen!«
»Halten Sie das wirklich für möglich?« Jenves gab einen Befehl, und ein Kampfroboter trat aus der Nische am gegenüberliegenden Ende der Halle. Er musste seine Waffen nicht aktivieren – die Botschaft war auch so deutlich genug.
Erst glaubte Skelir, dass sich der Haarflaum auf Bulls Schädel aufplusterte, doch dann erkannte er, dass stattdessen lediglich das Gesicht des Menschen eine dunklere Färbung annahm, was im Zusammenspiel mit der ebenfalls roten Behaarung eine eigenartige Gesamtwirkung ergab. »Was soll das bedeuten?«, brüllte Bull, offenbar ein leicht erregbarer Mann. »Sie bedrohen uns? Sie halten uns gefangen?«
»Sie sind Besun.«
Bulls hässliches Gesicht verdunkelte seine Farbe in ein noch intensiveres Rot. »Ich kann es nicht mehr hören!«
»Soll ich ...«, begann der Jungterraner Sid González.
»Ruhig, Sid«, unterbrach Eric Manoli. »Und du auch, Reg! Niemand bedroht uns hier unmittelbar. Ich bin sicher, das alles basiert auf einem Missverständnis. Nicht wahr?«
Vor dem Körper des Jungterraners tanzten für einen Augenblick Funken einen sirrenden Reigen. Sie verwehten, noch ehe sie den Boden berührten; nur ein oder zwei schienen noch schwerelos darauf zu hüpfen. Ein höchst seltsames Phänomen. Man sollte es im Auge behalten. Erst das Mädchen Sue, nun das. Dieser Planet, den seine Bewohner bis vor Kurzem schlicht Erde genannt hatten, hielt ausgesprochen interessante Überraschungen bereit.
»Sie dürfen sich im Schiff frei bewegen«, erklärte Jenves. »Fast überall. Dass es gewisse private Bereiche gibt, bleibt davon unberührt. Das wäre in einem Ihrer Gebäude zweifellos nicht anders.«
Skelir amüsierte sich über die Wortwahl seines Stallwache-Partners. Private Bereiche. Als ob ihnen daran etwas liegen würde! Es zeigte aber, dass sich Jenves – genau wie er selbst – gut vorbereitet hatte. In den meisten Subkulturen der Bewohner dieses Planeten spielte das Konzept der Privatsphäre eine große Rolle. Es war ihnen geradezu heilig, wenngleich sie in ihren Informationsnetzwerken zunächst gar nicht diesen Eindruck erweckten. Ein seltsames, widersprüchliches Volk.
Jenves' wohlgewählte Worte fruchteten. Bulls Erregung klang offenbar ab, und die anderen verhielten sich ruhig. Eric Manoli legte eine Hand auf die Schulter des jungen González. Das Mädchen Sue stand von Skelir aus gesehen hinter
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