Perry Rhodan Neo 010 - Im Licht der Wega
die genaue, sich sekündlich aktualisierende Positionsanzeige der GOOD HOPE, die die Anzugpositronik an die Innenseite der Sichtscheibe projizierte.
Der Teleporter konzentrierte sich. Jede noch so kleine Abweichung vom Ziel würde für den anderen den sofortigen Tod bedeuten. Ungeschützt im Vakuum des Alls konnte keiner überleben. Das Innere der GOOD HOPE jedoch bot diesem Fremden eine Chance.
Alles oder nichts. Tschubai versuchte sämtliche Kraft zu bündeln – und teleportierte.
8.
Besun
Skelir
Der Mensch mit dem kurzen roten Flaum betonte, dass es in seiner Kultur eine Frage der Höflichkeit wäre, fremden Gesprächspartnern seinen Namen mitzuteilen. »Mein Name ist Bull«, sagte er im Anschluss, »Reginald Bull.«
Danach hörte Skelir die Bezeichnungen Eric Manoli und Sid González, doch er gönnte diesen Individuen nur einen beiläufigen Blick. Nur das Kind zog sein Interesse auf sich, das unvollständige Mädchen, so fremd und doch ihm ähnlich. Genauso falsch wie er. »Sue Mirafiore«, stellte es sich vor.
»Als Zeichen unseres guten Willens wollen wir diesem Brauch auf Ihrer Welt folgen, auch wenn er ineffektiv und eigentlich indiskutabel ist.« Nach dieser für ihn typisch umständlichen Einleitung offenbarte Jenves seine Identität. »Neben mir sehen Sie meinen Stallwache-Kollegen Skelir.«
»Können wir mehr von diesem Schiff sehen, ehe wir uns weiter unterhalten?«, fragte der Mensch namens Bull.
Skelir erkannte an der Art, wie Jenves die Schuppen rund um die Höröffnung sträubte, dass er auch diesen Wunsch erfüllen wollte, und ergriff rasch das Wort. »Diese Halle ist speziell für Besucher gedacht. Wir würden die nötigen Formalitäten gerne hier erledigen.«
»Sollen wir weiter hineinspringen?«, fragte der Terraner namens Sid González, ein jämmerlich dürres Ding, das noch schlechter aussah als seine Begleiter.
Bull drehte seine hässliche Kopfsektion in raschem Rhythmus von der linken zur rechten Schulter und zurück. Laut den kulturellen Studien, die der Landung der SREGAR-NAKUT vorausgegangen waren, stellte dies eine für Fantan-Verhältnisse unnötig umständliche Geste der Verneinung dar.
Derweil fragte sich Skelir, was der Jungmensch namens González mit seinen Worten auszudrücken versuchte. Springen? Überhaupt war er sich über den Status dieses Terraners nicht im Klaren. Ein Kind schien er nicht zu sein, aber auch kein ausgereifter Mensch. Offenbar befand er sich in einem Zwischenstadium, das der Fantan-Mittelreife entsprach.
Skelir wollte nicht länger darüber nachdenken. Er richtete seine Sehlöcher auf Sue Mirafiore aus und weitete sie. »Du bist unvollständig«, brachte er den Kern all seiner Empfindungen auf den Punkt. »Dir fehlt etwas.«
Sue hob ihre rechte Hand und legte sie auf den Stumpf des linken Armes, der dicht unterhalb der Schulter endete. Offenbar versuchte sie, die Versehrung damit vor den Blicken der Fantan zu verbergen, obwohl ohnehin Kleidung den kümmerlichen Überrest verbarg, als könne man es nicht sowieso augenblicklich bemerken. Ihr ganzes Gesicht schien zu versteinern, als sie sagte: »Ja.« Danach gab es ein leicht zischendes Geräusch, als sie den Atem ausstieß. Keine Sekunde später fügte sie hinzu: »Aber zum Glück fehlt mir nur eine Gliedmaße.«
Skelir nahm verblüfft zur Kenntnis, dass Sue der emotionalen Analyse des Translators zufolge zwar Verärgerung, aber nicht Abscheu zeigte. »Eine interessante Antwort.« Das Mädchen hatte schnell begriffen und erkannt, dass Skelir ebenfalls verstümmelt war. Nicht selbstverständlich, wo sie doch im Umgang mit Fremdvölkern nicht geübt war und aufgrund ihrer Fremdartigkeit ein Fantan für sie wie der andere aussehen musste. Derartige Ignoranz stellte er gerade bei humanoiden Völkern immer wieder fest.
»Wie hast du deinen Arm verloren?«, fragte er.
In Sues Gesicht zuckte es. Ein leise knirschendes Geräusch drang aus dem geschlossenen Mund.
»Das ist eine Frage, die sie nicht beantworten will und kann!«, rief der Jungmensch namens Sid González.
»Es tut nichts zur Sache!«, behauptete auch Reginald Bull.
Skelir nahm es hin; dann würde er seine Geschichte ebenfalls nicht berichten. Allerdings hoffte er, demnächst ungestört mit Sue sprechen zu können. Ekelerregend, und doch ...
Er zog sich aus dem Gedankenstrudel. Ein Treffen ließ sich zweifellos einrichten. Wer sollte ihn schon daran hindern? Für den Moment wandte er sich an den Mann, der sich als Bull bezeichnete.
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