Perry Rhodan Neo 013 – Schatten über Ferrol
hatte sich immer größere Sorgen um seine Familie gemacht, um seinen Stamm. Die Menschen konnten ihn verstehen. Die Angriffe der Topsider waren in den letzten Stunden immer heftiger geworden. Je näher die kleine Gruppe der Hauptstadt kam, desto häufiger musste sie die Straße verlassen, da der Weg durch schwelende Trümmer oder Löcher im asphaltartigen Straßenbelag versperrt wurde. Mehrere Male mussten sie in Einfahrten oder unter Brücken Zuflucht nehmen, um topsidischen Patrouillen zu entgehen, die tief über den Straßen flogen und nach ferronischen Widerstandsnestern suchten.
Die Zahl der verlassenen Wohnhäuser, welche den Weg säumten, wurde immer größer. Offene Fenster, die von hastiger Flucht kündeten, Haustüren, die im Wind klapperten ... Bilder, wie wir sie von der Erde zur Genüge kennen, dachte Rhodan.
Ein Fahrzeug für die Fahrt nach Thorta aufzutreiben hatte sich als unmöglich erwiesen. Alle Fahrzeuge, denen sie begegneten, kamen aus Thorta, nicht ein einziges war auf dem Weg in die Stadt.
»Zum Roten Palast müssen wir, zum Thort.« Chaktor hatte sich Zeit gelassen, Tschubais Frage zu beantworten.
»Und wie stellen Sie sich das vor?«
Chaktor schaute überrascht zu Rhodan. »Sie werden es wissen, wenn es so weit ist.«
Wieder einmal war Rhodan von den fast religiösen Gefühlen überrascht, welche die Ferronen den Menschen entgegenbrachten. Er schaute die Gesichter seiner Begleiter der Reihe nach an. Chaktor, der Ferrone, war als eingeborener Führer unersetzlich, doch er schien zu erwarten, dass die Menschen auf seinem Planeten die Initiative ergriffen.
Es war für Rhodan immer noch eine Überraschung, wie schnell er sich an den Anblick von Außerirdischen gewöhnt hatte. Chaktors blaue Haut, seine tief liegenden Augen, sein gedrungener Körperbau, seine so menschlichen Gesichtszüge und die in vielen Dingen unterschiedliche Mimik und Gestik, das alles war nur Oberfläche, unter der Rhodan schnell das Gemeinsame zu erkennen suchte, nicht das Trennende.
Ras Tschubai war ein Teleporter, doch reichte seine Gabe bei Weitem nicht aus, um auch nur einen von ihnen blind in das Kilometer entfernte Herz der Stadt zu transportieren. Wuriu Sengu, der stämmige Japaner, war ein Späher, der durch feste Materie sehen konnte. Im Moment war seine Gabe für sie nutzlos. Aber immerhin besaßen beide Gaben , die weit über das hinausgingen, was ein normaler Mensch leisten konnte. Eine Frage kreiste immer wieder durch Rhodans Gedanken: Was konnte er selbst zu dieser Mission beitragen – er, Rhodan, der Pilot?
Ein Geräusch kam näher. Rhodan schaute auf. Wieder einmal fuhr ein Fahrzeug an ihnen vorbei. Es sah entfernt wie ein irdischer Linienbus aus. Das Fahrzeug war bis auf den letzten Sitz beladen; angefüllt war es mit Eltern und ihren kleinen Kindern, dazu Reisetaschen mit Hausrat und eilig zusammengepackten Gegenständen.
»Vier Erwachsene, Roter Palast, ohne Umsteigen«, kommentierte Tschubai trocken.
Rhodan warf erneut einen Blick auf das Fahrzeug. Es wirkte kleiner und gedrungener als vergleichbare Fahrzeuge auf der Erde. Dies war der Körpergröße der Ferronen geschuldet, die einem Menschen oft nur bis zur Schulter reichten. Dazu kam, dass die Ferronen offensichtlich weniger persönlichen Platz für sich beanspruchten. In seiner amerikanischen Heimat war es undenkbar, dass Menschen so eng aufeinandergepackt in einem öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs waren.
Sengu konnte Tschubais Kommentar nicht stehen lassen: »Passen wir denn alle in diese Büchse für Sardinen? In meiner Heimat ist man es gewohnt, eng zusammenzurücken, aber nicht sooo eng!«
»Ich wäre froh, wenn ich eng zusammengepfercht sitzen dürfte, anstatt mit viel Platz gehen zu müssen.« Tschubai seufzte theatralisch. »Und dazu noch andauernd dieses Gefühl, als wäre ich gezwungen, einen Sack mit Pflastersteinen zu transportieren!« Er streckte sich, wie um zu zeigen, dass die erhöhte Gravitation ihn niederdrückte.
Rhodan war froh, dass seine Begleiter die Gelegenheit nutzten, um ein wenig Dampf abzulassen. Das Geplänkel zwischen Tschubai und Sengu lenkte von dem Problem ab, dass sie nicht wussten, wie sie in das Herz des ferronischen Reiches vordringen sollten.
Rhodan beschirmte die Augen und ließ nachdenklich seinen Blick über die vor ihm liegende Stadt schweifen. Terrania könnte einmal so groß werden , dachte er. Irgendwann ... wenn die Erde die Zeit bekommt, auch eine solche Entwicklung durchzumachen.
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