Perry Rhodan Neo 013 – Schatten über Ferrol
Aber wie alt ist diese Stadt wohl? Älter als Athen? Älter als die Pyramiden?
Er hörte hinter sich ein Räuspern. Rhodan drehte sich um. Es war Chaktor. Für Rhodan hatte es sich wie ein menschliches Räuspern angehört. Chaktors Blick hing über Thorta, doch merkte man seinem Gesichtsausdruck an, dass das für ihn nicht irgendeine Stadt, sondern die Stadt war. Thorta, Zentrum des ferronischen Reiches. Einst sicher eine stolze Stadt, wunderschön und uralt. Doch nun war ...
»Ich hatte nicht gedacht, dass ich das je erleben muss.« Chaktor stockte. Mit einer fahrigen Geste deutete er auf die Stadt, die sich vor ihnen erstreckte. »Sehen Sie selbst! Rauch erhebt sich über Thorta. Die moderne Stadt, die Millionenstadt, sie brennt – doch so tragisch das ist, so können wir diese Gebäude wieder errichten. Aber in der Millionenstadt verbirgt sich auch das alte Thorta, die historische Stadt. Und diese alte Stadt mit ihren winkligen Gassen, ihren filigranen Häuserfronten und ihren vielen Gaststätten und Kneipen – sie ist unwiederbringlich. Und sie brennt!« Er machte eine Pause. Keiner der drei Menschen ergriff das Wort. »Seit fast 7000 Jahren hat es keine Kämpfe mehr um Thorta gegeben – Auseinandersetzungen, ja. Es hat immer wieder Fraktionen gegeben, die versucht haben, mit Schwertern oder Pistolen die Kontrolle über die Stadt und damit das ganze Sonnensystem zu erlangen. Aber Ferronen haben sich nie dazu herabgelassen, Feuer an die alten Gebäude zu legen.« Er drehte sich zu den drei Menschen um. »Fremde haben damit angefangen. Und Fremde werden es beenden.«
In einer typisch menschlichen Geste kreuzte Chaktor die Arme vor der Brust. Er sieht ein wenig aus wie die geschnitzten Indianerfiguren, die man heute noch im amerikanischen Mittelwesten vor Andenkenläden sehen kann!, dachte Rhodan. Wie ähnlich und wie fremd sie uns doch sind. »Wir werden eine Lösung finden!«, versicherte er Chaktor.
Rhodan, Tschubai und Sengu beugten sich über eine Skizze von Thorta, die Chaktor auf einem großen Bogen einer papierartigen Substanz für sich erzeugt hatte. Rhodan war überrascht, wie einfach er mittlerweile solche Dinge hinnahm. Hätte man ihm vor wenigen Monaten erklärt, dass er außerhalb des Sonnensystems mit humanoiden Außerirdischen zusammenarbeiten würde – er hätte nur gelacht. Nun musste er jeden Tag neue Dinge lernen, jeden Tag daran denken, dass seine seiner Heimat und Vergangenheit geschuldeten Erfahrungen und Kenntnisse immer neu zu überdenken und infrage zu stellen waren. Aber ist das nicht genau das, was ich will?
Die anderen schauten zu ihm; sie erwarteten, dass er die Initiative ergriff. »Wo genau müssen wir hin?«, fragte er den Ferronen.
Chaktor deutete auf das Zentrum der Stadt. »Dort, wo sich die fünf großen Einfahrtsstraßen kreuzen, schlägt das Herz von Thorta.« Er beschrieb einen Kreis um die Mitte der Karte. »Die Mitte der Stadt Thorta ist eigentlich eine Stadt in der Stadt – der Rote Palast ist das Zentrum der ferronischen Macht.«
»Das alles hier ist der Rote Palast?« Tschubai war von der Ausdehnung des Regierungsbezirks überrascht.
Rhodan allein hatte einen Blick dafür bewahrt, wie sehr sich die ferronische Geschichte von jener der Menschheit unterschied. »Ich habe mich schon gewundert, warum Chaktor meinte, dass es nicht mehr weit bis zum Roten Palast sei ... Wir haben unterschätzt, wie riesig dieses Gebilde ist. Vergesst nicht: Die Ferronen hatten Jahrtausende Zeit, um ihre Stadt auszubauen! Wir müssen uns von den terranischen Maßstäben verabschieden, wenn wir andere Völker verstehen wollen.«
»Ein weganischer Vatikan ...«, sinnierte Tschubai nachdenklich.
»Ein Vatikan blauhäutiger Menschen, der von Echsen angegriffen wird, die aus einem anderen Sonnensystem kommen«, mischte sich Sengu ein.
»Eine Gruppe von Menschen von der Erde möchte in eine Art Vatikan blauhäutiger Menschen unter dem Licht der Wega eindringen, der von Echsen angegriffen wird, die aus einem anderen Sonnensystem kommen.« Tschubai hatte offensichtlich Spaß an diesem Spiel.
»Schluss jetzt!« So lustig Rhodan dieses Spiel zwischen Sengu und Tschubai manches Mal fand, so unpassend erschien es ihm jetzt. »Wir haben eine Aufgabe zu erledigen. Die Topsider greifen die Stadt weiterhin an. Der ferronische Widerstand ist hier praktisch zusammengebrochen, nur noch der Rote Palast scheint sich organisiert zu verteidigen. Bis wir zu den Verteidigern Kontakt aufgenommen
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