Perry Rhodan Neo 014 - Die Giganten von Pigell
geschlossenen Wipfeldecke.
Anne Sloane verteilte den Proviant, den sie aus dem Gleiter geholt hatte. »An Wasser werden wir kaum Mangel haben«, sagte sie.
Die Ferronin, die zurückgeblieben war, hatte noch kein Wort gesagt, sondern sich leicht abseits von ihnen gehalten. Kakuta schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sie von den anderen Ferronen schlicht vergessen worden war – einen so verlorenen Eindruck machte sie.
Er trat auf sie zu und sagte: »Ich heiße Tako Kakuta. Wir haben uns noch nicht für unsere Rettung bedankt. Danke, Frau ...?«
»Ich heiße Bechia Yuaad«, sagte sie mit einer Stimme, die leicht und leise war. Sie schwieg, respektvoll, wie ihm schien. »Sie müssen mir nicht danken. Wir hoffen, in Ihnen uns selbst gerettet zu haben.«
Es klang wie eine zeremonielle Floskel. Weder Kakuta noch die anderen gingen darauf ein.
Anne Sloane stellte sich selbst, Morosowa und die beiden Männer vor und sagte: »Was werden wir tun?«
»Wir warten«, sagte die Ferronin.
»Brillante Strategie«, fand Sloane.
»Wissen Sie etwas Besseres?«, fragte Kakuta und dachte: Warum verteidige ich die Ferronin?
»Und wie lange werden wir warten?«, setzte Sloane nach.
»Nicht lang«, sagte Yuaad. »Die Ferrhianen kommen, doch sind sie noch nicht hier.«
»Aha«, machte Sloane und verzog ironisch die Lippen.
Einige Augenblicke schwiegen sie einander an. Kakuta nutzte die Zeit, die Ferronin näher zu betrachten. Sie wirkte standfest, obwohl sie zierlicher war als ihre Artgenossen. Ihre Haut war von einem Blau, das in der Dämmerung zu leuchten schien, eine hellblaue Lasur.
Auf ihre Frisur hatte sie wenig Wert gelegt – oder hatte sie im Gegenteil viel Sorgfalt darauf gelegt, ihr kupferfarbenes Haar zerzaust aussehen zu lassen?
Plötzlich und als er ihr in die fast durchsichtig grünen Augen sah, wurde ihm bewusst, dass sie ihn ähnlich eingehend anschaute wie er sie – so als müssten sie einander auswendig lernen. Er versuchte, sein Gesicht undurchdringlich zu machen.
Sloane fragte: »Wer sind die Ferrhianen?«
»Sie sind schon lange hier«, sagte Yuaad. »Sie gehören zu den Ersten.«
Sloane winkte ab.
Die Ferronin löste ihren Blick von Kakutas Gesicht. Zu niemand Bestimmtem sagte sie: »Ich gehe für einige Augenblicke zu dem Giganten.«
Sie machte sich auf den Weg zum Rand der Lichtung, dorthin, wo Kakuta das konturenlose Etwas gesehen hatte. Er bemerkte ihr Hinken und machte sich einige Gedanken zu dieser Behinderung.
Da schaute sie kurz über die Schulter zurück zu ihm.
Ohne weiter darüber nachzudenken, folgte er ihr.
Das Etwas ragte wie eine Wand auf, durch die langsame Wellen liefen. Es war ein Koloss von einem Tier, vier, eher fünf Meter hoch; mächtige Hautlappen hingen ihm wie schwere Decken an den Flanken herab. Kakuta konnte nicht erkennen, wo bei dem Tier vorne, wo hinten war. Er hörte das unaufhörliche Schlürfgeräusch.
Kakuta hatte nichts gesagt, und die Ferronin hatte ihm bislang nicht zu erkennen gegeben, ob ihr seine Anwesenheit bewusst war. Sie sagte: »Es ist wunderschön, nicht wahr?«
»Was ist es?«, fragte er.
»Wir nennen sie die Giganten« , sagte sie. » Die Giganten von Pigell . Die Ferrhianen haben einen anderen Namen für sie, und sie machen wie immer ein großes Mysterium darum.«
»Giganten«, wiederholte Kakuta. »Ein ziemlich treffender Name.«
Ihr Lachen klang überraschend rau und dunkel. »Sie lieben es, die Regenfälle zu trinken – den Regen, der aus den Kronen die Stämme herabrinnt. Es gibt Jahreszeiten, da leben sie im Meer. Dort begatten sie sich. In den Regenmonaten sind sie an Land, durchstreifen den Dschungel, füllen ihren Magenhort, nehmen aus dem Holz Stoffe für ihre Flankenbehänge auf. Sind Sie Biologe?«
»Nein«, sagte er.
»Schade«, sagte sie und lachte wieder dunkel. »Dann würden Ihnen die Ferrhianen sicher noch besser gefallen.«
»Von denen wir nicht wissen, wann sie kommen.«
Endlich drehte sie sich zu ihm um. »Sie kommen jetzt. Sie sind bereits im Anflug.« Sie sah ihn verwundert an. »Hören Sie sie nicht?«
Sie kamen zu fünft; sie hatten Flügel. Bis zum letzten Moment vermutete Kakuta, dass es sich bei ihren Flügeln um eine technische Gerätschaft handelte. Er täuschte sich.
Die Ferrhianen waren noch einmal deutlich kleiner als die Ferronen, 1,30 Meter oder 1,40 Meter groß. Dafür waren ihre Schultern breiter und auf nicht leicht einsichtige Weise gegabelt. Aus dem nach vorn stehenden Teil der Schulter
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