Perry Rhodan Neo 014 - Die Giganten von Pigell
wuchsen die Arme, schlanke, fast fragile Gliedmaßen. Aus dem rückwärtigen Teil, der von Muskelpaketen förmlich aufgewölbt war, wuchsen die Flügel.
Es waren keine gefiederten, sondern Hautflügel, lang genug, um in zusammengefaltetem Zustand den Boden zu berühren und hinter dem Kopf wie ein weit gestellter Kragen aufzuragen.
Auf dem Rücken und nun an den Seiten von den Flügeln umfasst, trugen die Ferrhianen eine Art Vogelbauer, ein aus Bast oder Holz gefertigtes, käfigähnliches Gebilde.
Ihre Gesichter wirkten eingeschrumpft, ein wenig knitterig. Über der Brust kreuzten sich zwei Gurte, an denen Lederbeutel hingen. Die Hosenbeine steckten in einer Mischung aus Stiefeln und Mokassins. An der Seite trugen sie ein langes Messer oder eine Machete.
Einer von ihnen, sichtbar der Kleinste, trat einen Schritt nach vorn und sagte: »Unser Auftrag lautet, Sie in die Zitadelle zu bringen. Sitzen Sie auf, sitzen Sie auf.« Er schaute sich um, Gesicht für Gesicht, sein Blick blieb bei Kakuta hängen. »Mich rief meine Mutter Douboloz.«
»Er hat Sie erwählt«, wisperte Yuaad ihm zu. »Sagen Sie ihm Ihren Namen. Dann dürfen Sie in sein Traggestell steigen.«
Kakuta räusperte sich und sagte: »Meine Mutter rief mich Tako.«
Er bemerkte, wie Anne Sloane die Augen verdrehte, auf einen der anderen Ferrhianen zuging und nach einem kurzen Wortwechsel, den Kakuta nicht verstehen konnte, ins Gestell kletterte.
Auch Kakuta saß auf. Das Gestell war eine Mischung aus Korb und Geschirr. Seine Füße konnte er in eine Art Pedale schieben. Für die Hände waren Griffe da. Das offene Geflecht ließ sich über den Rücken zusammenführen; die beiden Teile hafteten an offenbar organischen Klettleisten aneinander.
Der Start fiel allen fünf Ferrhianen schwer. Sie rannten, schlugen mit den Flügeln, ächzten vor Anstrengung. Dann endlich und Schlag auf Schlag erhoben sie sich in die Luft. Sie suchten und fanden ihren Weg durch Baumkronen; die herabsinkenden Gleiter hatten ihre Spuren hinterlassen, ihnen förmlich den Weg gebahnt.
Als sie das Dach des Dschungels zehn, zwanzig Meter unter sich hatten, über ihnen der düstere Wolkenhimmel stand, eine blauschwarze Schale, die doch aus dem tiefsten Hintergrund vom Licht der Wega erleuchtet war, überkam ihn ein nie gekanntes Hochgefühl: Kakuta glaubte sich in einem alten Märchen, eine Sagengestalt, die, er wusste nicht, von welchem Zauberer und zu welchem Zweck, verwunschen, aus der Menschenwelt gehoben worden war.
Ich reite den Yatagarasu, den Gesandten der himmlischen Kami! , dachte er. Er drehte den Kopf so lange hin und her, bis er Bechia Yuaad sah. Er lachte ihr zu, und sie lachte zurück, die Zähne hell im Oval ihrer dunkelroten Lippen.
Nach einem Flug von über einer Stunde spannten die Ferrhianen ihre Schwingen aus, schlugen aber nicht mehr. Unter sich entdeckte Kakuta einen breiten Strom, breite Flussbänke mit weißem Sand.
Dort gingen sie nieder, nah am Wasser.
Douboloz hieß ihn absteigen. Der Ferrhiane erklärte. »Die Zitadelle ist nicht direkt auf dem Luftweg zu erreichen. Rings um die Zitadelle liegen Aouziz-Horste. Unseren Überflug würden sie gestatten, denn sie wissen von unserer Bitterkeit. Aber unsere Fracht, unsere Fracht lebt, und also würden sie sie attackieren, Sie und die Ihren.«
Kakuta wusste nicht, was die Aouziz waren, nahm sich aber vor, Bechia Yuaad bei Gelegenheit zu fragen.
Es strengte an, über den Sand zu gehen. Die Schuhe sanken ein, wurden schwerer. Kakuta war froh, als sie den festeren Boden des Dschungels erreicht hatten. Douboloz und die anderen Ferrhianen zogen ihre Macheten. Sie führten das Langmesser wie eine Fortsetzung des Unterarms, schnitten Äste von den Bäumen und hieben sie zurecht.
Eine Stunde und mehr marschierten sie durch den Dschungel. Dann verlegte der Fluss ihnen den Weg. Die Ferrhianen zeigten, wie man mithilfe der Stöcke den Fluss durchwatete, wie man sie in den Boden steckte, Halt zwischen den Steinen fand, um gegen die Strömung zu bestehen.
Ihre Schuhe und Strümpfe zogen sie aus, stopften die Strümpfe in die Schuhe, banden die Schuhe aneinander und hängten sie sich um den Hals.
Der Fluss war breit; das Wasser erstaunlich kalt, hüfthoch. Auf der anderen Seite machten sie ein Feuer, um sich zu trocknen. Die Ferrhianen warnten sie, die durchnässten Hosen nicht zu dicht an die Flammen zu legen. Die Fäden würden morsch, die Nähte verfielen.
Als die Kleidung trocken war, gingen sie weiter. Die
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