Perry Rhodan Neo 015 - Schritt in die Zukunft
zurück. Da gibt es bestimmt Haferbrei zum Frühstück.«
»Und zu allen anderen Mahlzeiten auch. Erbarmen.« Er grinste, und sie erwiderte das Grinsen.
Nur wenig später saßen sie am kleinen Frühstückstisch, den sie sich ans Fenster gezogen hatten, um die Morgensonne genießen zu können. Iwan verzehrte zwei Brötchen mit Erdnussbutter. Ishy schlürfte nur schweigend ihren Kaffee. Dabei sah sie ihn so seltsam an, dass er irgendwann einfach fragen musste: »Was hast du? Alles in Ordnung?«
»Ich weiß nicht«, gestand sie. »Ich frage mich, wie es jetzt weitergeht.«
»Wie meinst du das?«
Sie neigte leicht den Kopf zur Seite. »Na ja, mit uns. Ich bereue nichts von dem, was passiert ist, aber ...« Sie stockte. »Ich kann auch nicht einfach darüber hinweggehen.«
Iwan legte sein halb gegessenes Brötchen auf den Teller. »Wer verlangt das von dir?«
»Keine Ahnung«, sagte sie leise. »Vielleicht du?« Sie sah ihn an. Einmal mehr lag dieser Blick in ihren Augen, der sie unglaublich verletzlich wirken ließ.
Endlich begriff Iwan, worum es überhaupt ging. Sie schien zu glauben, dass das nur ein One-Night-Stand für ihn gewesen war. »Nein«, brachte er leicht verspätet hervor. »Nein, wie kommst du darauf? Ich ... ich bin glücklicher als je zuvor. Du bist das Beste, was mir seit einer Ewigkeit widerfahren ist. Und ich wäre niemals ... ich wäre niemals mit dir ins Bett gegangen, wenn du mir nicht wirklich etwas bedeuten würdest.« Er streckte seine Hand über den Tisch und ergriff ihre. »Ishy, ich möchte mit dir zusammen sein – nicht nur heute, sondern auch morgen und solange es eben geht.«
»Aber wir kennen uns doch erst wenige Tage«, gab Ishy zu bedenken. »Du weißt fast nichts über mich. Und ich habe auf einmal Angst, dass du dich von mir abwendest, wenn du mich erst näher kennenlernst.«
Iwan schnaubte. »So ein Unsinn. Ich kenne dich gut genug. Und alles, was ich über dich weiß, zeigt mir, dass du ein großartiger Mensch bist. Hast du irgendeine schmutzige Vergangenheit? Ist es das? Und wennschon! Die Vergangenheit ist vorbei. Ich habe meine auch hinter mir gelassen. Wichtig ist nur die Zukunft.«
Ishy senkte ein wenig den Kopf. »Nein, um meine Vergangenheit geht es nicht.«
»Worum dann?«, fragte er eindringlich. »Rede mit mir.«
Sie holte tief Luft und schien sich innerlich zu sammeln. Dann hob sie den Blick wieder und sah ihn geradewegs an. »Das, was ich dir jetzt sagen werde, ist ein Geheimnis. Nur sehr wenige Menschen kennen es. Aber wenn wir länger zusammen sein sollten, wirst du es früher oder später ohnehin herausbekommen – und ich möchte nicht, dass du es irgendwie falsch verstehst oder dass die Wahrheit um mehrere Ecken herum verzerrt bei dir ankommt. Bitte versprich mir nur, dieses Wissen für dich zu behalten.«
Ein mulmiges Gefühl machte sich in Iwans Magen breit. Welche Eröffnung erwartete ihn denn nun? »Okay, ich verspreche es. Was immer es ist, du kannst es mir sagen.«
»Iwan, ich bin anders als andere Menschen. Ich weiß nicht, warum, aber es ist so. Ich wurde mit einer besonderen Gabe geboren.«
»Wie meinst du das?«
Ishy zögerte. Das Geständnis schien ihr nicht leicht zu fallen. »Ich kann ... Dinge sehen. Dinge, die in weiter Ferne liegen. Und ich kann diese Dinge auch für andere sichtbar machen. Ich zeige es dir.« Sie stand auf und stellte sich in die Mitte des Wohnzimmers. In beschwörender Geste hob sie die Hände in Brusthöhe. Gleichzeitig hob sie den Kopf ein wenig. Ihr Blick schien in weite Ferne zu schweifen, die Augen wurden glasig. Und dann, plötzlich, flirrte die Luft zwischen ihren Händen, ein Phänomen wie über einer Asphaltstraße an einem sehr heißen Tag.
Reglos vor Staunen sah Iwan zu, wie das Flirren stärker wurde und ein Bild darin auftauchte, trügerisch und undeutlich zunächst wie eine Fata Morgana. Doch mit jedem Moment wurde es stabiler und schließlich, nach vielleicht fünf Sekunden, hing da ein Bild zwischen Ishys Händen in der Luft. Am Rand schien es im Nichts zu zerfließen, doch in der Mitte war es erstaunlich klar.
Es zeigte den Aussichtspunkt am Mount Tamalpais, den Ort, wo sie sich vor ein paar Tagen zum ersten Mal begegnet waren.
»Wow, nicht schlecht«, sagte Iwan. »Wie machst du das?«
Ishys Blick kehrte ins Hier und Jetzt zurück. Nachdem sie das Bild hatte entstehen lassen, schien es ihr wenig Mühe zu bereiten, es aufrechtzuerhalten. »Ich muss nur an einen bestimmten Ort denken und mich
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