Perry Rhodan Neo 016 - Finale für Ferrol
Menschen und der Arkonide saßen fest, auf Gedeih und Verderb dem Schiff ausgeliefert, nur von der Hülle des Raumers vor dem sicheren Tod in den Fluten bewahrt.
Lesly K. Pounder drängte das Unbehagen zurück, das mit diesem Gedanken einherging. So gefangen er sich vorkam, es war rein psychologischer Natur.
Schon immer hatte er davon geträumt, zu den Sternen zu fliegen – und es machte nicht den geringsten Unterschied, ob die Hülle in der tiefsten Tiefsee oder irgendwo im All brechen würde: Beides war gleichbedeutend mit dem Tod. Die Frage war nur, ob man ertrank und von den hereinbrechenden Fluten zerschmettert wurde oder im Vakuum des Weltraums erstickte. So oder so begab sich der Mensch in die Abhängigkeit der Technologie, die ihm im Gegenzug bis vor Kurzem unvorstellbare Reisen ermöglichte. Ein Handel, den Pounder einzugehen bereit war.
Im Hologramm sah er, wie sich die äußersten Schichten des Schiffs aus dem Meeresboden hoben. Ein Riss zuckte durch den Boden, Wasser verwirbelte, und dunkle Partikel aus für ihn undefinierbaren Bestandteilen bildeten undurchdringliche Wolken, in denen das Scheinwerferlicht glitzerte und sich verlor. Es war wie schwarzer Nebel, der über alles fiel – wie ein Leichentuch, das sich schweigend und in gespenstischer Lautlosigkeit in dieser menschenfeindlichen Welt ausbreitete.
Das Donnern und Krachen wurde leiser, das metallische Ächzen nahm ab.
Der Boden in der Zentrale bockte und kippte, als wolle er sich völlig zur Seite neigen und die Position mit den seitlichen Wänden tauschen.
»Sorgen Sie sich nicht«, sagte Crest. Er klang allerdings nicht so zuversichtlich, wie es seine Wortwahl zunächst vermuten ließ.
Das Hologramm zeigte nichts mehr – nur wirbelnde Dunkelheit aus tosenden, verschmutzten Fluten. Das starke Scheinwerferlicht reichte nur noch wenige Meter weit. Plötzlich trieb ein großer, toter Fisch durch das Restlicht, eine Art Krake.
»Rumpf ist unbeschädigt!«, schrie jemand über den verbleibenden Lärm hinweg. Anderson? Vielleicht, Pounder konnte die Stimme nicht zuordnen. Er versuchte, gefühlte tausend Anzeigen auf dem Holo-Display vor sich gleichzeitig im Auge zu behalten und zu interpretieren. Sein Atem ging schwer, und doch fühlte er in sich eine zunehmende Ruhe und Gelassenheit. Das erleichterte ihn – ein Kommandant musste bis zu einem gewissen Maß über den Dingen stehen, um sie sachlich und nüchtern beobachten zu können.
Die TOSOMA war frei, und es war leichter gegangen als befürchtet. Pounder gab einen Kurs ein, der sie in die Höhe führte; so langsam wie nur irgend möglich, um die Flutwelle durch die verdrängten Wassermassen zu verringern, die sie auslösen mussten.
Sie stiegen.
Pounder dachte an Taucher, die in den vergangenen Jahrzehnten in immer tiefere Bereiche des Meeres vorgedrungen waren. U-Boote, Kapseln – trotz aller Fortschritte in der Technologie gehörten große Teile des Meeresgrunds nach wie vor zu den letzten unerforschten Gebieten der Welt.
Die Menschen hatten geglaubt, überallhin vorgestoßen zu sein und jeden Flecken Lebensraum zu kennen. Nun zeigte sich, wie töricht dieser Gedanke war. Diejenigen, die wie er vom Weltraum besessen waren, hatten es schon immer gewusst: Die Erde zu erforschen war nur der erste Schritt. Die zaghaften, tapsigen Gehversuche eines Kleinkinds, das sich von der Hand der Mutter löst.
Mit einem Schiff wie der TOSOMA stand ihnen so viel mehr offen. Unendlich viel mehr. Es war die Erfüllung eines Traums. Reisen zu anderen Planeten, in ferne Sonnensysteme – zu bewohnten Welten, wie sich seit Kurzem erwiesen hatte.
Der große Traum wechselte in die Realität.
Zeit seines Lebens hatte es Lesly K. Pounder tief in sich gehofft, aber diese Hoffnung für Narretei gehalten, für die Überbleibsel seiner Kindheitsträumereien. Und nun saß er in einem Artefakt außerirdischer Technologie, das einst auf der Erde gestrandet war, und hatte es mit einem Team der fähigsten Leute wieder flugfähig gemacht.
Noch befanden sie sich einige Hundert Meter unter der Meeresoberfläche. Die Antriebsmaschinen drückten das gigantische Konstrukt aus Stahl nach oben. Das gewaltige Volumen vertrieb Wassermassen, schob sie zur Seite, nach oben, weiter in die Tiefe. Wellen entstanden, pflanzten sich fort, und niemand, nicht einmal die arkonidische Positronik, konnte genau berechnen, welche verheerenden Auswirkungen der Aufstieg der TOSOMA nach sich ziehen würde.
Daran mochte Pounder nicht
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