Perry Rhodan Neo 016 - Finale für Ferrol
Anzugsortern ein sicheres Bild über einige Meter gewinnen konnten. Der Quergang jedoch erstreckte sich viel weiter schnurgerade in beide Richtungen.
Sie mussten den linken Weg einschlagen, um den nächstgelegenen Antigravschacht zu erreichen, der sie drei Decks in die Höhe brachte. Thora suchte kurz Blickkontakt mit Tschubai. Der Teleporter, noch immer am Ende seiner Kräfte, nickte zur Bestätigung. Mehr war nicht nötig. Jede verlorene Sekunde erhöhte das Risiko der Entdeckung.
Gemeinsam schwebten sie in die Kreuzung ein, Schusswaffen in der Hand, bereit zu feuern.
Es blieb still.
Niemand entdeckte sie. Sie hörte den Teleporter über den Helmfunk, der sie auf einer abgeschirmten Frequenz miteinander verband, erleichtert aufatmen. »Behalten Sie die Nerven«, raunte sie ihm zu. »Wenn wir bemerkt werden, müssen wir schnell und konsequent handeln. Ich brauche Sie, Tschubai.«
Während dieser Worte flog sie längst wieder los. Fünf Meter nach der Abzweigung. Zehn. Sie stoppten vor dem Antigravschacht. Sie mussten drei Decks nach oben. Weitere zehn Meter. Dreimal die Gefahr, entdeckt zu werden.
Thora warf einen Blick in den Schacht. Scheinbar eine leere Röhre, ein bodenlos anmutender Abgrund, der senkrecht durch das Schiff schnitt. Wer jedoch hineintrat, den erfasste die Antigravwirkung; man trieb entweder langsam und kontrolliert nach unten oder wurde nach oben gezogen, je nachdem, in welche Polung man eintrat.
Niemand benutzte den Schacht, soweit sie ihn überblicken konnte. Sollten sie so viel Glück haben? Geschah tatsächlich das Wunder, ohne dass sie mit Waffengewalt nachhelfen mussten? Eine verlockende Vorstellung.
Sie zögerte nicht lange und zog Tschubai über die Anzugssteuerung mit sich; dessen integrierte Positronik reagierte auf jede Bewegung der Arkonidin.
Den Höhenunterschied hätten sie auch mithilfe ihrer Kampfanzüge überwinden können, doch sie trieben in der normalen Antigravwirkung des Schachts. Je weniger sie ihre eigene Technologie nutzten, desto geringer war das Risiko, dass ihre Gegner zufällig die unvermeidbaren Emissionen anmaßen und Alarm schlugen. Noch ahnten ihre Feinde nicht, welche Gefahr ihnen im Verborgenen drohte. Doch die verlassene LAST HOPE musste das Misstrauen der Topsider geweckt haben.
Der erste Ausstieg tauchte über den beiden auf. Sie passierten ihn ohne Zwischenfall. Die zweite Öffnung. Nichts. Dann die dritte, noch knapp zwei Meter über ihren Köpfen.
Ein Topsider stieg in den Schacht.
Keine zwei Meter trennten sie von dem Echsenwesen. Es trug einen Kampfanzug. Der Topsider schnaubte. Er ließ sich von der Stealth-Funktion ihrer Anzüge nicht täuschen. Seine Hand schnellte dem Aktivierungssensor des Schutzschirms entgegen.
Thora handelte augenblicklich. Ihr Strahlerschuss drang dem fremden Soldaten in den Unterleib und schnitt quer durch den Brustkorb, noch ehe der Schirm entstand. Der Topsider starb. Blut quoll aus den Wunden und schwebte neben der Leiche ebenso schwerelos wie diese in die Höhe, gezogen vom Antigravstrahl im Schacht.
Da jagte Thora längst den letzten Meter bis zum Ausstieg mit einem kurzen Antriebsschub ihres Anzugs. Sie war keine Soldatin, war es nicht gewohnt zu töten. Aber sie verdrängte das Entsetzen, das ihre klaren Gedanken hinwegspülen wollte. Wenn der Topsider nicht allein gekommen war, durfte seinen Begleitern nicht die Zeit bleiben, Alarm zu schlagen. Sie musste schnell und konsequent handeln. Und tödlich. Sonst waren sie verloren.
Ras Tschubai handelte zu ihrer Erleichterung ebenfalls erstaunlich effektiv. »Ich kümmere mich um die Leiche!«, rief er ihr über Helmfunk zu. Seine Stimme zitterte allerdings.
Die Waffe im Anschlag, sprang die Arkonidin aus dem Schacht, sicherte in alle Richtungen; zu allem Überfluss lag der Ausstieg leicht erreichbar an einem Kreuzungspunkt. Niemand war zu sehen. Der Soldat war allein gewesen.
Sie hörte ein Geräusch hinter sich und wirbelte herum.
Erleichtert ließ sie die Waffe sinken, als sie Ras Tschubai erkannte, der den toten Topsider aus dem Antigravschacht zerrte. Er ächzte. Fast war die Anstrengung zu viel für ihn. Sie packte die Leiche ebenfalls; dank der Kraftverstärkung des Anzugs stellte es keinerlei Problem dar, sie mitzunehmen. Ihr Begleiter konnte mit diesem Erzeugnis arkonidischer Technologie nicht so gut umgehen wie sie. Für ihn war es alles andere als Alltag, einen solchen Kampfanzug zu tragen. Thora war es schon manches Mal vorgekommen, als wäre er
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