Perry Rhodan Neo 017 - Der Administrator
der schroffen Schale steckte ein mitfühlendes Wesen. Das hatte Fulkar bewiesen, als er dem Mädchen Sue einen gesunden Arm geschenkt hatte. »Was schlagen Sie vor?«
»Ich halte die Aussichten der von Doktor Manoli und Doktor Haggard vorgeschlagenen Therapie für so gering und die Nebenwirkungen für derartig massiv, dass ich sie aus ethischen Gründen ablehnen muss. Kein intelligentes Wesen sollte beim Stand unserer Medizin ein solches Leid erdulden müssen. Ich schlage eine palliative Behandlung vor. Ich bin zuversichtlich, dass wir Ihnen für die Wochen, die Ihnen noch bleiben, eine hohe Lebensqualität erhalten können.«
»Wochen? Mehr habe ich nicht mehr?«
»Ohne Behandlung, ja«, meldete sich Manoli wieder zu Wort. »Vier, maximal sechs Wochen.« Die Augen des Arztes schimmerten feucht. »Es tut mir leid, Crest.«
»Es ist schon gut.« Der Arkonide straffte sich. »Wir müssen schließlich alle irgendwann sterben, nicht?«
Aber nicht jetzt!, dachte er gleichzeitig. Nicht gerade jetzt, wo ich der Unsterblichkeit auf der Spur bin!
»Meine Herren«, sagte Crest gefasst. »Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit. Sie werden verstehen, dass ich über Ihre Eröffnung nachdenken muss.«
»Selbstverständlich«, entgegnete Manoli. »Wir haben ein Zimmer für Sie vorbereitet. Dieses Haus steht ganz zu Ihrer Verfügung. Sie können hier ungestört nachdenken und zu einer Entscheidung kommen.«
Der Arzt führte ihn eine breite Treppe hinauf in den ersten Stock. Manoli stützte ihn mit einer Hand unter der Achsel. Crest ließ es mit sich geschehen. Er war in Gedanken woanders.
Das Zimmer war lichtdurchflutet. Die zum See gewandte Seite öffnete sich auf einen weitläufigen Balkon, der nur wenig kleiner war als die Terrasse. Die Wand war komplett verglast, behinderte die Sicht nicht. Die Menschen meinten es gut mit ihm, wollten ihm seine letzten Tage so angenehm wie möglich machen.
Manoli führte ihn zum Bett. Crest ließ sich auf die Matratze sinken. »Ich ... ich bin müde«, sagte er leise. »Ich glaube, ich werde etwas schlafen.«
»Das ist eine hervorragende Idee«, stimmte Manoli zu. »Danach werden Sie bestimmt schon etwas klarer sehen.«
»Bestimmt. Ich melde mich, wenn ich etwas brauche, ja?«
»Natürlich.« Manoli zeigte auf einen Schalter, der an der Wand eingelassen war. »Ein Knopfdruck genügt und wir sind bei Ihnen.«
»Danke!« Crest nahm Manolis Hand und drückte sie fest. »Ich danke Ihnen für alles, was Sie für mich getan haben.«
»Ich folge lediglich dem Eid, den ich geschworen habe.« Manoli machte sich los. »Und jetzt schlafen Sie, Crest!«
Crest streckte sich auf dem Bett aus. Er schloss die Augen, lauschte den Schritten Manolis, der die Treppe hinabstieg. Der Arkonide zählte langsam bis dreißig, dann holte er seinen Pod aus der Tasche und wählte eine Nummer.
»Miss Michalowna? Ich brauche Ihre Hilfe!«
Crest gab der Telepathin seine Instruktionen. Dann schaltete er den Pod ab und legte ihn auf das Nachttischchen. Crest stand auf und ging an das Seitenfenster. Der Arkonide hatte auf eine Feuerleiter gehofft, aber es gab keine. Er behalf sich mit einer Regenrinne. Crest kletterte zu Boden. Eine grimmige Entschlossenheit verlieh ihm ungeahnte Kraft und Geschicklichkeit.
Er schlüpfte in den Wald, rannte in seinem Schutz zur Hauptstraße. Der Feldweg ermöglichte ihm die Orientierung. Er hatte die Hauptstraße kaum erreicht, als ein weißer Kompaktwagen aus Richtung Ponta Delgadas kam. Er hielt an der Einmündung des Zufahrtsweges.
Als Crest zu dem Wagen ging, beugte sich die Fahrerin zur Seite und stieß die Tür auf der Beifahrerseite auf.
»Sie haben ein Taxi bestellt, Sir?«, fragte Tatjana Michalowna. Ihre Augen glänzten.
Crest stieg ein. »Ja.«
»Wohin soll die Reise gehen?«
»Zur Welt des Ewigen Lebens.«
»Wie Sie wünschen!« Tatjana Michalowna fuhr los.
15.
Rhodan
Terrania
Für einen Moment trat Schweigen ein.
»Ich ziehe meine Kandidatur zurück«, rief er, »und schlage Homer G. Adams als ersten Administrator der Terranischen Union vor!«
Viertausend Menschen sprangen von ihren Stühlen. Sie waren überrascht, zornig, fühlten sich betrogen. Rhodan kniff die Lider zusammen, sah in die erste Reihe. Bai Jun und Reginald Bull hatte es genauso wenig wie die übrige Versammlung auf den Stühlen gehalten. Bull bemerkte seinen Blick, schüttelte langsam den Kopf – und grinste breit.
Rhodan konnte sich ausmalen, was der Freund dachte: Du alter Halunke!
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