Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort
Aber ich weiß, dass Guall eine Hoffnung ist. Ein Funken Licht in einem dunklen Zeitalter. Was denken Sie?«
»Er ist etwas Besonderes, das spüre ich.« Rukaar verstummte und betrachtete Guall aufmerksam, der mit aufeinandergelegten Beinen auf dem Teppich saß und sich nicht regte. »Ich wusste schon immer, dass er anders ist, und ich mag ihn. Er ist einer meiner engsten Freunde. Es schmerzt, dass Nerlan ihn in den Nakuur gebracht hat. Aber morgen schon darf er hinaus. Ihr alle, für die Schlacht. Die Gerüchte sind wahr. Nerlan wird jeden kämpfen lassen. Die Hauptaufgabe der Bodentruppen besteht darin, sämtliche feindlichen Stellungen auszumachen und die Positionen durchzugeben, damit unsere Geschütze sie ausmerzen können.«
Rhodan hatte sich gefragt, warum die Innenstadt noch nicht eingenommen war. Und es wunderte ihn noch immer. »Warum müssen dafür Soldaten verheizt werden? Was ist mit der Luftaufklärung? Hat Nerlan keine Drohnen?«
Rukaar sah ihn an, als habe er etwas wirklich Dummes gesagt. »Selbst einem Gorchoo wie dir sollte klar sein, dass wir kaum noch Flugzeuge haben. Natürlich gibt es noch Drohnen. Aber was bringen die, wenn man den Feind weder sehen noch anmessen kann? Erst wenn die Städter abdrücken, wissen wir, wo sie sich verkrochen haben.«
Langsam begriff Rhodan. Die ferronische Technik wirkte auf ihn vergleichbar mit der irdischen oder in einigen Aspekten mit der interplanetaren Raumfahrt sogar deutlich überlegen, nur dass die neunzig Jahre Krieg dafür gesorgt hatten, dass Waffen knapp geworden waren. Darüber hinaus schien es im Verhältnis zu den Möglichkeiten der Anmessung eine wesentlich besser entwickelte Tarn- und Störtechnik zu geben. Wenn Nerlan nicht die gesamte Innenstadt samt der Zitadelle dem Boden gleichmachen wollte, brauchte er klare Zielpunkte.
»Gibt es irgendeine Chance, unsere Ausrüstung zurückzuerhalten? Wir sind in der Lage, damit umzugehen, und könnten weit sicherer in das Gebiet der Feinde eindringen.«
»Feinde? Ein netter Versuch, Rhodan, aber ich durchschaue dich. Für dich sind die Städter Ferronen wie du, auch wenn sie eine andere Hautfarbe haben. Außerdem wird Nerlan euch die Anzüge niemals überlassen. Sie sind sein Besitz und in euren Händen gefährlich. Ihr könntet versuchen zu fliehen.« Sie wirkte zögernd, als müsse sie sich zu den nächsten Worten durchringen. »Eigentlich bin ich gekommen, um dich zu warnen. Nerlan wird seine eigenen Soldaten gefährden. Er hat Schreckliches vor beim Angriff. Achte auf die Signale. Wenn hohe Pfeiftöne im Funk zu hören sind, fallen Blendbomben. Ich darf eigentlich kein Signal geben, weil auch der Feind es abhören und verstehen kann, aber ich will meine Soldaten nicht auf Nerlans Altar ausbluten lassen.«
»Warum warnen Sie mich? Warum nicht Ihre Soldaten?«
»Meine Soldaten sind gewarnt.« Sie zögerte. Rhodan konnte ihr die Unsicherheit ansehen. Es musste für sie ungewohnt sein, sich vor einem Soldaten niedersten Rangs zu rechtfertigen. Rukaar senkte den Blick. »Vielleicht mag ich dich einfach. Hast du nicht gesagt, du bist in einer Gegend aufgewachsen, in der man einander hilft?«
»Danke für Ihre Warnung, Rukaar. Wie schätzen Sie die morgige Schlacht ein? Wie stark ist der Widerstand?«
»Sehr stark. Die Kadenz der gegnerischen Waffen ist enorm, und die Städter haben noch ausreichend Munition. Sie wissen, was sie erwartet. Wenn wir die Innenstadt genommen haben, wird Nerlan jeden Feind töten lassen.«
Der Gedanke, dass Nerlan die gesamte Stadtbevölkerung nach einem Sieg exekutieren lassen würde, verursachte Rhodan Magenschmerzen. »Warum? Ich dachte, Ressourcen wären knapp? Wäre es nicht sinnvoller, die eigenen Bestände aufzufüllen?« Es fiel ihm schwer, so emotionslos und zweckorientiert über die Bewohner Remanors zu sprechen, doch er wusste, dass Rukaar und Nerlan diese Sprache besser verstanden und eher darauf reagieren würden als auf einen Appell an ihr Mitgefühl.
»Nerlan hat bereits vor drei Tagen ein Ultimatum gestellt. Er wird es nicht wiederholen. Jeder Städter, ganz gleich ob Soldat oder Zivilist, bewaffnet oder nicht, wird sterben.«
Dieser Wahnsinn. Wie verblendet Nerlan und seine Leute sind. Sie schlachten das eigene Volk ab. Die Folgen dieses Vorgehens konnte niemand ermessen. Es würden viele tote Ferronen die Straßen bedecken. Rhodan sah die Bilder deutlich in seiner Vorstellung. »Können Sie nichts tun, Rukaar? Sie sind Nerlans Schwester. Sein Blut.
Weitere Kostenlose Bücher