Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort
kribbelte, als läge sie in einem Ameisenhaufen. Einige Minuten ertrug sie das Gefühl und gab Tschubai von ihrer Heilkraft. Sie spürte, wie rasch ihre Gabe versiegte. Wie bei einem Wasserhahn, der sich mehr und mehr schloss, konnte Sue immer weniger Energie für die Neugruppierung und Heilung der Zellen nutzen.
»Er wird morgen wieder auf den Beinen sein«, flüsterte sie Reg zu und achtete sorgsam darauf, nur Englisch zu sprechen. Der implantierte Translator war ihr ein wenig unheimlich, doch er war auch ungemein praktisch. Er würde nur dann ins Ferronische übersetzen und dafür ihre Stimmbänder aktivieren, wenn sie beabsichtigte, das Ferronische zu benutzen.
Nach und nach wurden die anderen auf Bull und sie aufmerksam.
Rhodan trat als Erster an das Lager. »Können wir Ras kurz aufwecken, um uns zu besprechen? Es ist inzwischen Abend, wir sollten klären, wie wir morgen vorgehen.« Auch er sprach nur Englisch. Er richtete sich an Chaktor und Lossoshér. »Redet bitte kein Ferronisch mehr.«
Die beiden machten eine zustimmende Geste. Der Translator übersetzte das Englische und erlaubte ihnen zugleich, sich auf Englisch auszudrücken.
Sue beugte sich über Tschubai und berührte seine Schulter. »Ras, hörst du mich?«
Tschubai drehte den Kopf, er blinzelte. »Sue. Dann war es doch kein Traum.« Er wollte sich aufsetzen, Rhodan und Bull drückten ihn behutsam zurück auf die weiche Unterlage.
»Bleib liegen«, ordnete Bull an. »Dich hat’s ganz schön erwischt, und wir brauchen dich in ein paar Stunden bei vollen Kräften. So, wie es aussieht, sind wir in der Vergangenheit gelandet.«
Sue hörte staunend von der Entdeckung des Mosaik-Turms. »Das Dunkle Zeitalter«, flüsterte sie andächtig. »Kann das wirklich gehen? Kann ein Gerät uns quer durch die Zeit schicken?«
»Es muss so sein«, sagte Bull kategorisch. »Ich kann’s mir auch nur schwer vorstellen. Aber es gibt Wissenschaftler in Terrania, die nicht nur behaupten, unser Universum würde sich wie ein Knäuel falten, durch das man durch Sprünge von Band zu Band Abkürzungen nehmen kann, nein, sie meinen auch noch, dieses bewegliche Knäuel eines Tages berechnen zu können.«
»Das Universum ist ein Wollknäuel?«, echote Sue.
Lossoshér legte eine wichtige Miene auf. »Und laut hochrangigen Wissenschaftlern meines Volkes eingebettet in mehrere Dimensionen.«
Sue schwirrte der Kopf.
Rhodan legte seine Hand auf ihre Schulter. »Das sind nur Theorien und von Menschen gemachte Bilder. Nimm es einfach hin, Sue. Wir sind durch die Zeit gegangen, und wir können auch wieder durch die Zeit zurückkehren. Das ist, was im Moment zählt.«
Zögernd nickte Sue. Ihr fiel auf, dass Thora überhaupt nicht überrascht wirkte von dieser Eröffnung. »Und wie kommen wir zurück?«
Eilig erzählten Rhodan und Bull von ihrem Plan, im Schlachtgetümmel zusammen zu verschwinden und zum Transmitter des zukünftigen Wüstenforts zu gelangen.
Sue fühlte Angst bei diesem Plan. Wie würde es sein, in einer Schlacht zu stehen? Würde sie die Nerven behalten? Sicher war es viel schlimmer als im Shelter, als die Schüsse fielen. Um sie herum würde getötet werden. Sie würde nichts tun können, um zu helfen, trotz ihrer Gabe. Wieso taten vernunftbegabte Wesen einander so etwas an? Sie dachte zurück an den Shelter. Damon und Tyler, die Zwillinge. Die Jungen hatten sich Sturmgewehre besorgt und hatten ihren Hass auf die Welt, ihre Enttäuschung in einem Feuergefecht mit der Polizei entfesselt.
Sue hatte es nicht verstanden und begriff es immer noch nicht. Die Welt wäre freundlicher, wenn jeder nur ein bisschen Respekt hätte. Zumindest so viel Respekt, keine Waffe zu ziehen und abzudrücken, um ein Leben auszulöschen. Kälte breitete sich in ihrer Brust aus.
Unwillkürlich sah sie zu Thora, die unnahbar hinter Rhodan aufragte. Das Gesicht der Arkonidin wirkte maskenhaft, die roten Augen verzweifelt. Thoras Blick ging hin und wieder zu Lossoshér, als wollte sie den alten Transmitter-Wächter kraft ihrer Gedanken zu Staub auflösen. Zum Glück gab es diese Begabung nicht.
Was ging in Thora vor? Seit ihrer Ankunft im Nakuur hörte sich Thora nach Crest um. So, wie ihr Gesicht aussah, hatte sie noch keine Spur ihres Mentors gefunden. Es gab kein anderes Weißhaar im Nakuur. Niemand hatte Crest oder seine Begleiter getroffen. Sue fühlte mit Thora. Sie hatten diesen Transmitter benutzt, um Crest zu finden, nicht, um in der Hölle eines Jahrhundertkriegs zu
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