Perry Rhodan Neo 019 - Unter zwei Monden
wahrgenommen?
Seine Pubertät hatte eher spät eingesetzt. Durch die verwirrenden Entwicklungen in den letzten Jahren hatte er zu seinem eigenen Körper ein eher ambivalentes Verhältnis entwickelt.
Er, der dicke Junge, in dem viele nach wie vor das Kind sahen. Er, der Träumer, der sich nach den Sternen und einer besseren Zukunft verzehrt hatte und dabei selbst nicht ganz seine Kindheit aufgeben wollte, die ihm nie richtig vergönnt gewesen war.
Er, der Teleporter, dessen Gabe ihm unglaublich viel Kraft kostete und die ihn innerhalb eines Vierteljahres in einen schlanken, fast hageren jungen Mann verwandelt hatte, dessen Muskeln sich unter der dunklen Haut nun sanft abzeichneten.
Sie hatten ihn früher nicht ganz für voll genommen ... Alle, außer John selbstverständlich, der immer ein wenig mehr Freund denn Erzieher gewesen war.
Und nun? Wann würden sie ihn alle als Mann sehen? Wann würde er zum ersten Mal mit einer Frau schlafen? Und was fast noch wichtiger war: Wer würde es sein? Sue? Nein, das konnte er sich nicht so wirklich vorstellen. Sie war eine Schwester für ihn.
»Nur Mut!«, hörte Sid erneut die Stimme von John in seinen Gedanken, der ihn zu diesem Treffen ermutigt hatte.
Sid schloss die Augen, verdrängte die Gedankenwolke, in die er sich geflüchtet hatte, um sich der Realität und seinem Vorhaben zu entziehen.
Er atmete tief ein – und hielt sogleich die Luft an, erschrocken vom viel zu lauten Geräusch, das das Einatmen verursachte. Vor seinem inneren Auge sah er, wie sich die Tür öffnete und er vor ihm aufragte und ihn auslachte, weil er erstarrt in Angst allein im Gang stand.
»Nur Mut«, flüsterte Sid. Er sah, wie das Zittern vom kleinen Finger auf die ganze Hand übergriff, wie sich eine Gänsehaut bildete, als striche eine kühle Brise darüber. Sid presste die Lippen aufeinander und drückte auf die Kontaktfläche.
Mit einem säuselnden Geräusch öffnete sich die Tür.
Iwan Goratschin blickte auf. »Sid González«, sagte er. »Schön, dass du kommst.«
Sid ließ den Arm sinken, nickte kurz und militärisch, wie er es von Mercant abgeschaut hatte, und trat ein. Haltung bewahren, dachte er. Er darf nicht denken, dass er stärker ist als du. Nur Mut.
Mit steifen Schritten ging er auf die Sitzgruppe zu, in der sich Goratschin niedergelassen hatte. Vor ihm auf einem runden Plastiktisch lag eine Schale aus Holz, die wie ein Blatt geformt war. In ihr lag rotes und grünes Obst. Kakteenfrüchte und Mangos. Daneben standen eine Karaffe mit einer klaren Flüssigkeit, wahrscheinlich Wasser, und zwei saubere Gläser.
Sid fiel auf, dass sich Goratschin nicht erhob. Wollte er ihn täuschen, indem er seine wahre Größe nicht zur Schau stellte?
Unschlüssig blieb Sid vor Goratschin stehen. Der Mann sah aus, wie er ihn in Erinnerung hatte. Oder vielmehr, wie er dessen Bruder in Erinnerung hatte. Groß und kräftig und gefährlich.
Allerdings fielen Sid zahlreiche Unterschiede zu Dr. Iwanowitsch Goratschin auf, zu Ivanhoe . Dieser hatte vitaler und entschlossener gewirkt als sein Zwillingsbruder, der vor ihm in dem beigen Sessel aus Kunstleder saß und ein Bein über das andere geschlagen hatte.
Die Haut dieses Goratschins wirkte fahl, fast grünlich, was aber auch am gedämpften Licht in diesem Raum liegen konnte. Unübersehbar waren die bereits angegrauten Schläfen und die tiefen Linien, die sich von den Mundwinkeln zu den Nasenflügeln hochzogen. Und die Augen.
Sid blinzelte verwirrt, hielt dem Druck zwei Herzschläge lang stand, blickte dann aber doch zu der Obstschale hinunter.
Iwan Goratschins Augen waren ihm fremd und unbehaglich.
Einen Moment lang kämpfte Sid gegen den beinahe übermächtigen Drang, sich herumzuwerfen und, so schnell ihn die Beine trugen, aus diesem Raum zu verschwinden. Oder einfach wegzuteleportieren.
Goratschin hob eine Hand und deutete auf den freien Sessel. »Bitte setz dich, Sid. Ich denke, wir haben uns einiges zu erzählen.«
Seine Stimme klang ähnlich wie diejenige des verstorbenen Zwillingsbruders. Sid fiel die Wärme auf, die Goratschin darin mitschwingen ließ.
Du wirst mich nicht täuschen, Teufel, dachte er.
Dann blickte er hoch, sah Goratschin direkt in die Augen. »Vielleicht«, sagte er und setzte sich.
»Wie geht es dir?«, fragte Goratschin.
»Es geht so.«
»Wohnst du schon lange in Terrania?«
»Terrania gibt es noch nicht lange. Ein paar Wochen. Monate.«
»Da hast du recht. Bitte entschuldige diese dumme Frage.«
Sid
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